
Toni Wachsmuth (38) gibt Einblicke in die verschiedenen Abhängigkeiten, die so einen Sonntagmorgen definieren. Der Ex-Spieler erklärt: „Damals regelte das die entsprechende Ansetzung für das Wochenende. Spielten wir sonnabends, gab es am Sonntag die Regeneration. Bei Sonntag-Spielen waren wir sowieso unterwegs. Für einen Spieler ist der Freitag als Spieltag sehr beliebt. Da ist der folgende Sonntag meistens ein freier Tag, der dann auch mit einem Frühstück in Familie begonnen werden kann.“
Toni Wachsmuth gesteht an dieser Stelle: „Ich bin aber nicht so sehr der Frühstücks-Fan. Ich brauche einen guten Kaffee, das ist mir das Wichtigste. Brot oder Brötchen sind lediglich Zugabe. Wenn ich aber meine Kinder um mich habe, wenn ich auch noch genügend Zeit habe, dann gibt es an solchen Sonntagen Pancakes in allen möglichen Varianten. Da bin ich der Zubereiter.“
Sportchef bei Regionalligist 1. FC Lokomotive Leipzig
Er ist inzwischen kein Spieler mehr, er arbeitet bei Regionalligist 1. FC Lokomotive Leipzig als Sportchef. Die exakte Bezeichnung offenbart ein immenses Volumen an Verantwortung: Geschäftsführer Sport. Toni Wachsmuth klärt auf: „Das Amt beinhaltet die 1. Mannschaft, die Personalverantwortung für die Geschäftsstelle sowie den Geschäftsbetrieb eines mittelständischen Unternehmens.“
Die ausgegliederte Spielbetriebs GmbH ist genau dieses Unternehmen. Da müssen Zahlen in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro als Gesamtumsatz gemanagt werden. Wachsmuth: „Der Etat für unsere Mannschaft in der Regionalliga beträgt circa eine Million Euro.“ Übrigens: Was Wachsmuth in seiner amtierenden Funktion an einem Spieltag Sonntag wann und mit wem frühstückt, ist für ihn sekundär: „Ich erinnere mich aber gern daran, dass es früher von 10 Uhr bis 11 Uhr schon mal Nudeln und Milchreis gab. Es hieß dann Frühstücks-Brunch. Was ich jetzt an so einem Sonntagmorgen esse, das ist nicht mehr entscheidend für einen Spielausgang.“
„Mit dem Trainer auf Augenhöhe“
Seine akribische Arbeit ist es umso mehr. Wachsmuth war bereits beim FSV Zwickau Sportdirektor. Er schaut zurück: „Ich kam mehr aus Zufall zu dem Job. 2019 wollte mich unser damaliger Trainer Joe Enochs gern noch ein, zwei Jahre als Spieler haben. Ich war Kapitän, Stammspieler, und ich hatte zehn Saisontore erzielt. Ich hatte dem Verein gesagt, dass für mich mit der Karriere Schluss sein wird. In Gesprächen fanden wir aber heraus, dass wir uns beide für mich auch eine andere Funktion im Verein vorstellen können.“

ni Wachsmuth und Trainer Jochen Seitz (r.).
Foto: Sebastian Räppold/Matthias Koch
David Wagner (50/zunächst Abschied aus dem Fußball-Geschäft/danach bis 30. September 2024 Sportchef beim Greifswalder FC) beendete seine Arbeit als Sportdirektor beim FSV, Wachsmuth konnte übernehmen. Heute sagt er: „Es waren dort insgesamt sehr schöne Zeiten. Ich habe mit Joe Enochs auf Augenhöhe gearbeitet, was ein intaktes Team ausmacht. So halte ich das auch in Leipzig.“
Aufstiegs-Architekt mit aktiver Historie
Der Erfolg hat sich dafür entschieden, gern und oft in der Nähe von Wachsmuth zu sein. Anders ausgedrückt: Wo Wachsmuth arbeitet, da passiert Aufstieg! Das war als Spieler so – Aufstiege mit Carl Zeiss Jena 2005 (in die Regionalliga) und 2006 (in die 2. Bundesliga), Aufstieg mit SC Paderborn 2009 (2. Bundesliga), der besondere Aufstieg mit Zwickau 2016 (in die 3. Liga). Besonders deshalb: In den Aufstiegsspielen besiegte der FSV die SV Elversberg, einem 1:1 auswärts folgte ein 1:0 in Plauen, der Torschütze hieß Toni Wachsmuth.
Mit Lok dampfte der Sportchef in diesem Jahr zum sächsischen Pokalsieger (Sieg über Drittligist Erzgebirge Aue), wurde Staffelsieger in der Regionalliga Nordost, um in den Aufstiegsspielen gegen TSV Havelse (1:1/0:3 nach Verlängerung) zu unterliegen.
„Erst weggespült, dann weggespielt“
Frust, Frust, Frust? Wachsmuth wäre nicht Wachsmuth, würde er auch aus so einer turbulenten Serie das Positive mitnehmen und für einen Neuanfang nutzen. Neun Spieler haben den 1. FCL verlassen, zehn Spieler wurden nach Leipzig geholt. Die Lok ist schon wieder ganz oben mit dabei! Wo Wachsmuth ist, da ist…
Er beeilt sich, so viel Lob einzufangen: „Nein, das sind wir alle, die daran jeden Tag arbeiten. Wir haben wichtige Dinge auch in dem neuen Gefüge erhalten können. Ein sehr guter Charakter und Teamgeist gehören dazu, eine Einheit zieht an einem Strang, wir haben eine gute Qualität im Kader. Und wir haben Ruhe im Verein.“
Lok hat sich auf den Weg gemacht in die 3. Liga. Wachsmuth ist der Architekt, der das Haus sportlich und wirtschaftlich ausstattet. Er versteht sich als Teil einer funktionierenden Gemeinschaft, in der jeder einzelne mit seinen individuellen Fähigkeiten, mit seiner Leidenschaft zum Gelingen beiträgt. Er bleibt bescheiden: „Es ist die Mannschaft, es ist das fantastische Trainerteam mit allen Mitgliedern, die in Betreuung und Physiotherapie mitarbeiten. Nur mit all diesen Initiativen konnten wir so eine außergewöhnliche Saison spielen.“
Wachsen mit Mut
Die gipfelte dann in der Verarbeitung des bitteren Endes ohne Aufstieg. Erst recht in dieser Situation hat sich die Gemeinschaft 1. FC Lok bewiesen. Wachsmuth gibt Einblick in verschiedene Bewältigungsstrategien: „Die Jungs haben das mit einer Mallorca-Reise weggespült. Trainerteam mit gesamtem Staff und ich hatten uns für zwei Tage in einem Haus am Hainer See eingemietet.“

im Bruno-Plache-Stadion. Foto: Lars Preußer
Nach dem Wegspülen folgt das Wegspielen. Auch in der laufenden Spielzeit sammelt Lok schon wieder Siege ein. Wachsmuth weiß: „Wir hatten trotz der Erfahrung, die wir am Ende der Saison gemacht hatten, bereits ein starkes Gerüst für die neue Serie beisammen. Es gab viele Gespräche mit den Spielern. Aber zu den Siegen, die die Spieler gemeinsam holen, gibt es keine Alternative. Wir wollen mit harter Arbeit die Euphorie am Leben erhalten, die sich um diesen Verein aufgebaut hat. Wir hatten mit lediglich 1000 Sitzplätzen einen Zuschauerschnitt von 5500 Besuchern. Das spricht für Lok, für die Arbeit hier. Unsere Kampagne heißt Fußball pur. Lok ist erdig und echt.“
Holztribüne bleibt Bestandteil
Die Arbeit von Wachsmuth ist ebenso echt. Sie findet im Büro statt, am Telefon, sie findet auf Reisen statt, wie sie auch die Beobachtung eigener Spiele beinhaltet. Dafür musste sich der ehemalige Profi eine neue Herangehensweise erarbeiten. Er gesteht: „Ich bin ein sehr emotionaler Zuschauer. Ich habe für mich entschieden, dass ich das Mitfiebern, auch das Leiden auf der Tribüne am besten ertragen kann. Außerdem sieht man von dort oben besser, bekommt auch taktische Inhalte besser mit.“
Wachsmuth kann mit Lok und dem tatkräftigen Tun aller Mitarbeiter der eigenen Aufstiegs-Historie ein weiteres Kapitel hinzufügen. In dieser Saison warten auf den Staffelsieger Nordost zwei Duelle mit dem Ersten der Staffel Bayerns. Für Wachsmuth wäre das ein nächster und wichtiger Schritt auf dem Weg, auf den er sich mit dem Verein gemacht hat. Er beschreibt: „Wir wollen mit Bier und Bratwurst, mit Nostalgie und unserer mittlerweile legendären Holztribüne neue Wege gehen. Da sollen sich die Romantiker des Fußballs wohl fühlen, da müssen sich auch die Menschen wohl fühlen, die uns mit ihrem Investment die Wirtschaftlichkeit ermöglichen und die Infrastruktur Stück für Stück verbessern.“
Ein sichtbarer Schritt war die Installierung der ersten Rasenheizung auf dem Probstheidaer Gelände. Wachsmuth ordnet das so ein: „Wir wollen hier nachhaltig etwas schaffen. Es war und ist ein Zeichen, dass sich hier sehr ernsthaft mit der 3. Liga beschäftigt wird!“ Lars Preußer
Infos: www.lok-leipzig.com


































