Musiker Luis Dannewitz spielt seine Musik auch auf der Leipziger Markmusik. Foto: André Kempner
Musiker Luis Dannewitz spielt seine Musik auch auf der Leipziger Markmusik. Foto: André Kempner

Die Leipziger Markt Musik bringt seir Freitag Pop und Rock, Jazz und Klassik, Heavy Metal und Blues in die City. Das Line-up: Orchester, musikalische Legenden und Newcomer. Zu letzteren zählt Luis Dannewitz. Unter dem Künstlernamen LUYS präsentiert der 24-Jährige verträumte Rockmusik.

Schon als kleines Kind interessierte sich der gebürtige Wismarer für die Instrumente seines Vaters. Der hatte ein Musikzimmer, spielte Harmonium, Orgel und Gitarre. „Mein Vati hat mir das mitgegeben“, sagt er. Später trat Luis einer Schülerband bei, die Hard Rock spielte, nahm Gitarren- und Gesangsunterricht. Der Traum, von der Musik leben zu können, nimmt Gestalt an. Etwas, das seine Eltern anfänglich skeptisch betrachteten. Doch Luis ließ nicht locker. Es folgten Auftritte mit der Band und auch solo. Sein Vater fuhr ihn zu den Auftritten und auch seine Mutter kam, um ihn zu unterstützen. „Sie hat mit der Zeit gesehen, was mir die Musik gibt“, sagt er.

Sport, Straßenmusik und Studium

Parallel machte Luis Leichtathletik, trainierte drei- bis viermal in der Woche. „Irgendwann habe ich mir dann vorgenommen, zu den Deutschen Meisterschaften zu fahren“, erinnert er sich, „aber das war noch so weit weg.“ Er trat bei den Norddeutschen Meisterschaften an, „aber auch da war schon sichtbar, dass andere deutlich bessere Aussichten haben, dass ich da nicht rankomme“. Das Ende des Sports – für ihn völlig okay. „Es war eine schöne Zeit und ich habe viele Freunde kennengelernt.“

LUYS live auf der Bühne: Sein größter Traum ist es, mal bei Rockam Ring zu spielen. Foto: Veranstalter
LUYS live auf der Bühne: Sein größter Traum ist es, mal bei Rock
am Ring zu spielen. Foto: Veranstalter

Obwohl Luis bereits erste Erfahrungen als Straßenmusiker sammelte und vom Musikerleben träumte, rieten ihm seine Eltern, nach dem Abitur eine Ausbildung zu machen oder zu studieren. Dass er seine Heimat dafür verlassen würde, zeichnete sich deutlich ab. „Ich wollte unbedingt mal aus Mecklenburg-Vorpommern weg. Einfach mal in was Größeres, wo kulturell mehr los ist, ich musikalische Kontakte knüpfen kann, das gesellschaftliche Klima besser ist.“

Fürs Studium nach Leipzig

Und so landete Luis Dannewitz vor vier Jahren zum Studium in Leipzig. Die Stadt hatte ihm bei früheren Besuchen gefallen, schien anders als Hamburg bezahlbar und nicht so weit weg wie Köln. Außerdem kannte er bereits einige Leute, die hier lebten. Er bezog eine Zwei-Zimmer-Wohnung, in der er sich ein kleines Studio einrichtete – „Welcher Student kann sich das in einer Großstadt leisten? Das geht nur hier so“ – und begann, Politik zu studieren. „Politik hat mich schon immer interessiert. Trotzdem habe ich das Studium anfänglich vor allem gemacht, um meine Eltern ruhigzustellen. Mit der Zeit wurde das aber immer interessanter“, sagt er.

Der Auftritt auf dem Augustusplatz vor unfassbar vielen Menschen war ein Höhepunkt. Ich war sehr stolz aus so vielen Bewerbern ausgewählt worden zu sein.

Nichtsdestotrotz: Der Traum, hauptberuflich Musik zu machen, blieb. Inspiriert durch die Musik und den Rockstar-Vibe der Britpop-Band Oasis sowie den britischen Sänger und Songwriter Harry Styles, seine Musik, seinen Style und seinen Umgang mit den Fans hielt Luis an seinen Zielen fest.

Er tourte als Straßenmusiker durchs Land – sang in Wismar und Rostock, in Münster, Düsseldorf und München. Seine Texte handeln von Liebeskummer, Selbstzweifeln und freudiger Aufbruchsstimmung. Alles verpackt in seichten Rock. Er spielte Gitarre, Klavier und Schlagzeug, das er sich selbst mithilfe des Internets und einer Spielkonsole beigebracht hatte. „Die Auftritte als Straßenmusiker waren toll, aber auch eine Herausforderung. Sich gegen all die anderen Straßenkünstler durchzusetzen, kostet Mut und Überwindung. Es ist ein Kampf. Aber die Zeit war auch spannend und sehr schön durch den direkten Kontakt zu den Menschen“, blickt er zurück.

Auftritte, Freiheit und ein Angriff

Seine Zielstrebigkeit – sie trägt Früchte. LUYS wurde in die Radio-Rotation bei NDR 1 Radio MV aufgenommen, sprich: regelmäßig dort gespielt. Er zählt 90.000 Streams auf Spotify, bereits 150 gespielte Auftritte und Beiträge in Fernseh- und Onlinemedien, MDR Sachsen-Anhalt und dem NDR Nordmagazin. Er gewann die Leipziger Talentshow „Sibylla Augusta Preis“ im Wettbewerb gegen mehr als 30 Acts und brachte 2023 sein erstes Album auf den Markt. Zusammen mit seiner fünfköpfigen Liveband, die ihn seit drei Jahren begleitet, trat er unter anderem beim Christopher Street Day (CSD) in Köln und bei der Hanse Sail Rostock auf – ebenso auf dem CSD in Leipzig.

„Der Auftritt auf dem Augustusplatz vor unfassbar vielen Menschen war ein Höhepunkt. Ich war sehr stolz aus so vielen Bewerbern ausgewählt worden zu sein. Und auch, weil ich in meiner neuen Heimat spielen durfte, wo ich meine Freiheit, meinen Platz gefunden habe. Das war wirklich schön und da erinnere ich mich auch gerne noch dran.“

Wie viel Freiheit er in seiner Heimat einbüßte, merkte Luis Dannewitz erst in Leipzig. „Mit 12 oder 13 Jahren war mir klar, dass ich queer bin. In Wismar gab es damals nicht viele Anlaufstellen für queere Personen. An sich ist das eine schöne Stadt, aber ich hatte nicht das Gefühl, so angenommen zu werden, wie ich war.

Wenn man jetzt mal andere Klamotten angezogen hat oder sich geschminkt oder Schmuck getragen hätte oder wenn man sogar offen gezeigt hätte, wen man interessant findet, das wäre schwierig gewesen.“ In Leipzig erlebe er das anders, habe durch Musik und Studium schnell neue Leute kennengelernt, die ihm gezeigt hätten, wo was los ist. „Da habe ich aber auch erst mal gesehen, dass ich jahrelang einen Teil von mir versteckt habe. Jetzt verstecke ich mich nicht mehr, jetzt kann ich mich so lieben, wie ich bin.“

CSD in Wismar mit organisiert

Im vergangenen Jahr hat er den ersten CSD in Wismar mit organisiert. Dort – aber auch auf dem CSD in Köln – hat er Proteste von Neonazis und einen körperlichen Angriff auf sich und seine Bandkollegen erlebt. Seitdem sei er vorsichtiger, „auch, weil ich das Gefühl habe, dass es in den letzten Jahren schlimmer geworden ist.“ Dennoch lasse er sich nicht unterkriegen, spiele weiterhin auch außerhalb der Großstädte. Was ihn dabei optimistisch stimmt: „dass meine Musik Menschen verbindet, die sehr unterschiedliche Ansichten haben“.

„Ich würde mich hier vor Ort gerne politisch einbringen.“ Aber aktuell finde er dafür keine Zeit. Er organisiert seine Auftritte selbst, fährt dafür durch ganz Deutschland und schreibt an neuen Songs. Daneben verdient er sich bei einem Markt- und Sozialforschungsinstitut etwas dazu. In Restaurants und auf Hochzeiten präsentiert er vor allem Coversongs, bei größeren Events wie der Leipziger Markt Musik eigene Stücke – allesamt auf Englisch. Damit verbunden das Ziel, im Ausland aufzutreten.

Doch er weiß: Bis dahin sind noch einige Schritte zu gehen. Vorerst geplant ist eine neue CD mit etwas rockigeren Songs, die Anfang nächsten Jahres herauskommen soll. Außerdem möchte er nächstes Jahr auf einigen Festivals spielen, um seinem großen Traum näherzukommen: einem Auftritt bei Rock am Ring. Patricia Liebling

LUYS tritt am Dienstag, 5. August, um 17 Uhr bei der Leipziger Markt Musik auf. Der Eintritt ist frei.

Hier geht es zu Luys Website

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