Bislang gut durch die Pandemie gekommen: Ricarda Höfer und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Tierschutzverein Leipzig/Grimma sind mit ihren Corona-Maßnahmen auf viel Verständnis gestoßen. Foto: Thomas Kube

Leipziger Land. Die Hunde müssen an die frische Luft – in Abwandlung eines Hape-Kerkeling-Bestsellers war dies das Motto für die Tierheime im Landkreis Leipzig auch in der heißen Corona-Phase im März und April. „Weil unsere Einrichtung während dieses Zeitraumes für jeglichen Besucherverkehr geschlossen gewesen ist, mussten auch die Gassigänge von den Tierpflegern übernommen werden“, berichtet die Vizevorsitzende des das Tierheim Oelzschau betreibenden Tierschutzvereines Leipziger Land, Evelyn Hiller. Auch nach der Aufhebung des allgemeinen Shutdowns blieben die Tore der Tierheime geschlossen. „Der Schutz vor Ansteckung unserer Tierpfleger hatte und hat für uns oberste Priorität, denn wir haben hinsichtlich des Personals keinen Plan B“, so Hiller. Eine vorsichtige Öffnung immerhin habe es mittlerweile in der Form gegeben, dass die Stamm-Gassigeher die Einrichtung wieder unterstützen können. „Die Anmeldung erfolgt dabei über unsere Homepage“, so die Tierschutzvereins-Vize, die von einer gestiegenen Nachfrage nach Heimtieren spricht. „Wir haben zwar auch in normalen Zeiten eine gute Vermittlungsquote, aber aufgrund der durch die Pandemie intensivierten Homeoffice-Arbeit sowie des Umstandes, dass mehr Leute Urlaub in der Region gemacht haben, ist die Nachfrage nochmals angestiegen, weil mehr Zeit zur Eingewöhnung der Tiere vorhanden war respektive nach wie vor ist“, so Hiller, die die Werbetrommel für ihre Hunde rührt. „Wir kooperieren auch in Corona-Zeiten mit dem rumänischen ‚Tierheim der Hoffnung’.“

Vor jede Menge Herausforderungen gestellt hat das Virus auch den Tierschutzverein Leipzig/Grimma, der im Grimmaer Ortsteil Schkortitz ein Tierheim betreibt. „Insgesamt ist unser Corona-Management aber sehr gut gelaufen, weil potenzielle Gassigeher unser Vorstellungsprozedere samt der darin formulierten Unterbreitung von Terminvorschlägen auf dem Weg der E-Mail-Kommunikation sehr gut angenommen und unseren Hygienemaßnahmen ganz allgemein mit einer sehr hohen Akzeptanz begegnet sind“, berichtet die Vorstandsvorsitzende Ricarda Höfer.

Die Terminvergabe war auch im zweiten Tierheim im Muldental, dem in Wurzen, das zentrale Planungsinstrument, um trotz Corona den Betrieb aufrecht erhalten zu können. „Es wäre gar nicht auszudenken, wie wir unsere Tiere für den Fall versorgen sollen, dass das Virus bei uns Einzug hielte“, so die Vorsitzende des Wurzener Tierschutzvereins „Ein Herz für Tiere“, Kristina Schmitt. Deshalb habe man seit Anfang März Besucher der Einrichtung nur nach vorheriger Anmeldung empfangen. „Im Einzelfall mussten wir spontane Gäste auch abweisen“, blickt Schmitt auf die vergangenen Wochen zurück, durch die ihr zufolge ihr Tierheim im Großen und Ganzen gut gekommen sei. „Unsere Hunde finden zumeist sehr schnell einen neuen Besitzer, und hinsichtlich der zeitweiligen Pflege unserer neuen Katzenbabys ist uns eine große Unterstützung zuteil geworden“, berichtet die Vereinsvorsitzende. Nachdem die Jungen rund ein Vierteljahr bei ihren Müttern verbracht hätten, habe man Ende Juli die Vermittlung in Angriff genommen.

Auf Kristina Schmitts Liste der noch zu erledigenden Dinge ganz oben steht die Intensivierung der Werbung um Spendenmittel. Dass da in der Bevölkerung eine Bereitschaft durchaus vorhanden ist, hätten die Wochen nach dem Corona-Ausbruch gezeigt. „Die Tierheime mit ihren ganz spezifischen Corona-Nöten haben es damals ein ums andere Mal in die Medien geschafft, wodurch auch bei uns ein erhöhtes Spendenaufkommen zu verzeichnen war“, so Schmitt. Diesen Geldstrom nicht abreißen zu lassen, sei auch die zwingende Voraussetzung dafür, die Einrichtung personell dauerhaft auf solide Beine zu stellen. „Wir sind in der komfortablen Situation, über einen festen Stamm an gut ausgebildeten Tierpflegern zu verfügen, wenngleich Schulungen in der jüngeren Vergangenheit nur eingeschränkt möglich gewesen sind“, berichtet Schmitt. Eine unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten andere Hausnummer sei es aber, eine mit der Übernahme entsprechender Verantwortung verbundene Leitungsstelle zu besetzen. „Wer für eine Tierheim-Leitung in der Form qualifiziert ist, dass er respektive sie alle von den Veterinärämtern geforderten Voraussetzungen erfüllt, hat Anspruch auf eine entsprechende Entlohnung, die wiederum für einen kleinen Tierschutzverein kaum zu erwirtschaften ist“, beschreibt Schmitt das Dilemma. Roger Dietze

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