Leipzig. Einmal ist keinmal – so lautet ja ein altes Sprichwort. Nun, darüber kann Slalomkanutin Andrea Herzog inzwischen milde lächeln: Immerhin konnte sie im Jahr 2022 ihren Weltmeister-Coup wiederholen und dies ausgerechnet bei der Heim-WM in Augsburg. Bemerkenswert dabei: Zunächst musste sich die Leipzigerin durch ein echtes „Tal der Tränen“ kämpfen.

Denn die Ausgangsposition für die Weltmeisterschaft Ende Juli waren alles andere als gut, wie die 23-Jährige in der Rückschau berichtet: „Es gab zum ersten Mal in meiner Karriere eine Phase, in denen die Wettkämpfe nicht so liefen, wie ich es mir vorgestellt hatte. In der so viele Wettkämpfe nacheinander einfach nicht funktioniert haben.“ In der Tat: Andrea Herzog kam richtig schwer rein in dieses Wettkampfjahr 2022, vor allem die Europameisterschaften im Mai im slowakischen Liptovski-Mikulas wurden eine handfeste Enttäuschung. Umso wichtiger, dass die Leipzigerin noch rechtzeitig in Tritt kam: Bereits zum WM-Auftakt sicherte sie sich gemeinsam mit Nele Bayn und Elena Lilik die Silbermedaille im Canadier-Team-Wettbewerb.

Im Rückblick ist die 23-Jährige sogar ein wenig dankbar – weil diese Krisen im Hochleistungssport nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel sind. Und man meist gestärkt aus ihnen hervorgehen kann, wenn man die richtigen Schlüsse zieht. Andrea Herzog hat auf jeden Fall viel nachgedacht und eine Menge mitgenommen. „Erfolge sind keine Selbstverständlichkeit: Man muss sie sich immer hart erarbeiten“, überlegt sie und ergänzt: „Aber man muss den Kopf nicht in den Sand stecken. Ich habe in dieser Situation auch gelernt, dass man sich immer auf den Trainer und auf das Trainingsteam verlassen kann.“

Dieses Vertrauen, dass sie stets gespürt hatte – auch in den Wochen, in denen es eben mal nicht lief – hat Andrea Herzog in diesem Jahr unbedingt zurückgezahlt. Mit der Wiederholung des Titelcoups von 2019 – nun kann sie sich Doppelweltmeisterin nennen. Womit die eigene Leistungsfähigkeit nachhaltig unter Beweis gestellt ist: „Wenn man zum zweiten Mal einen WM-Titel holt, bestätigt man den Platz in der Weltspitze unbedingt. Und es zeigt, dass man gut gearbeitet hat.“

Dieser neu gewonnene Schwung hielt noch eine ganze Weile an – genauer gesagt, sogar bis zum Weltcup-Finale im spanischen La Seu d’Urgell. Auch noch mal ein wichtiger Sieg, findet die Slalomkanutin: „Ein guter Schub für die nächste Saison.“ Denn auch hier gilt: Nach der Saison ist vor der Saison. Und die Auflage 2023 wird noch einmal eine ganz besondere Herausforderung – mit dem Kampf um das Olympiaticket für Paris 2024.

Das wird schon eine Herausforderung angesichts einer knackigen Konkurrenz im eigenen Land – Doppel-Weltmeisterin hin oder her. Aber jene Erfahrung von Augsburg hat Andrea Herzog nun in der Hinterhand: „Ich wäre da mit jeder Medaille zufrieden gewesen. Aber da war es wieder berühmte Knoten, der auf einmal platzt.“ Und dann sind da die Augenblicke des Erfolgs, die für alle Mühen und Entbehrungen entschädigen. Auch jene, die sie aktuell bei der Saisonvorbereitung in den Krafträumen zubringen muss … Jens Wagner

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