
Heiraten kann man in Deutschland überall. Typischerweise im Standesamt oder in der Kirche. Aber auch am Strand, im Schloss, auf Waldlichtungen oder in ungewöhnlichen Locations wie einem Zeppelin oder auf einem Schiff.
In Hohenroda bietet sich ein technisches Denkmal aus dem Jahr 1790 als besonderer Trauungsort an: die Bockwindmühle. Seit 2008 kann man sich hier trauen lassen. „Bis heute wurden hier 161 Ehen geschlossen“, berichtet Christine Kandler, seit 2013 Standesbeamtin in Krostitz. Die höchste Anzahl wurde 2012 erreicht – mit 21 Trauungen.
In der Mühle finden etwa 12 Personen (+ Brautpaar) gut Platz. Heiraten kann man allerdings nur in der „wärmeren“ Jahreszeit, also von Ostern bis Oktober. „Sonst wird es zu kalt“, sagt Christine Kandler.
Kuriose Trauungen
Am 15. Mai 2015 haben sich in der Bockwindmühle Gisela und Andreas Bamberg trauen lassen. Mit dabei war auch Deutschlands schönste Kuh: Pedale. „Mein Mann war damals Chef einer Agrargenossenschaft. Er hat gesagt, wenn er heiratet, muss seine Kuh dabei sein“, erinnert sich Gisela Bamberg. Daher haben seine Kollegen Pedale nach Hohenroda transportiert und dem Brautpaar so einen gebührenden Empfang bereitet.
Doch sie sollten nicht das kurioseste Brautpaar sein. „Ein griechischer Bräutigam kam zum Beispiel einmal mit dem Moped zur Mühle. Eine Feuerwehrgarde begrüßte das Brautpaar mit einer Wasserdusche. Ein Leipziger Paar heiratete spontan in Radler-Kluft. Und natürlich hatten wir auch schon eine Hochzeit in schwarz“, zählt sie Zeremonien auf.
„Wer bei uns heiratet, der sucht die besondere Atmosphäre“, weiß Gisela Bamberg. Der Charme des historischen Denkmals mit dem sichtbaren Mahlwerk und dem Mehlbalken, die Räder an der Wand sowie die Geräusche, die das Holz macht, erzählen aus längst vergangenen Zeiten. Aus ganz Deutschland reisen Hochzeitsgesellschaften an, um genau das zu erleben.
Wahrzeichen von Hohenroda
Auf einer Anhöhe thront das Wahrzeichen der Gemeinde. Von den Fenstern aus genießt man einen herrlichen Blick über das weite Land. Das 10 000 Quadratmeter große Gelände ringsherum beherbergt einen Zierteich, ein Schafgehege, einen Holzbackofen und eine Ausstellung landwirtschaftlicher Geräte.
Die Mühle sei schon immer mit dem Ort verbunden gewesen, berichtet Gisela Bamberg. Als ehemalige Ortsvorsteherin und Bewohnerin der Gemeinde kennt sie sich mit der Geschichte der Mühle aus.
Der ursprüngliche Standort befand sich etwa 500 Meter entfernt. „Bis 1958 war sie in Betrieb.“ Danach dem Verfall überlassen. „Unser damaliger Bürgermeister in Hohenroda, Klaus Martin, kam auf die Idee, die Bockwindmühle als touristisches Objekt zu entwickeln“, so Gisela Bamberg. Also wurde die defekte Mühle 1996 abgebaut und nur ein Jahr später auf einem aufgeschütteten Hügel am heutigen Standort in der Krensitzer Straße 24a wieder aufgebaut. „Mit einem Mühlenfest haben wir unser neues Wahreichen 1997 gefeiert.“ Ein Jahr später konnte hier der Deutsche Mühlentag begangen werden.
Beliebter Anziehungspunkt
Die Gemeinde ist seit Beginn Besitzerin der Bockwindmühle. Aber das Denkmal und das große Gelände zu erhalten, kostet nicht nur Kraft, sondern auch Geld. Daher wollte die Gemeinde die Mühle verkaufen. Dagegen wehrten sich die Hohenrodaer. „Die Mühle ist seit jeher Anziehungspunkt. Tausende Menschen strömen zu den jährlichen Mühlentagen zu uns und schauen begeistert zu, wenn das Mahlwerk in Gang gesetzt wird und der Wind die Flügel dreht“, beschreibt Gisela Bamberg.
Daher beschloss der Kultur- und Heimatverein Hohenroda-Mocherwitz 2010, sich um das Gelände zu kümmern und die Mühle funktionstüchtig zu erhalten. „Seither öffnen wir die Bockwindmühle zu Mühlenführungen, unterbreiten Angebote für Schulklassen und bieten mit unserem Vereinshaus das Gelände auch für Feierlichkeiten aller Art an“, erzählt Gisela Bamberg, seit 2016 Vorsitzende des Vereins.
Besonders Letzteres wird sehr gut angenommen. „Bis zu 20 Feiern haben wir jährlich bei uns – neben Hochzeiten auch Familienfeiern, zur Jugendweihe oder Einschulung“, sagt Bärbel Wendt, die sich um die Organisation dafür kümmert. Hinzu kommen noch Veranstaltungen für die Gemeinde – wie Dorfkino in den Sommermonaten, ein Dorffest sowie Rentnernachmittage. „Wir sind das ganze Jahr sehr gut ausgelastet.“ Im Kalender der Gemeinde Schönwölkau könne man nach freien Terminen für 2026 suchen – und sollte sich beeilen. „Wir haben bereits einige Anmeldungen. Unsere Mühle ist einfach beliebt.“ Nannette Hoffmann

































