Nach der Transplantation im Liebesglück. Inzwischen gaben sich Agnieszka und Heiko das Jawort. Fotos: PICTURE POINT/Kerstin Dölitzsch und Sandra Mannigel

Agnieszka (36) hat eine neue Niere sowie eine Bauchspeicheldrüse bekommen. Nun verlor sie ihr Herz an Heiko (45). In ihm fand die Leipzigerin nach ihrem schweren Schicksalsschlag einen Seelenverwandten. Sie teilen nicht nur Tisch und Träume, sondern auch die Lust aufs Leben.

Den Seufzer „Vielleicht machen wir das später mal“ gibt es bei dem sportlichen Paar nicht. Es ist spontan und erfreut sich auch an den kleinen Fluchten aus dem Alltag: Die Sonne im Gesicht spüren, stundenlang an einem See Hand in Hand spazieren gehen, mit Mischlingshündin Milou rumjachtern …

„Ich stand einmal vor dem Abgrund“, sinniert Agnieszka. „Deshalb genieße ich jede unbeschwerte Minute umso intensiver.“ Ehemann Heiko kann sich in die Gefühlslage seiner Frau gut hineindenken. „Das schätze ich so an ihm“, schwärmt sie. Der Ingenieur war es auch, auf den sie sich in all den letzten dramatischen Jahren hundertprozentig verlassen konnte.

Als Agnieszka zwölf war, diagnostizierten Ärzte bei ihr Diabetes Typ 1. Mit Anfang 20 musste die damalige Studentin bereits eine Pumpe tragen, die den Körper mit Insulin versorgte. Rund zehn Jahre später versagten die Nieren völlig. Ihr Körper kollabierte und plagte Agnieszka mit ex­tremen Gewichtsschwankungen und Schmerzen. Für die Übersetzerin begann das schwierige Leben an der Dialyse.

Glück im Unglück: Nach zweieinhalb Jahren Wartezeit wurden Agnieszka im Sommer 2016 während einer rund siebenstündigen Operation gleichzeitig eine Spenderniere und eine Bauchspeicheldrüse transplantiert. Ein großer komplizierter Eingriff, trotz schonender OP-Methode, bei der die alten Organe im Körper bleiben.

Halt fand die lebensbejahende Kämpfernatur bei ihrer Familie und bei Heiko, den sie einst zufällig bei einem Kochabend mit Freunden kennenlernte. „Er brachte echtes Verständnis für die Krankheit auf und half, wo er nur konnte“, denkt Agnieszka zurück. Mit der Zeit wurden sie ziemlich beste Freunde. Und im Auf und Ab der Emotionen schlich sich die Liebe in die Beziehung. „Genau ein Jahr nach der Transplantation, also praktisch an meinem zweiten Geburtstag, machte mir Heiko einen Heiratsantrag“, erzählt Agnieszka überglücklich.

Kürzlich heiratete das Paar und feierte mit rund 80 Freunden an einem idyllisch gelegenen See. Die Flitterwochen wollen die Leipziger in Amerika verbringen. „Uns schwebt ein Road-Trip quer durch die Staaten vor. Immer der Nase nach und der Sonne hinterher“, verrät die unternehmungslustige Braut. Und auch dort werden die Sachsen die Freiheit und das Abenteuer voll auskosten, weil sie wissen, wie schnell das Leben eine andere Richtung einschlagen kann.

Thomas Gillmeister

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