Torsten Krawczyk und Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (l.) schauen mit Sorge auf die anstehende Getreideernte. Foto: Sven Bartsch

Westewitz. Die dunklen Wolken am Himmel wirkten durchaus symbolisch. Denn während der Präsident des Landesbauernverbandes e.V. (SLB), Torsten Krawczyk, im Rahmen der Pressekonferenz zum Start der sächsischen Erntesaison im Landgut Westewitz im mittelsächsischen Hochweitzschen gemeinsam mit dem Sächsischen Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Wolfram Günther, über die diesjährigen Aussichten sprach, zogen dunkle Regenwolken auf.
„Das permanente Wasserdefizit der vergangenen Jahre konnte in den vergangenen Monaten nicht aufgefangen werden – und die Situation verschlechtert sich von Tag zu Tag. Wir erwarten auch in diesem Jahr insgesamt leicht unterdurchschnittliche Ernte-Erträge“, erklärte Torsten Krawczyk und verdeutlichte wenig später die großen regionalen Unterschiede im Freistaat aufgrund der verschiedenen Vegetationsstufen. Während in der Oberlausitz und in Nordsachsen die Situation wie schon in den vergangenen beiden Jahren wieder richtig extrem sei, rechne man in Mittelsachsen aufgrund der Lehmböden zumindest mit einer „durchschnittlichen“ Ernte. Doch die Zahl der „schlechten Ernte-Standorte“ in Sachsen steigt. „Aufgrund seiner guten Böden war zum Beispiel der Leipziger Raum bislang immer ein sicherer Standort. Doch auch hier ist die Dürre längst angekommen.“ Das bedeutet, dass die Erträge bei allen Getreidearten sinken. Am meisten hat in den vergangenen Monaten die Gerste gelitten – nicht nur durch den fehlenden Regen sondern zusätzlich durch den späten Frost im Mai. „Die Gerste ist regelrecht weggefroren, das kannte ich so bislang noch nicht“, berichtet der SLB-Präsident: „Auch der Mais sieht verheerend aus, er vertrocknet auf der Stelle.“
Im Herbst hatte Torsten Krawczyk dem Jahr 2020 noch durchaus optimistisch entgegen geblickt. Schließlich war die Bestellung der Felder reibungslos verlaufen. Nach einem feuchten Herbst und einem trockenen und warmen Winter hatte der regnerische Februar zusätzlich die Hoffnung vom Ende der Dürre am Leben erhalten. „Dann hatten wir aber bis Mai keine Niederschläge – und damit deutete sich endgültig das dritte Dürre-Jahr in Folge an. Nun stecken wir mittendrin“, so Torsten Krawczyk weiter: „Das permanente Wasser-Defizit konnte nicht aufgefangen werden. Die Situation verschlechtert sich von Tag zu Tag.“ Mit Blick auf die angespannte wirtschaftliche Situation verlangt er eine Risikoabsicherung für die Landwirte – in Form einer Mehrgefahrenversicherung, die neben Frost-, Hagel-, Sturm- oder Starkregen- auch Dürreschäden absichert. Dabei ist er mit Wolfram Günther klar auf einer Linie, schließlich sei eine solche vom Staat unterstützte Versicherung im Koalitionsvertrag verankert. „Eine solche Versicherung ist enorm wichtig – auch, damit die Bauern nicht ständig zu Bittstellern werden müssen“, betont der Minister: „Der Klimawandel ist eine riesige Herausforderung für unsere Bauern. Dieser Aufgabe müssen wir uns stellen.“ Die Bauern seien längst dabei, auf die Klimaveränderungen zu reagieren – mit neuen Getreidesorten, neuer Technik oder Möglichkeiten der Bewässerung. Für eine nachhaltige Umstellung der Betriebe wirbt auch Torsten Krawczyk. Schließlich werde die „klimatische Ausnahmesituation“ immer mehr zur „neuen Normalität“.
Trotz der teilweise verheerenden Lage auf den sächsischen Feldern und aktuellen Herausforderungen der Bauern hat der Landesbauernpräsident seinen Optimismus nicht verloren. „Ich werde nie die Hoffnung verlieren, dass in Sachsen weiterhin erfolgreiche Landwirtschaft betrieben wird. Wir haben in Sachsen viel ländlichen Raum. Der wird sicher auch weiterhin bewirtschaftet. Wir haben schließlich auch einen Versorgungsauftrag für die Menschen.“ So geht der Blick der sächsischen Bauern auch in den kommenden Wochen und Monaten immer wieder in Richtung Himmel, in der Hoffnung, dass öfter einmal dunkle Regenwolken aufziehen – und das nicht nur symbolisch. Die dunklen Wolken während der Pressekonferenz zogen übrigens schnell vorbei, ohne auch nur ein paar Tropfen des dringend nötigen Regens herauszulassen. Andreas Neustadt

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