Herzliches Willkommen: Die fünf tollkühnen Esser-Fahrer kehrten wohlbehalten nach ihrer fast 2000 Kilometer langen Tour an den Balaton zurück. Foto: Regina Katzer

Helle Aufregung herrschte am letzten Sonntag im Wonnemonat Mai in dem kleinen Ort Großlehna bei Mark­ranstädt – die Ankunft der tollkühnen Mopedfahrer Jens Langhans, René Wiesner, Jens Müller, Frank Güssefeld und Steffen Sütar war gegen Mittag erwartet worden. Vor allem die Ehefrauen und Lebensgefährtinnen trippelten nervös hin und her und waren voller Freude, als die fünf Männer auf ihren Simsonrollern SR2 endlich angeknattert kamen.

Nach einer Matterhorn-Tour vor genau zwei Jahren ging es diesmal nach Ungarn an den Balaton: „Wir wollten 30 Jahre nach dem Mauerfall die Urlaubsroute der ehemaligen DDR-Bürger mit unseren Mopeds aus den Fünfzigern und Sechzigern nachfahren“, erzählte Chefschrauber Langhans nach der Ankunft.

Die Freunde waren ausschließlich auf Nebenstraßen ohne Begleitfahrzeug und mit nur wenig Gepäck unterwegs. Unterkünfte in Tschechien, der Slowakei und Ungarn hatten sie im Vorfeld nicht gebucht, weil die Tagesetappen nicht unbedingt planbar waren. Das Wetter sei durchwachsen gewesen – es gab Regen, Sturm im Erzgebirge und Sonnentage. Kleine Schraubarbeiten fielen an, größere Reparaturen waren zum Glück ausgeblieben.

Ein kulinarisches Highlight haben die Jungs in Tschechien in der Stadt Rakovník erleben dürfen: Kartoffelpuffer mit Gulasch. Und natürlich waren sie im Plattensee baden: „Bei nur 13 Grad sind wir allerdings nur fürs Erinnerungsfoto ins Wasser“, erinnerten sich die Familienväter, die zwei Nächte in einer Pension in Balatonfüred verbrachten. Nach 1963 Kilometern Fahrt auf dem Hintern fühlten sich die Markranstädter und Leipziger Jungs allerdings mehr als glücklich, wieder in der Heimat zu sein.

Der 80-jährige Peter Jung, der auch zum Willkommensteam am Straßenrand gehörte, fand anerkennende Worte für die Oldtimerfreunde: „Es ist schon erstaunlich, wie die Maschinchen das ausgehalten haben. Wir haben alle mitgefiebert und abends auf den Tagesbericht per WhatsApp gewartet.“ „Heute stellen wir die Esser erst einmal in die Ecke und werden sie drei Wochen lang nicht angucken“, sagte der Orga-Chef Jens Langhans lachend und ging zum Grill, wo Heiko Scholz ganz spontan eine kleine Stärkung für die Jungs aufgebaut hatte. Die nächste Reise mit den Zweirädern ist schon in Planung – 2020 geht’s zum Eiffelturm nach Paris. Bon voyage!

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Am Vatertag zischten die Männer bei strahlendem Sonnenschein nicht nur ein kühles Blondes, sondern stellten sich anlässlich des 485. Geburtstages der Ur-Krostitzer Brauerei auch sportlichen Herausforderungen. Das „Feinherbe“ hatte zum Bollerwagen-Wettbewerb aufgerufen – Voraussetzung waren vier Räder, eine Deichsel und ausreichend Platz für ein Hopfengetränk. Drei Gefährte schafften am Ende den Weg nach Nordsachsen und passierten einen abenteuerlichen Parcours vor den Augen der gut gelaunten Besucher.

Aus der Messestadt war das Tüftel-Team der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) angereist. Ihr gigantischer Bollerwagen mit einem Gewicht von 400 Kilogramm musste allerdings auf einem Anhänger nach Krostitz transportiert werden, da er mit einer Geschwindigkeit von nur 6 km/h keine Straßenzulassung hat. Dafür glänzte das grüne Vehikel mit vielen Raffinessen: Umgebaut wurde ein Benzin-Rasenmäher zum E-Bollerwagen mit Hydraulikgetriebe, Grill, Kühlschrank und Musikanlage, Blinker, Hupe und Sirene, Parksensoren sowie einer Zapfanlage mit sechs verschiedenen Sorten Spirituosen – ausschließlich gesteuert über Transponder.

Die Idee hatten Helge Nickel, HTWK-Student der Elektro- und Informationstechnik, und Labor-Ingenieur Jan Dossin. „Wir haben uns in das Projekt reingesteigert und präsentieren heute das Ergebnis unserer viermonatigen täglichen Arbeit“, plauderte der Master-Student nach dem schweißtreibenden Wettbewerb, den er gemeinsam mit Mechaniker André Recklies, Grillmeister Joachim Pielok, Steffen Perthus und Jacob Ueltzen als Sieger feierte. Zum Wohl!

Bester Bollerwagen: Steffen Perthus, Joachim Pielok, Helge Nickel, Jan Dossin, André Recklies und Jacob Ueltzen (v.l.) haben allen Grund zum Jubeln. Foto: Regina Katzer

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