Nach 18 Jahren (erfolgreicher) Intendantur hat er das Theater der jungen Welt verlassen: Jürgen Zielinski. Foto: Tom Schulze

Leipzig. Das wird ungewohnt: Wenn am 12. September die Spielzeit 2020/2021 am Leipziger Theater für junge Welt (TdjW) beginnt, hat die Zeitrechnung nach Jürgen Zielinski endgültig begonnen. Grund genug für einen kleinen Rückblick auf 18 Jahre Intendantur …

… die im Jahr 2002 begann und schon damals geprägt war von einer intensiven Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte, Nationalsozialismus und dem Rechtsruck in der heutigen Gesellschaft. Für Jürgen Zielinski immer eine echte Herzensangelegenheit: Mit der Inszenierung „Ab heute heißt du Sara“ nach der Biografie der Holocaustüberlebenden Inge Deutschkron realisierte das TdJW eine große musikalische Jugendtheaterinszenierung. George Taboris „Mein Kampf“ inszenierte Jürgen Zielinski 2010 selbst, als klares Bekenntnis für Toleranz und Demokratie in Abgrenzung zu einem NPD-Büro, das zu dieser Zeit in unmittelbarer Nähe des Theaters existierte. Für die Produktion „Brennpunkt: X“, in der Geflüchtete auf der Bühne standen, wurde das TdJW 2016 mit dem Sonderpreis des Sächsischen Förderpreises für Demokratie ausgezeichnet.

Ein weiterer wichtiger Baustein war die stetige und intensive Zusammenarbeit mit Theatern und Künstlern aus Israel: 2010 gastierte „Kinder des Holocaust“ – eine Inszenierung mit Schauspielern und Jugendlichen, die auf Zeugnissen von Überlebenden des Holocaust basierte – als Gastspiel in Leipzigs israelischer Partnerstadt Herzliya. Und 2018 verantwortete Jürgen Zielinski in Kooperation mit der Galerie für Zeitgenössische Kunst das Sommertheaterfestival „Welt im Zelt“, das mit sieben israelischen Gastspielen und Workshops offizieller Beitrag der Stadt Leipzig zum 70. Jubiläum der Staatsgründung Israels war.

Darüber hinaus prägte er mit 50 eigenen Inszenierungen seit 2002 das künstlerische Gesicht des TdJW maßgeblich. Seine Inszenierung von Lessings „Nathan der Weise“ stand 15 Jahre im Repertoire und wurde in dieser Zeit in über 180 Vorstellungen von mehr als 25.000 Besuchern gesehen. Seine Kindertheaterinszenierung „Ginpuin. Auf der Suche nach dem großen Glück“ war 2015 für den Faust-Theaterpreis nominiert und 2016 zu den Ruhrfestspielen Recklinghausen eingeladen. Ein zentrales Anliegen war Jürgen Zielinski das TdJW zu einem Theater für alle Generationen zu machen. Der Spielplan des TdJW umfasste unter seiner Intendanz Stücke für Zweijährige ebenso, wie einen abwechslungsreichen Abendspielplan …

… und nun? Nun, es geht weiter. Am 12. September läutet das Theater der Jungen Welt mit seinen Besucher*innen die neue Spielzeit ein – dazu erwartet das Publikum ein volles Programm. Open-air, auf dem Lindenauer Markt begrüßt Intendantin Winnie Karnofka; an mehreren Infoständen erfährt man alles über die Saison 2020/21 und die Schwerpunkte Tanz für alle, Inklusion und kulturelle Bürgerbeteiligung. Am gleichen Tag wird die erste Premiere der neuen Saison gefeiert – „Es war zweimal“ ist ein welterkundendes Tanz- und Sinnestheater, das sich als Relaxed Performance auch an Menschen richtet, die sich im Theater eine entspannte Atmosphäre wünschen.

Infos: www.tdjw.de

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here