
Die Tierliebe liegt einfach im Blut: 30 Jahre lang lebte Christine Arendt auf Rügen und engagierte sich dort ehrenamtlich für den Schutz und die Versorgung herrenloser Katzen. Und nebenbei arbeitet sie inzwischen im Leipziger Zoo und zwar als Lotsin. Auch im Haus der Begegnung ist sie oft zu finden – aber ihre große Liebe gilt den kleinen und großen Igeln.
Eine Zukunft trotz Verletzungen
Denen gibt sie eine Zukunft – trotz Verletzungen oder Unterernährung. Eine Zukunft in Freiheit: So gab es im Mai mal wieder eine Auswilderungsaktion, bei der Christine Arendt vier ihrer Schützlinge in die Freiheit entlassen wurden, ein bewegter Moment für alle Beteiligten.

Der Grund für die steigende Zahl hilfsbedürftiger Igel auch in Leipzig? „Die Verletzungen nehmen zu – vor allem durch Rasenroboter und Gartenarbeiten“, berichtet Arendt. Die automatischen Mäher stellen eine erhebliche Gefahr dar: Sie fahren auch nachts, wenn Igel aktiv sind, und erkennen die Tiere oft nicht rechtzeitig. Immer wieder erleiden Igel schwere Schnittverletzungen an Schnauze, Beinen oder Rücken, manche werden sogar tödlich verletzt. Auch der Einsatz von Trimmen, Heckenscheren oder das Umgraben von Laubhaufen birgt große Risiken.
Immer wieder werden viele Tiere mit offenen Wunden, starken Parasitenbefall oder in einem ausgehungerten Zustand gefunden. Besonders schlimm trifft es die Igelbabys: Sie müssen mit Wärmflasche, Infusionen oder Katzenfutter aufgezogen werden, alles in Handarbeit und mit viel Geduld.
Christine Arendt kümmert sich liebevoll um Igel. Jedes Jahr päppelt sie rund sechs von ihnen auf, alles aus eigener Tasche. Futter, Streu, Tierarzt – das geht schnell ins Geld. Manche Tiere müssen sogar ins Labor, um sicherzugehen, dass sie gesund sind. Ach ja: Wer einen kleinen, verwahrlosten Igel findet, sollte nicht zögern und unbedingt einen Tierarzt aufsuchen – das ist oft lebenswichtig für die Tiere. Besonders gut geeignet sei dafür die „Tierarztpraxis am Adler“ in Leipzig: Auch Christine Arendt bringt ihre Schützlinge dorthin, um sie fachkundig versorgen zu lassen.
Bevor ein Igel in die Freiheit darf, muss er mindestens 600 Gramm wiegen, erst dann hat er genug Reserven. Die Auswilderung passiert meist im späten Frühjahr oder Sommer, an ruhigen Orten mit viel Natur. Christine Arendt nimmt dies sehr ernst: So ist sie bei der Auswilderungsaktion von der Taborkirche bis zur Küchenholz in Leipzig gelaufen, um ihre vier Schützlinge an einem geeigneten, geschützten Ort auszusetzen. „Die Strecke war weit, aber ich wollte sichergehen, dass sie dort eine echte Chance haben“, sagt sie. Ein Einsatz, der zeigt, wie viel Herzblut in jeder Auswilderung steckt.
Wie kann man selbst den Igeln helfen?
Und wer selbst helfen will? Schon kleine Dinge machen einen Unterschied: weniger mähen, keine Gifte im Garten, Wasser aufstellen und verletzte Tiere melden. Wichtig ist auch, im Garten etwas mehr Natur zuzulassen – etwa durch wilde Ecken mit Laub, Hecken oder Totholz. Gerade Igel brauchen solche Rückzugsorte zum Schlafen, Verstecken und Überwintern. Jeder noch so kleine Beitrag hilft, ihren Lebensraum zu erhalten. Elisa Horn