Vor reichlich einem Jahr übten die Hausdorfer noch an der Seite der Colditzer Kameraden eine Personenbergung, mittlerweile haben sie ihren Dienst in anderen Ortswehren angetreten. Die Auflösung der Freiwilligen Feuerwehr war ein notwendiger Schritt. Foto: Thomas Kube

Es ist ein Schritt, der keinem Bürgermeister leicht fallen dürfte: Die Auflösung einer Freiwilligen Feuerwehr. In Colditz sah sich jetzt allerdings der parteilose Kommunalchef Robert Zillmann zu dieser Maßnahme veranlasst. Die verbliebenen Kameraden der knapp 95 Jahre alten Hausdorfer Wehr sind mittlerweile auf andere Ortswehren der Kommune verteilt, ihr Einsatzfahrzeug wird künftig in Schönbach seinen Dienst verrichten.

Getroffen wurde diese Entscheidung in Colditz auf der Grundlage eines im Vorjahr verabschiedeten Zukunftskonzeptes für den Brandschutz, mit dem sich die Schlosskommune auf die Herausforderungen der Zukunft und hierbei insbesondere den demografischen Wandel einstellt. Unter anderem sieht dieses Konzept vor, dass Ortsfeuerwehren für den Fall zusammengelegt werden, dass in ihnen eine gewisse Zahl an aktiven Kameraden dauerhaft unterschritten wird. In Hausdorf war die Entwicklung dahingehend verlaufen, dass die Kameraden das mit Plätzen für neun Einsatzkräfte bestückte Löschfahrzeug nicht mehr respektive nur noch unregelmäßig zu besetzen in der Lage waren.

Fairness gegenüber dem Steuerzahler

„Da sich diese Entwicklung über einen längeren Zeitraum hinweg angekündigt hat, hatten wir entsprechend Zeit, mit den betroffenen Kameraden individuelle Lösungen zu finden, die sie dankenswerterweise auch akzeptiert haben“, berichtet der Colditzer Orts- und kommunale Stadtwehrleiter Steffen Schmidt. Dieser betont, dass trotz dieses notwendigen Schrittes der Brandschutz in der Hausdorfer Region in der bisherigen Weise gewährleistet sei, und verhehlt nicht, dass es im Kommunalgebiet weitere Feuerwehr-Standorte mit Personalproblemen geben würde. „Solange jedoch die Einsatzbereitschaft gewährleistet ist, solange werden wir an jeder einzelnen Wehr festhalten und diese nach Kräften unterstützen, an ihrem Erhalt aktiv mitzuwirken.“ Andererseits müsse man aber auch fair gegenüber dem Steuerzahler sein und etwa vermeiden, dass Gerätehäuser ungenutzte Einsatzfahrzeuge beherbergen. „Ganz abgesehen von der Tatsache, dass der Fluss von Fördergeldern für neue Technik nicht zuletzt auch davon abhängig gemacht wird, ob für deren Bedienung auch ausreichend Personal in der jeweiligen Wehr zur Verfügung steht“, gibt Schmidt zu bedenken.

Auflösung als allerletztes Mittel

Und diese Fördergelder werden, ergänzt der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Landkreis Leipzig, David Zühlke, nicht unbedingt mehr. „Entsprechend sind die Kommunen mehr denn je angehalten, den Einsatz ihrer Finanzmittel entsprechend abzuwägen“, weiß der Elstertrebnitzer Bürgermeister nur zu genau. Die Auflösung einer Ortswehr könne gleichwohl nur ein allerletztes Mittel darstellen. „Einerseits handelt es sich beim Thema Brandschutz um einen Bereich der kommunalen Selbstverwaltung, und entsprechend liegt es auch im Verantwortungsbereich der Städte und Gemeinden, mit den Folgen des demografischen Wandels umzugehen“, so Zühlke. „Andererseits gilt es zu bedenken, dass Feuerwehren in der Regel sich nicht ausschließlich dem Brand- und Katastrophenschutz widmen, sondern darüber auch eine Reihe von gesellschaftlichen Funktionen innehaben. Deshalb sollte neben der Frage, ob die Tageseinsatzbereitschaft einer Wehr noch gewährleistet ist, auch deren Stellenwert in einem dörflichen Gefüge in die Entscheidung über eine mögliche Auflösung einfließen“, so Zühlke. In jedem Fall sollten Wehrauflösungen dort, wo sie unumgänglich sind, in einer einvernehmlichen Art und Weise ablaufen. „Daran habe ich im konkreten Fall keine Zweifel, zumal der Colditzer Bürgermeister selbst viele Jahre als Stadtwehrleiter gewirkt hat“, so der Kreisfeuerwehrverbands-Vorsitzende.

Roger Dietze

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