Martina Moraweg ist eine Meisterin der sorbischen Batik- und Wachstechnik. Ihre zerbrechlichen Kunstwerke präsentierte sie auf der Internationalen Ostereierbörse. Foto: Regina Katzer

Ein liebevoll gestaltetes Refugium aus echtem Moos, einem Stück Birnbaum und einem großen Strauß frischer Ranunkeln vom Markt – der Stand von Martina Moraweg auf der 25. Internationalen Ostereierbörse Anfang April in Leipzig war ein echter Hingucker. Von ihrer schönsten Seite zeigten sich jedoch die bunten Ostereier am Myrtenzweig.

„Während andere im Studium kellnerten, habe ich Ostereier verkauft“, erzählt die heute 58-Jährige, die in Karl-Marx-Stadt Ökonomie studiert hat und als Angestellte arbeitet. Aufgewachsen in Sohland, am Oberlauf der Spree, ging sie in Bautzen in die Erweiterte Oberschule, machte dort Abitur und lernte die sorbische Volkskunst kennen und schätzen. Die Mutter zweier erwachsener Kinder verschönert ausgeblasene Hühner-, Gänse- und Straußeneier mit der sorbischen Batik- und Wachstechnik. Die Muster trägt sie mit abgeschlissenen Federn oder Stecknadelkuppen auf.

Seit Neuestem graviert sie die zerbrechlichen Kostbarkeiten mit einem elektrischen Diamantschleifstift. „Abends statt Fernsehen“, sagt sie und freut sich über das Interesse der zahlreichen Besucher an ihrer Freizeitbeschäftigung.

Im Sommer ruht das Hobby – da sitzt die dreifache Oma nach der Büroarbeit im Garten, strickt Socken und Kindersachen für die jüngsten Familienmitglieder. Ob eines der drei Enkelkinder irgendwann einmal in die Fußstapfen ihrer kreativen Großmutter tritt, bleibt abzuwarten. So lange wird die Sächsin zu Beginn der Weihnachtszeit am Küchentisch die ersten Eier färben, Schalen verschiedenfarbig wachsen, um im Anschluss schöne Muster in die Oberfläche zu kratzen. Anfang April reiste die Hobby-Kunsthandwerkerin in diesem Jahr mit ihren schönsten Exemplaren an die Pleiße, um sie traditionell drei Tage lang in der Alten Handelsbörse zu präsentieren.

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Auch Keramikerin Marie Helbig, deren Arbeiten in der Leipziger Kunstgalerie „terra rossa“ am Roßplatz 12 zu bewundern sind, war mit ihrer „Eierei“, wie sie es liebevoll nannte, vor Ort. Die 66-jährige gelernte Gebrauchswerberin, die einst im Leipziger Centrum-Warenhaus die Schaufenster verschönerte, hatte von der Bodenvase über dekorative Dosen in Eierform bis zu glasierten oder bemalten Ostereiern alles dabei.

Ihre Rauchbrandeier sind etwas Einmaliges in der Ausstellung – hergestellt im eigenen Garten in Leipzig-Schleußig, wo sie auf der Wiese einen ganz speziellen Ziegelhaufen gestapelt hat. Hier entfacht die Künstlerin, die von 1979 bis 1982 Gefäßgestaltung in Heiligendamm studierte, mehrmals im Jahr einen Sägemehlbrand, um die einzigartige Rauchbrandkeramik mit Pflanzenabbildungen entstehen zu lassen. Mit den Worten „So haben Sie Schneeglöckchen noch nie gesehen“, nahm sie ganz behutsam eine Dose in die Hand und zeigte auf die filigranen Abdrücke im Ton. Anders als bei ihrer Kollegin Moraweg aus Sohland sind ihre Osterdekorationen witterungsunabhängig und auch für den Außenbereich geeignet.

In der Hoffnung, dass Sie, liebe Leser, die richtigen Ostereier fürs Fest finden, wünsche ich ein schönes und langes Wochenende!

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