Im Juni wurde die Orgelempore in Authausen zur Großbaustelle. Mitarbeiter der Firma Rühle bauten alle zuvor demontierten und teilweise überarbeiteten Orgelelemente wieder ein. Foto: Andreas Bechert
Im Juni wurde die Orgelempore in Authausen zur Großbaustelle. Mitarbeiter der Firma Rühle bauten alle zuvor demontierten und teilweise überarbeiteten Orgelelemente wieder ein. Foto: Andreas Bechert

Am Sonntag, dem 10. August, lädt die Kirchengemeinde Authausen um 15 Uhr zu einem festlichen Gottesdienst angesichts der Wiederinbetriebnahme der Orgel in die Kirche St. Maria Magdalena ein. Bereits im vergangenen Jahr war das aus dem Jahr 1840 stammende Instrument, das Orgelbaumeister Löwe aus Delitzsch erbaute, ausgebaut worden. Restauriert hat es die Firma Orgelbau Rühle aus Moritzburg.

Anfang dieses Monats erfolgte nun der Zusammenbau der vielen Einzelteile in der Kirche zu Authausen. Diese Arbeiten wurden von Matthias Sandig und Georg Kießling ausgeführt. Matthias Sandig ist seit 1983 Mitarbeiter der Moritzburger Werkstatt. Seine überwiegenden Aufgaben liegen im Bereich des Baus und der Restaurierung von Holzpfeifen und Tontrakturen sowie aller damit zusammenhängender Teile.

Ausbildung im Orgelbau

Georg Kießling hat nach dreieinhalbjähriger Lehrzeit im Februar dieses Jahres ausgelernt. Die Praxis lernte er von der Pike auf bei Rühle – die nicht weniger interessante Theorie an der Oscar-Walcker-Schule in Ludwigsburg. Wer eine Ausbildung im Orgelbau beginnt, lässt sich auf ein äußerst komplexes, aber dadurch auch sehr vielseitiges und abwechslungsreiches Handwerk ein. Einerseits traditionell – andererseits überaus innovativ, beschäftigt sich der Orgelbau mit der Restaurierung jahrhundertealter Instrumente genauso wie mit modernen und zukunftsweisenden elektronischen Steuerungssystemen beim Orgelneubau. Wen die Faszination dieses Instruments einmal gepackt hat, den lässt sie meist nicht mehr los.

Matthias Sandig beim Einbau der vielen Abstrakte. Sie übertragen die Tastenbewegung ins Innere der Orgel und lassen schließlich die Orgelpfeife erklingen. Foto: Andreas Becher

Matthias Sandig beim Einbau der vielen Abstrakte. Sie übertragen die Tastenbewegung ins Innere der Orgel und lassen schließlich die Orgelpfeife erklingen.
Foto: Andreas Bechert

Die Intonation der Löwe-Orgel wurde dann vom Chef höchstpersönlich übernommen. Pfeife für Pfeife und deren Zusammenklang muss dabei erklingen und von Hand eingestellt werden. Das erfordert Zeit und ein perfektes Gehör.

2007 übernahm Christoph Rühle die Leitung der Familienwerkstatt. Drei Mitarbeiter, die er von seinem Vater (und teilweise schon vom Großvater) übernahm, arbeiten nun unter seiner Leitung in bewährter Weise. So wurden auch unter Christoph Rühle schon mehrere, teils sehr wertvolle historische Orgeln restauriert und in deren Ursprungszustand zurückversetzt.

Löwe-Orgel in Authausen

Die Löwe-Orgel in Authausen wurde 1840 eingeweiht und stammt aus einer Delitzscher Orgelbauwerkstatt. Carl Friedrich Wilhelm Löwe (1812–1857) ist vor allem für seine Orgeln bekannt, die typischerweise mit mechanischer Traktur und Schleifladen ausgestattet sind. Dies war in seiner Zeit eine verbreitete Bauweise. Seine Instrumente zeichnen sich oft durch eine moderate Größe aus, wie die Orgel in der Dorfkirche Drasdo zeigt, die nur sieben Register hat und 1842 erstmals erklang.

Die Orgel in Authausen ist einmanualig mit Pedal, zehn Register, Pedalkoppel und Mixtur. Seine wohl größte Orgel baute Löwe in der Delitzscher Marienkirche anno 1852. Sie hatte damals ein Manual plus Pedal und zwölf Register, einen fünfteiligen Prospekt mit geschnitzten gotisierenden Schleierbrettern. Nach seinem Tod übernahm übrigens einer seiner Mitarbeiter die Werkstatt: Gotthelf Eduard Offenhauer, der ebenfalls in dieser Region nordöstlich von Leipzig weiter tätig war und hauptsächlich Umbauten und Reparaturen ausführte.

Orgelempore in Authausen wurde zur Großbaustelle

Im Juni wurde die Orgelempore in Authausen zur Großbaustelle. Mitarbeiter der Firma Rühle bauten alle zuvor demontierten und teilweise überarbeiteten Orgelelemente wieder ein. Die Restaurierung der Orgel in Authausen wurde von Christian Schmidt in die Wege geleitet. Er spielt als ehrenamtlicher Organist viele Orgeln in der Region und kennt sich in der Materie bestens aus.

Die Kirche St. Maria Magdalena in Authausen. Foto: Andreas Bechert
Die Kirche St. Maria Magdalena in Authausen. Foto: Andreas Bechert

Viele Holzteile wurden dabei überarbeitet und die Windladen neu abgedichtet. Teilweise mussten Abstrakte, Trakturwinkel und Wellen repariert werden. Völlig neu wird sich dann im August der Prospekt mit neuen Zinnpfeifen präsentieren. Die bisherigen Zinkpfeifen hat man eingebaut, als zu Kriegszeiten die alten Zinnpfeifen abliefern musste. Daraus wurden Granaten hergestellt – ein Los, das übrigens (fast) alle Orgel in der Region in einen der beiden Weltkriege traf.

Möglich wurde die Restaurierung durch Fördergelder und zahlreiche private Spender aus dem Ort. An Sonntag, dem 10. August, soll nun die Löwe-Orgel ihren offiziellen Spielbetrieb wieder aufnehmen. Nach dem Festgottesdienst, den Superintendent Matthias Imbusch, Organist Christian Schmidt, Organistin Cinja Jonack und Ortspfarrer Andreas Ohle ausrichten, lädt die Gemeinde zum gemeinsamen Verweilen im Pfarrgarten ein. Für das leibliche Wohl sorgt die Firma Böttge. Andreas Bechert

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