Heckrinder leben im Naturschutzgebiet in halboffener Weidelandschaft der Heide. Foto: KiKi

BAD DÜBEN/ORANIENBAUM. Es ist schon ein beeindruckender Anblick, wenn in relativ geringer Entfernung einige imposante Heckrinder mit ihren großen Hörnern aus der Deckung des Waldrandes treten und sich in der offenen Landschaft bewegen, um zu grasen. Wenn dann noch eine Herde Koniks über die Heide prescht, kommt man aus dem Staunen kaum heraus. Man fühlt sich mitunter in eine ferne Welt versetzt.

Diesen Anblick wollten die Naturfreunde Bad Düben erleben und unternahmen eine mehrstündige Exkursion in die Naturerbefläche Oranienbaumer Heide, die sich mit einer Größe von etwa 2.100 Hektar zwischen Möhlau und Oranienbaum erstreckt. Sie ist geprägt von weitläufigen, halboffenen Heideflächen und Sandmagerrasen, in denen sich zahlreiche seltene Pflanzen- und Tierarten wohlfühlen. Ein Waldgürtel umringt sie, der sie weitestgehend vor störenden Einflüssen schützt. Das Jahrzehnte als militärisches Übungsgelände genutzte Areal zählt zu den artenreichsten Gebieten Sachsen-Anhalts und ist Teil des UNESCO-Biosphärenreservats „Mittelelbe“. Eigentümerin ist die DBU Naturerbe GmbH, Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Von Bad Düben aus fährt man etwa eine gute halbe Stunde, je nachdem, von wo aus man die Heide betreten möchte. Möglichkeiten gibt es beispielsweise von Möhlau oder von Jüdenberg aus. Die Exkursionsteilnehmer starteten hinter Oranienbaum und liefen von der B 107 aus Richtung Süden.

Gemeinsam mit Bundesforstmitarbeiterin Susanne Osterloh ging es am späten Nachmittag auf Pirsch und es dauerte nicht lange, bis sie die etwa 800 Hektar große Weidelandschaft erreichten, wo aktuell etwa 45 Heckrinder und 50 Koniks grasen und somit die Landschaftspflege übernehmen. Weidemanager ist die Primigenius gGmbH mit Sitz in Wulfen. Wenn man etwas Glück hat, gelingt es, die Tiere vor die Kamera zu bekommen. Doch man bedenke bitte, dass es sich bei diesem Areal, das unter strengem Landschafts- und Naturschutz steht, um ein ehemaliges militärisches Sperrgebiet handelt, das nur auf wenigen, ausgewiesenen Wegen zu Fuß und per Fahrrad betreten werden darf. Das Verlassen der Wege ist verboten und wird nur in begründeten Ausnahmefällen durch den Landkreis genehmigt.

Es leben natürlich weitaus mehr Tiere in der Oranienbaumer Heide. So steht auf einer Hinweistafel geschrieben, dass auf der Naturerbe-Fläche beispielsweise über 30 Heuschreckenarten und mehr als 50 Tagfalterarten leben sollen. Die Bad Dübener Naturfreunde hatten jedoch einen ganz anderen Heidebewohner im Visier, oder besser im Ohr – den Ziegenmelker. Dabei handelt es sich um einen nachtaktiven Vogel, der sich erst nach Sonnenuntergang auf den Weg zur Jagd begibt. Diesen ausgesprochen gut getarnten, dunklen und vor allem seltenen Vogel vor die Kamera zu bekommen, ist nahezu unmöglich. Aber die Exkursionsteilnehmer vernahmen erfreut den typischen Ruf. Auf einer der Hinweistafeln (Text: Axel Schonert) war zu lesen, dass die Vögel des Nachts die Schaf- und Ziegenherden umflogen. Und, weil sie einen relativ großen Schnabel besitzen, entstand die Legende, sie würden wohl Ziegen melken. Dann war es Zeit, durch den mittlerweile finsteren Wald den Rückweg anzutreten. Der Ruf des Ziegenmelkers mischte sich mit weiteren nächtlichen Geräuschen und begleitete die Gruppe noch einige Kilometer, bis sie den Ausgangspunkt wieder erreicht hatte.

Übrigens, die Naturfreunde Bad Düben treffen sich zwölfmal im Jahr im Naturparkhaus. Außerdem beteiligen sie sich an Arbeitseinsätzen in Naturschutzgebieten, an Wasservogelzählungen, an der Betreuung von Biberrevieren oder am Wildkatzenmonitoring, um nur einiges zu nennen. Neben den 1.-Mai-Wanderungen, denen sich Interessierte gern anschließen dürfen, unternimmt die Gruppe auch Exkursionen in weitere ausgewählte Gebiete der DBU Naturerbe GmbH, die beispielsweise in der Goitzsche und im Authausener Wald zu finden sind. KiKi

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