Sommer, Sonne, Freizeit: Die kleine Lina genießt an der Blumenuhr in Naunhof das strahlende Wetter. Inzwischen hat das dortige Turmuhrenmuseum wieder geöffnet – wie so viele ­Kultureinrichtungen im Landkreis Leipzig. Foto: Bert Endruszeit

Leipziger Land. Die Türen dicht, Veranstaltungen abgesagt, Ausstellungen verschoben: Auch die Museen und Galerien des Landkreises mussten sich im Zuge der Corona-Pandemie auf eine ganz neue Situation einstellen.

Endlich wieder Kultur vor Ort erleben! Im Zuge der Lockerungen hat das Kreismuseum in Grimma seit dem 5. Mai wieder regulär geöffnet. „Allerdings reagieren die Leute sehr zurückhaltend, es ist eher wenig los“, so Leiterin Marita Pesenecker mit Blick auf die Besucherzahlen im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit.

Das Museum an der Paul-Gerhardt-Straße mit seiner umfangreichen, heimatgeschichtlichen Sammlung zeigt noch bis November die verlängerte Sonderausstellung zum 140. Geburtstag des Frohburger Keramikers Kurt Feuerriegel. Dann folgt die traditionelle Weihnachtsschau. Und für nächstes Jahr sei eine Exposition zur Großmühle Grimma in Vorbereitung.

Trotz der über anderthalbmonatigen Schließung war sogar ein Streifzug durchs Museum möglich. Für die Internet-Videoseite „YouTube“ wurde ein 18-minütiger Film gedreht, bei dem besondere Exponate der Dauerausstellung vorgestellt wurden. Darüber hinaus habe man die Zeit genutzt, teilweise den Fotobestand des Museums – etwa 400 stadtgeschichtliche Motive – für die Internetplattform „sachsen.museum-digital“ nach und nach aufzuarbeiten und online zu stellen, berichtet Marita Pesenecker.

Interessiert seien die Museumsleute auch an Fotografien, die den Corona-Alltag der Menschen in der Region dokumentieren. Wer dazu beitragen will, kann sich mit seinen Aufnahmen gerne an das Kreismuseum wenden.

Trotz Lockdowns stand auch die Zeit im Turmuhrenmuseum Naunhof nicht still. Einige der 13 Vereinsmitglieder haben während der Schließung drinnen und draußen geputzt und gewerkelt und einen neuen Durchlass am Fachwerkhaus geschaffen, damit Ein- und Ausgang räumlich voneinander getrennt sind, erzählt Helga Schnabel vom Trägerverein. Seit dem 8. Juli empfängt das kleine, gemütliche Museum an der Ungibauerstraße, das Uhren aller Art zeigt und dieses Jahr seinen 25. Geburtstag begeht, mittwochs, samstags und sonntags nach telefonischer Voranmeldung wieder Gäste. „Wir mussten die Öffnungszeiten reduzieren, da wir das sonst finanziell und personell nicht stemmen können“, sagt Helga Schnabel, die stets um junge Vereinsmitglieder wirbt. „Im Großen und Ganzen wird das recht gut angenommen.“ Zur Dauerausstellung wird aktuell eine Sonderschau unter dem Titel „Entstanden aus Feuer und Rauch“ mit Keramik in Raku-Technik präsentiert.

Mit verkürzten Sonderzeiten – Freitag bis Sonntag – öffnete das Kulturhistorische Museum in Wurzen am 8. Mai nach der Corona-Unterbrechung wieder seine Türen. „Wir sind zufrieden – das verlängerte Wochenende wird eigentlich sehr gut genutzt“, bilanziert Museologin Karolin Kläber. „Ab September wollen wir jedoch wieder zu den normalen Zeiten zurückkehren und dann auch wieder Führungen anbieten.“ In der Einrichtung in der Domgasse ist eine umfangreiche Schau zur Stadt- und Kulturgeschichte samt einer lehrreichen Ringelnatz-Sammlung zu sehen. Eine Pause habe es trotz mehrwöchiger Schließung nicht gegeben. „Museen haben immer zu tun“, betont Karolin Kläber. So wurde etwa damit begonnen, Tausende Archivfotos zur Vorbereitung einer Inventarisierung zu sichten und zu beschriften.

„Bei uns hat sich eigentlich nicht viel geändert, bis auf die Besucherzahlen. Gruppen hatten bis Ende Juni abgesagt, jetzt läuft langsam alles wieder an“, sagt Corinne Schulze, Leiterin des Töpfermuseums in Kohren-Sahlis. „Zwei unserer Einrichtungen haben sowieso erst ab Mai geöffnet und konnten fast pünktlich am 4. Mai öffnen. Da wir nur wenig Personal haben, welches sich auch um Reinigung und kleinere Gartenarbeiten kümmert, blieb im April mehr Zeit, die Museen in dieser Hinsicht auf die Öffnung vorzubereiten.“ Sie selbst habe ihre Stunden reduzieren müssen, um daheim die Kinder zu betreuen.

In der Corona-Schließzeit konnte einiges im Archiv erledigt werden. „Wir haben unsere Glas-Positiv-Sammlung mit historischen Fotografien aus Kohren von circa 1904 endlich neu ordnen und in dafür geeignete Archivkartons sortieren können. Das sind Arbeiten, die sonst während der Öffnungszeiten, immer mit einem Ohr an der Eingangstür, erledigt werden müssten. Nun konnte alles in Ruhe und mit mehr Konzentration geschehen.“ Negative Auswirkungen habe die Situation auf die Besucherzahlen. „Wir mussten leider unsere beliebte Konzertreihe im Schwind-Pavillon absagen. Außerdem fiel der Topf- und Krügemarkt im Mai aus. Das wäre auch ein Wochenende mit vielen Besuchern gewesen.“

Im Volkskundemuseum Wyhra stehen ohnehin große Veränderungen an, für die nun mehr Zeit blieb. Das Volkskundemuseum wird ab 1. September schließen und zum „Geschichtenhof Wyhra“ umgestaltet. Dieser soll danach nicht nur eine neue, spannende Ausstellung zum Leben und Arbeiten einer Bauernfamilie um 1900 enthalten, sondern auch einen Naturparcours und Angebote der Naturfördergesellschaft Borna-Birkenhain, besondere Übernachtungsmöglichkeiten unter anderem für Pilger, Möglichkeiten für die Wyhraer, sich im Rahmen der Dorfgemeinschaft zu treffen sowie einen Ort für Trauungen des Standesamtes Borna, erklärt Museumschef Hans-Jürgen Ketzer. „Die rund acht Wochen, in denen das Volkskundemuseum für Besucher nicht geöffnet war, haben wir intensiv dafür nutzen können und sind in dieser Zeit auch ein ganzes Stück vorangekommen.“

Seit 19. Mai stehen die Türen des Volkskundemuseums wieder offen. Aufgrund der Hygieneregeln gelten besondere Nutzungsbedingungen. Unter anderem sind die vorwiegend kleinen Räume des Bauernwohnhauses gegenwärtig nicht zugänglich. „Auch unser Museumscafé wurde nicht wieder geöffnet. Um unseren Besuchern als Ausgleich dafür einen Mehrwert; zu bieten, haben wir eine Ausstellung gestaltet, in denen sie sich mit den Plänen für den Museumshof Wyhra vertraut machen können.“ Bert Endruszeit/ Benjamin Winkler

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