In einer Woche werden beim Lichtfest die Teelichter von Karsten Jahn brennen. Foto: PICTURE POINT/Gabor Krieg

Sie sorgen weltweit täglich millionenfach für schönen Schein: Teelichter. Doch sind sie runtergebrannt, landen die Alu- oder Kunststoffschalen oft im Müll. Das konnte Karsten Jahn (43) nicht mehr länger mit seinem grünen Gewissen vereinbaren. Deshalb entwickelt er Öko-Teelichter. Sie werden beim Leipziger Lichtfest erstmals in der Öffentlichkeit brennen.

Ob im Stövchen, in der Duftlampe oder vor dem Altar – Teelichter sorgen für Helligkeit und Wärme, spenden Trost. Fast jeder verwendet sie. „Aber die Liebe zum Licht endet, wenn die kleinen Kerzen runter gebrannt sind“, musste Karsten Jahn feststellen. Übrig bleiben die Aluminiumschale und der Dochthalter aus Stahl. „Auch ich ärgerte mich früher oft über die Überbleibsel, zumal ich weiß, mit wieviel Aufwand und Umweltzerstörung beispielsweise Aluminium auf anderen Kontinenten hergestellt wird.“

Karsten Jahn studierte in Leipzig Afrikanistik. Im Kamerun sah er, wie viel hochgiftige Abfälle bei der Aluminiumproduktion entstehen und einfach in die Landschaft gekippt werden. „Danach hatte ich echt ein schlechtes Gewissen, wenn ich die Einweg-Teelichter anzündete und daran dachte, wie Aluminium für Wegwerfartikel vergeudet wird“, erinnert sich der Vater eines mehrere Monate alten Sohnes. Deshalb begann der Leipziger Erfinder zunächst am heimischen Küchentisch rund um umweltfreundliche Teelichter zu tüfteln.

Er probierte für die Hülle verschiedene Materialien aus, bei denen es für Karsten keine Kompromisse gibt: „Sie sollen aus der Region kommen und ökologisch sein“, betont er. Rund drei Jahre experimentierte er, bis ihm ein Licht aufgegangen ist. Er fand die nachhaltige Alternative zum Aluminium, die natürlich ein streng gehütetes Geheimnis ist. Nur so viel: die Teelicht-Hülle fühlt sich steinig an und wiegt trotzdem weniger als zehn Gramm.

Inzwischen interessiert sich auch die Wissenschaft für den ökologischen Lichtblick. Karsten Jahn wird durch die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) unterstützt. In einem Forschungslabor möchte er zusammen mit Mitstreitern die Erfindung unter dem spielerisch angelegten Logo „NatürLicht“ zur Marktreife bringen. Noch vor Weihnachten soll es die Öko-Teelichter mit dem paraffinfreien Wachs aus recycelten pflanzlichen Ölen und dem Docht aus Baumwolle vor allem in Bioläden zu kaufen geben.

Ihre große Premiere erleben die Kerzen aber bereits nächsten Mittwoch zum Lichtfest anlässlich des 30. Jahrestages der friedlichen Revolution. Dann werden Tausende Teelichter aus der Leipziger Kerzenschmiede brennen und auch so von einem Neuanfang erzählen.

Thomas Gillmeister

Kontakt: www.natuerlicht.eu

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