Die Momente, die für alles belohnen: Bei seinen 20 Missionen auf den Philippinen hat Dr. Christopher Wachsmuth schon vielen Kindern eine Zukunft gegeben. Foto: S. Schumann

LEIPZIG. Eigentlich, überlegt der Leipziger Chirurg Dr. Christopher Wachsmuth, sei er dazu gekommen wie „die Jungfrau zum Kind“. Nun, inzwischen hat dieses Kind mit dem Namen „Operation Restore Hope“ in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag gefeiert …

Es war ein autralischer Kollege, der vor über zwei Jahrzehnten den entscheidenden Anstoß gab. „Dazu muss man wissen, dass viele Philippinos in Australien im Exil leben – dadurch ist das Thema dort durchaus präsent“, erzählt der Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und ergänzt: „Die Krankheit der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ist gerade auf den Philippinen verbreitet.“ Und sie ist weit mehr als ein optischer Makel – massive Probleme gibt es beim Essen und der Sprachentwicklung. Was lag da näher als vor allem den betroffenen Kindern zu helfen?

„Für mich als Europäer war der erste Aufenthalt in Manila tatsächlich ein Schock“, erinnert sich Dr. Christopher Wachsmuth. „Die Stadt ist eine riesige Metropole, ein wahrer Moloch. Auf den Philippinen ist das Problem der Landflucht sehr präsent – da hat die Stadt jede Menge Stadtteile, die eigentlich offiziell überhaupt nicht existieren.“ Bis heute gehen die Ärzte, die Schwestern, das gesamte „Operation Restore Hope“-Team stets dahin, wo es dringend ist – nah dran an den Slums, an den Menschen, für die eine entsprechende Operation schlicht unbezahlbar ist.

Im März war der Leipziger Facharzt zum 20. Mal in Manila. Wieder einmal im Hospital NG Paranaque. Und wieder war es zuallererst ein freudiges Wiedersehen: „Inzwischen sind im Team ja auch richtige Freundschaften gewachsen – man besucht sich schon mal mit den Familien. Und wenn man sich am ersten Tag trifft, setzt man sich erst einmal auf einen Kaffee zusammen.“ Mit einem Lächeln ergänzt er: „Dann wird aber in die Hände gespuckt.“

Wenn man den Erzählungen über die Missionen in der philippinischen Metropole lauscht, bekommt dieses „In-die-Hände-Spucken“ auf einmal eine gewaltige Dimension. Nein, da muss Dr. Christopher Wachsmuth nicht noch einmal unterstreichen, dass man da nicht von ein paar erholsamen Tagen in der Ferne sprechen kann – es genügt, wenn man weiß, dass ein Operationstag um 5.30 Uhr beginnt und manchmal bis 23 Uhr dauert. „Mehr geht dann aber auch nicht – falscher Heroismus bringt überhaupt nichts.“

Da schwingt dann ein bemerkenswerter Realismus mit, den sich Dr. Christopher Wachsmuth mit seinem „ORH“-Team in den letzten zwei Jahrzehnten regelrecht erarbeitet hat. Dieses Wissen darum, dass auch eine solche Mission ihre Grenzen hat. „Wir müssen bei allen Operationen eine 99,8-prozentige Sicherheit haben“, überlegt er: „Zum Glück hat unser Team in dieser Hinsicht immer funktioniert. (…)“ Und er spricht von weiteren schwierigen Situation, davon, dass man nicht allen Betroffenen helfen kann. Davon, dass man dann doch auswählen muss – mit schwerem Herzen: „Da muss man sich dann mit Fragen beschäftigen wie: Kann dieses Kind überhaupt operiert werden? Welches Kind übersteht schon die Narkose? Das ist ein Prozess, an dem man schwer zu knabbern hat.“

Was Dr. Christopher Wachsmuth aus solchen Situationen mitbringt, ist Demut. Und das Gefühl für die eigene Verantwortung. „Man macht sich dann schon ganz anders Gedanken über das eigene Glück“, meint er nachdenklich. Und ergänzt mit Nachdruck: „Nein, hier geht es nicht um Samaritertum. Aber darum, dass man schon ein Stück von diesem Glück zurückgeben möchte.“

Bei „Operation Restore Hope“ fließen das Geld, die Sachspenden wirklich komplett in dieses konkrete Projekt. Kaum ist der Koffer von der letzten Mission ausgepackt, macht sich Dr. Christopher Wachsmuth als Vorsitzender des Fördervereins wieder daran, die Weichen für das Frühjahr 2019 zu stellen. „Das wird von Jahr zu Jahr schwieriger“, meint er mit Blick auf die anstehenden Formalitäten. Aber immerhin wird man nun nach 20 Jahren verstärkt in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen. Noch eines bewegt Dr. Christopher Wachsmuth mit Blick auf dieses Jubiläum: „Wir sind als Team der lebende Beweis, dass man mit Menschen quer durch alle Nationen ganz viel erreichen kann.“ Und nach einer Pause ergänzt er mit einem Lächeln: „Wenn dies die Globalisierung ist, ist es okay.“

J. Wagner

Alle Informationen unter: www.operationrestorehope.de

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