Der Sonntag beginnt für Melanie Müller meist etwas später – mit einem Tee. Foto: Andreas Neustadt

So oft wie derzeit war Melanie Müller in den vergangenen Jahren nie zu Hause. Normalerweise trifft man die Sängerin und Entertainerin in den Frühjahrs- und Sommermonaten so gut wie nie hier an.

Denn sobald es warm wird, wohnt die 32-Jährige Wahlleipzigerin gemeinsam mit ihrer Familie in ihrer Wohnung auf Mallorca, tourt durch die verschiedensten Clubs und Diskotheken der Insel, um hier die feiernden Gäste mit ihren Songs ordentlich auf Touren zu bringen. Doch in Corona-Zeiten ist alles anders: Kein „Bierkönig“, kein „Oberbayern“, keine Partys, keine Auftritte. Nicht mal ihre beiden Imbissbuden unter dem Label „Grillmüller“, die sie sich vor einigen Jahren als „zweites Standbein“ aufgebaut hat, kann sie derzeit öffnen. „Damit kommt natürlich auch kein Geld rein. In den vergangenen Monaten habe ich krampfhaft versucht, nach Mallorca zu kommen. Aber es war einfach nicht möglich“, sagt sie. Doch rumjammern und Trübsal ist nicht die Sache von „Melanie“. Die gebürtige Oschatzerin schaut immer nach vorn und versucht, aus jeder Situation das Beste zu machen. Dann spiele sie eben jetzt Hausfrau und Mutter. Ihre beiden kleinen Kinder Mia (2,5 Jahre) und Matty (sieben Monate) profitieren auf jeden Fall davon. Langweilig wird es Melli, wie sie auch genannt wird, also zu Hause in Leipzig-Wahren definitiv nicht. Schließlich ist in dem ehemaligen Bahnhofsgebäude, das sie vor einigen Jahren gekauft hat und seitdem in Eigenregie umbaut, noch einiges zu tun. Neben ihrem Mann Mike Blümer, mit dem sie seit 2014 verheiratet ist, und ihren beiden Kindern gehören schließlich auch noch Minischwein Uwe, die Englische Bulldogge Eva, eine Ziege mit Babyziege sowie einige Hühner und Gänse zum Haushalt. Da ist einiges zu tun. Und dann ist da noch der Garten in Bad Lausick „mit einer Datsche“ direkt am Waldesrand. „Ich bin sehr froh, dass wir den Garten haben. Da kommen wir einfach mal raus, wenn uns die Decke auf den Kopf fällt. Das ist für uns Idylle pur und das perfekte Paradies für die Kinder“, sagt sie.

Dennoch vermisst sie ihre abendlichen Auftritte, das Feedback der Fans, die Autogramm- und Foto-Wünsche. „Es wird Zeit, dass es bald wieder losgeht! Ich hoffe, dass im September und Oktober wieder ein bisschen in den Clubs gefeiert werden kann und ich dann im Winter in Österreich wieder auf der Bühne Vollgas geben kann“, blickt sie voraus. Um in der Corona-Zeit wenigstens ein bisschen Geld zu verdienen und ihren Fans etwas Gutes zu tun, stand sie in den vergangenen Wochen bei einigen Autodiscos auf der Bühne. „Das war natürlich ein ganz anderes Flair, als bei einem normalen Konzert. Es fehlt einfach das direkte Feedback meiner Fans. Ich bin einfach eine Entertainerin, bei der die Leute mitgehen. Aber es war einfach besser als nix.“ In den kommenden Wochen werden wohl noch einige Autokonzerte dazukommen, unter anderem hat sie derzeit Anfragen von den Inseln Usedom und Rügen. Melanie liebt die große Bühne und den roten Teppich, daraus macht sie keinen Hehl. Doch das war nicht immer so. In ihrer Kindheit und Jugend in Grimma, wo sie auf einem Bauernhof aufwuchs, habe sie nichts auf die Bühne gezogen, da sei sie nie eine „Rampensau“ gewesen. „Ich habe damals zehn Jahre Klavier gespielt. Aber als es darum ging vorzuspielen, war ich immer schnell weg“, erinnert sie sich lächelnd. Mit 16 Jahren ging sie nach Füssen, um eine Ausbildung zur Hotel- und Restaurantfachfrau und eine 1,5-jährige Ausbildung zur Barkeeperin zu absolvieren.

Vom „Bachelor“ zum „Bierkönig“

Mit 20 zog es die Sächsin wegen einer alten Liebe nach Leipzig. „Die hat dann noch genau drei Wochen gehalten“, sagt sie. In Leipzig ist sie trotzdem geblieben. Doch statt an den Zapfhahn und an die Hotelrezeption zog es sie vor die Fernsehkamera. 2013 bewarb sie sich aus Spaß bei der RTL-Show „Der Bachelor“ und schaffte es immerhin ins Halbfinale – auch dank nackter Tatsachen.

Im Anschluss daran bekam sie eine Anfrage vom legendären „Bierkönig“ auf Mallorca, um beim Opening zu singen. „Das hab ich erst abgelehnt, weil ich nicht singen kann. Ich hab mich dann aber trotzdem überreden lassen und hab zwei Songs gesungen.“ Und ihre Performance von „Country Roads“ und „Das knallrote Gummiboot“ kamen scheinbar so gut an, dass die nächsten Anfragen nicht lange auf sich warten ließen. Inzwischen gehört sie auf Mallorca längst zum Party-Inventar. Und wer Melanie Müller da noch nicht kannte, lernte sie 2014 so richtig kennen – im „RTL Dschungelcamp“. Über ihre Gründe für den Einzug in den Dschungel – unter anderem mit Ex-Viva-Moderator Mola Adebisi oder Schlagersänger Michael Wendler – redet sie auchnicht lange drumherum: nix Grenzerfahrungen sammeln, nix Liebe zur australischen Natur oder „einfach mal was anderes erleben. „Ich brauchte einfach das Geld. Das war damals knapp. Als die Anfrage für den Dschungel kam, bin ich fast ausgerastet“, erinnert sie sich. 16 Tage schlug sie sich mit anderen Promis im australischen Dschungel durch und wurde am Ende von den TV-Zuschauern zur Dschungelkönigin gekrönt.

„Der Sieg beim Dschungelcamp hat mich richtig nach vorn gebracht“, gibt sie zu, und hat dabei auch gleich das Erfolgsgeheimnis parat: „Ich hatte mich vorher mit einigen Leuten unterhalten, die auch schon beim Dschungelcamp waren, und die haben mir alle gesagt, dass ich einfach so sein soll, wie ich bin: ehrlich und authentisch. Mein Motto war: Geh als Ossi rein und komm als Ossi wieder raus. Ich gebe mich immer so, wie ich bin – auch wenn das sicher nicht jedem gefällt.“ Ein anderer Mensch sei sie aber durch das Dschungelerlebnis nicht geworden. „Man kämpft dort mit zwei Dingen: Hunger und Langeweile und denkt zwischendurch auch mal über sein Leben nach. Aber nach dem Dschungel geht das Leben ganz normal weiter. Ich war nach dem Dschungel genauso zickig wie vorher“, sagt sie mit einem breiten Grinsen. Mit ihrer Ehrlichkeit polarisiert Melanie Müller aber auch – manchmal auch nicht ganz unbeabsichtigt. Die einen finden sie „einfach nur super“, die anderen „einfach nur blöd“. Doch damit kann die Entertainerin sehr gut umgehen. Schließlich ist sie auch Geschäftsfrau. Jeder Tweet, jedes Foto und jeder Post auf den unterschiedlichsten sozialen Netzwerken ist da auch kostenfreie Werbung. „Ich muss nicht jedem gefallen. Für mich ist wichtig, dass ich authentisch bin und mir selbst gefalle.“

So ganz normal wie vorher ging das Leben bei Melli, die in ihrer Freizeit gern auf die Jagd geht oder Golf spielt, allerdings nicht weiter. Schließlich standen ihr als Dschungelkönigin plötzlich alle Türen offen, die Anfragen von Veranstaltern häuften sich und es gab kaum eine TV-Show, die ohne die Sächsin auskam. „Nach dem Sieg war ich ein Jahr lang unterwegs und bin von einer Show zur anderen und von Hotel zu Hotel gefahren. Mein Zuhause hab ich in dieser Zeit nur selten gesehen. Da konnte ich diesen Sieg gar nicht richtig genießen“, gibt sie zu. Um die letzten Jahre einfach mal sacken zu lassen, dafür sei die aktuelle Corona-Zeit ganz gut – auch, um sich Gedanken über die Zukunft und das eine oder andere Ziel zu machen. „Ich hab noch viele kleine und große Ziele, die ich gern erreichen möchte. Ein Duett mit Roland Kaiser oder Howard Carpendale zu singen, wäre für mich zum Beispiel ein absoluter Traum, ebenso wie einmal im ‚Traumschiff’ mitzuspielen“, blickt sie voraus, bevor sie sich als „riesiger Traumschiff-Fan“ outet und dabei über sich selbst lachen muss.

Kein Promi-Bonus für Mama Melanie

Auch abseits des roten Teppichs, der Bühne und der Kamera ist Melli „immer sie selbst“ – nur eben ohne Schweinwerfer und Promi-Bonus. „Ich verstelle mich auch als Mutter nicht. Dann würde ich mich ja selbst belügen, aber mich gibt’s nur einmal“, sagt die Frohnatur, die sich selbst als chaotisch bezeichnet, die sich das Mutter-Sein „viel krasser“ vorgestellt hat. Dass man als Promi nicht immer unbedingt einen Bonus hat, erlebten Melli und ihr Mann Mike Blümer bei der Suche nach der passenden Kita. „Eine Kita zu finden, ist ja sowieso nicht so einfach. Zwei Kitas haben uns dann aber abgesagt, weil ich einfach ich bin. Die haben gesagt, man könne diesen ganzen Wirbel nicht gebrauchen. Das hat uns schon sehr überrascht. Aber wir haben dann doch noch eine passende Kita gefunden. Da bring ich auch meine Tochter am Morgen ganz normal hin – ungeschminkt mit T-Shirt und Jeans.“

Wenn sie nicht gerade auf der Bühne steht oder in einem Fernsehstudio ist, nutzt Melli den Sonntag zum Entspannen. Dann heißt es „so lange wie möglich ausschlafen“. „Meist frühstücken wir gemeinsam mit den Kindern im Bett und krümeln alles voll“, lacht sie: „Und wenn die Kinder nicht da sind, verbringen wir auch schon mal den ganzen Sonntag im Bett. Mit Pizza und Bier.“ Also Entspannung pur! Damit sie fit ist, für ihren nächsten Auftritt auf der Bühne, vor der Fernsehkamera oder auf dem roten Teppich.

Andreas Neustadt

Übrigens: Auch in der Corona-Zeit müssen Melanie-Müller-Fans nicht auf musikalischen Nachschub verzichten. Ende Mai veröffentlichte die Entertainerin gemeinsam mit DJ Robin ihre neue Single „Mit dem Herzen auf Malle“.

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