Sunny sorgt für tierische Wärme auf der Palliativstation. Daniela Trambowsky hat ihn als Besuchshund ausbilden lassen. Foto: PICTURE POINT/Kerstin Dölitzsch

Wenn Worte und Hoffnung fehlen, kann Sunny die emotionale Brücke bauen. Deshalb ist Daniela Trambowsky (33) in ihrer Freizeit regelmäßig mit ihrem Vierbeiner auf der Palliativstation des Universitätsklinikums Leipzig zu Gast. Die Krankenschwester möchte mit ihrem tierischen Herzensbrecher den Patienten Trost spenden.

Ob es hinterm Horizont weiter geht, weiß auch Daniela nicht. Sie hat sich bewusst für den Job auf der Palliativstation entschieden. Liebevoll und ohne Zeitdruck kümmert sie sich um die Patienten am Lebensende. Die ständige Konfrontation mit ihnen wühlt sie aber auf. Um ihre Seele wieder ins Gleichgewicht zu bringen, geht sie nach Feierabend mit ihrem geliebten Hund durch Landschaften spazieren, in denen sie bis zum Horizont blicken kann. Und dabei reifte eine Idee in ihr. Was für sie als Krankenschwester gut ist, wäre doch auch genau das Richtige für ihre Patienten.

Ihr sechsjähriger Golden Retriever bringt dafür die besten Voraussetzungen mit. „Er hat ein unheimlich freundliches, ruhiges Wesen, er ist neugierig und anschmiegsam“, zählt die Hundefreundin die Vorteile ihres Vierbeiners auf. „Und er ist mit seinen 38 Kilogramm eine echte Erscheinung, die die Herzen im Sturm erobert“, ergänzt Daniela schmunzelnd.

Sie ließ den Rüden ein halbes Jahr bei einer hochspezialisierten Leipziger Tiertrainerin als Besuchshund ausbilden, der natürlich auch stets die strengen hygienischen Anforderungen erfüllt. Bei seinen ersten Kontakten mit Senioren in Pflegeheimen oder mit Mädchen und Jungen in Kindergärten und Schulen zeigte sich schnell, dass Sunny das Zeug zum Sonnenschein, Türöffner und Kurzzeit-Freund hat. Und auch die Besuchs-Premiere auf der Palliativstation des Universitätsklinikums Leipzig bestand der Hund mit Bravour.

„Unaufgeregt ging er zu Patienten, die es möchten, in das Zimmer und spendete auf seine ganz spezielle Art tierische Wärme.“ Inzwischen ist er mehrmals im Monat dort zu Besuch. Dass er manchmal etwas tapsig daherkommt und auch mal etwas umrempelt, macht ihn noch sympathischer. Natürlich hat er immer sein Frauchen an seiner Seite. Die Patienten streicheln Sunny, was bei seinem unheimlich dichten flauschigen Fell sehr angenehm ist. Sie geben dem Vierbeiner Leckerli und genießen seine Anwesenheit in der so schweren Situation. Wenn es der Gesundheitszustand des Patienten erlaubt, kann er mit Sunny auch im kleinen Park der Klinik spazieren gehen oder einfach nur mit ihm zusammen auf der Bank sitzen.

Daniela kennt die Patienten aus ihrer täglichen Arbeit. Aber ihren Besuchsdienst, den entweder die Mediziner empfehlen oder sich die Schwerkranken wünschen, koordiniert sie ehrenamtlich. „Es ist ein schönes Gefühl, wenn ich die Patienten beobachten kann, wie sie mit Sunny kommunizieren und spielen und so wenigstens einen Moment Schmerzen und Umstände vergessen“, meint Daniela. Und wer weiß, vielleicht geht es hinterm Horizont ja doch weiter.

Thomas Gillmeister

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