
Ein Sommertag im Altenpflegeheim (APH) in Bad Düben: Im Haus herrscht reges Treiben. Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner sitzen im großen Aufenthaltsraum zusammen. Andere werden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Pflegeteams in Räumlichkeiten begleitet. Der hauseigene Friseursalon ist gut besucht.
Zwei Praxisanleiter für die Azubis
In der ersten Etage ist gerade Mark Specht unterwegs. Der 31-Jährige ist seit rund acht Jahren bei der Diakonie beschäftigt. Zuvor hat er seine Ausbildung zur Altenpflegefachkraft erfolgreich abgeschlossen. Doch er arbeitet nicht im Altenpflegeheim in der Kurstadt.
Mark Specht ist als einer von insgesamt zwei Praxisanleitern für die Azubis unter dem Dach des Diakonischen Werkes zuständig – dabei auch Ansprechpartner für die ausländischen jungen Menschen. „Ich bin – kurz gesagt – das Bindeglied zwischen Theorie und Praxis und trage maßgeblich zur Qualität der praktischen Ausbildung bei.“
16 ausländische Jugendliche im Verbund
Mark Specht trifft sich mit Phong Van Nguyen. Der junge Mann aus Vietnam ist 20 Jahre alt und seit vier Monaten in Deutschland. Bad Düben ist seine neue Heimat geworden und das Diakonische Werk sein neuer Arbeitgeber. Er ist sehr froh, in Deutschland zu sein, denn in seiner alten Heimat in Südostasien, ist es in Sachen Ausbildung, Arbeit, Leben und Zukunft schlecht bestellt.
Die duale Ausbildung, die Phong Van Nguyen gegenwärtig durchläuft, dauert insgesamt drei Jahre. Neben der praktischen Ausbildung im Altenpflegeheim wird die Theorie ebenfalls in Bad Düben vermittelt. Am Postweg 15a hat das Deutsche Erwachsenen-Bildungswerk (DEB) eine Außenstelle: die Berufsfachschule für Pflegeberufe in Sachsen. Hier wird der junge Mann zum Pflegefachmann geschult. Die Ausbildung bündelt die Berufsbilder der Kinderkrankenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Altenpflege.
Am Postweg ist er nicht allein. „Momentan besuchen acht Azubis mit ausländischen Wurzeln die Berufsfachschule im Auftrag der Diakonie“, berichtet Mark Specht. Sie sind zwischen 19 und 23 Jahre alt – sechs kommen aus Vietnam, zwei aus der Mongolei. Im Diakonieverbund Nordsachsen sind mittlerweile 16 ausländische Jugendliche in Ausbildung.
Und wie ist es um die Motivation der jungen Berufsanfänger bestellt? Die Antwort kommt ohne langes Nachdenken: „Die Azubis zeigen eine sehr hohe Motivation. Sie unterstützen die Teams engagiert, stellen viele Fragen, sind wissbegierig und arbeiten gewissenhaft. Und bei Unsicherheiten holen sie sich aktiv Hilfe“, sagt Mark Specht. Ihr Ziel sei es, die Ausbildung erfolgreich abzuschließen. „Sie wollen etwas lernen, nicht nur müssen.“
Doch was nützt die hohe Motivation, wenn man der Sprache nicht mächtig ist? Mark Specht beruhigt: „Sprachbarrieren sind teilweise vorhanden. Diese versuchen wir durch deutliches, langsames Sprechen und Wiederholungen zu überwinden. Die Auszubildenden fragen auch aktiv nach, wenn sie etwas nicht verstehen.“ Zudem nutzen manche Azubis zusätzlich Übersetzungs-Apps, um Inhalte besser zu erfassen. Und: Alle Auszubildenden müssen vor Ausbildungsbeginn mindestens das Sprachniveau B2 nachweisen.
Bereicherung für die Pflege
Diakonie-Geschäftsführer Tobias Münscher-Paulig freut sich, dass so viele junge Menschen aus Vietnam und der Mongolei ihren Ausbildungsplatz beim Diakonischen Werk gefunden haben. „So können wir dem gegenwärtigen Fachkräftemangel ein gutes Stück entgegenwirken. Die jungen Menschen aus Südostasien begeistern mich. Sie sind sehr zielstrebig, diszipliniert und bringen eine hohe Arbeitsmoral mit – eine echte Bereicherung für unser Team im Bereich der Pflege!“
Bleibt die Frage, wie es mit der Übernahme der Azubis nach der Ausbildung aussieht? „Alle möchten nach der Ausbildung in Deutschland bleiben. Es wäre wünschenswert, wenn sie sich für eine weitere Tätigkeit bei uns – also der Diakonie – entscheiden“, sagt Mark Specht. Andreas Bechert