
Im September fand im Pfarrbereich Schenkenberg die Internationale Sommerschule für Studierende der Restaurierung statt. Vier Studierenden aus verschiedenen Ländern wurde dabei die Möglichkeit geboten, ihr in den Hochschulen erworbenes theoretisches Wissen im Rahmen von praktischer Arbeit an Objekten der Ausstattung in den drei barocken Kirchen zu vertiefen und zu erweitern.
Und so kamen – über die Bewerbungsphase – vier junge Frauen in die „International Summer School for Conservation“: Anna Sova aus der Ukraine, Sofia Ruilova Alfaro aus Costa Rica, Chi-Chen Shen aus Taiwan und Georgina Stephenson aus England.
Restauratorische Bearbeitung des Kanzelaltars
Auf dem Plan stand die restauratorische Bearbeitung des Kanzelaltars in Spröda, die Notsicherung der original erhaltenen barocken Fassungen der Beichtstuben in der Kirche in Laue sowie die Restaurierung eines Altar-Gemäldes in der Sausedlitzer Kirche. Um eine gemeinsame Verständigung möglich zu machen, wurde als Kommunikationssprache Englisch verlangt und gesprochen.
Für die kostenfreie Unterkunft sorgte die Evangelische Kirchengemeinde von Pfarrer Matthias Taatz. Träger des gesamten Events ist das Evangelische Kirchspiel Schenkenberg und ein Großteil der Gesamtkosten förderte die Europäische Union über das Programm LEADER im Delitzscher Land.

Diese Kanzeluhr diente dazu, die Dauer der Predigt vorzugeben.
Foto: Andreas Bechert
Von Montag bis Donnerstag wurde in den Kirchen an den ausgewählten Objekten gearbeitet –am Freitag fanden Exkursion ins nahegelegene Umland statt. So besuchte man in Delitzsch die Stadtkirche St. Peter und Paul und das Barockschloss oder in Löbnitz die Evangelische Kirche mit ihrer einzigartigen Bilderdecke. Selbst nach Feierabend gab es etliche Aktionen. So nahmen alle vier Studentinnen im Rahmen der Interkulturellen Woche an einem Tanzabend in Poßdorf teil und man besuchte das Kartoffelfest zu Erntedank in Lissa. In jeder Kirche wurde weiterhin zu einem „Werkstattabend“ eingeladen. Das war besonders für die Kirchgemeindemitglieder sehr interessant.
Restauration „live“ miterleben
Die angehenden Restauratorinnen zeigten dem interessierten Publikum vor Ort, woran sie gerade arbeiten, und führten das auch praktisch vor. So konnten die Besucher miterleben, wie zeitaufwendig und akribisch die Arbeiten an den einzelnen Objekten sind. Man erlebte praktisch die Restauration „live“ mit.
An einem der Abende in Spröda waren auch die Mitglieder des Leipziger Restauratorinnen-Stammtischs zu Gast. Selbst der MDR hatte von diesem Event Wind bekommen und dreht vor Ort einen Beitrag für den SachsenSpiegel.
Organisator war – wie schon in den vergangenen Jahren – Diplom-Restaurator Oliver Tietze aus Leipzig. Er sagt: „Unsere Sommerschule geht immer über ein reines Praktikum hinaus: In Ergänzung zur praktischen Arbeit an den Objekten gab es Seminare zu verschiedenen Themen.“ Es wurde das Hauptziel der Kirchgemeinden, nämlich die Erhaltung und Restaurierung ihrer Kirchen, mit Bildung kombiniert.
Und so erfuhren die Teilnehmerinnen viel Neues – zum Beispiel die Einführung in die 3-D-Erfassung mittels Fotogrammetrie, die Bindemitteluntersuchung mit der FTIR-Methode, die Konsolidierung wasserempfindlicher Fassung mittels wasserlöslicher Medien oder wie die Firnisabnahme an Tafelgemälden mittels Gele und Kompressen funktioniert.
Idee der Sommerschule begeistert
Pfarrer Matthias Taatz ist von der Idee der Sommerschule nach wie vor begeistert: „Ich freue mich, dass angehende Restauratorinnen hierher zu uns ins Kirchspiel Schenkenberg kommen. Es gibt uns die Möglichkeit, die sakrale Ausstattung und Gegenstände in drei Kirchen zu untersuchen, wertzuschätzen und vielleicht das eine oder andere zu tun, dass der Verfall gestoppt wird – vielleicht auch einen Fahrplan zu erarbeiten, wie eine umfassende Restaurierung aussehen kann.“
Der Abschlussabend stand ganz im Zeichen der internationalen Küche der vier Studentinnen. Jede kochte etwas aus der einheimischen Küche, was bei allen Gästen hervorragend ankam und genossen wurde. Einer Neuauflage der Sommerschule ist für das kommende Jahr jetzt schon in Planung. Andreas Bechert


































