Über 50 Jahre liegen zwischen den Fotos. Einst war Della Tork ein begehrter Showstar. Foto: PICTURE POINT/Kerstin Dölitzsch

Sie war eine der begehrtesten ostdeutschen Tanz­orchester-Solistinnen. Die Kleene mit der großen Klappe sang und tanzte stets live auf Bühnen. Durch einen Hirntumor verlor sie zwar ihre Gesangsstimme, nicht aber ihren Humor. Am Sonntag feiert Della Tork ihren 80. Geburtstag.

Die bescheidene 50-Quadratmeter-Wohnung ist jetzt ihre Bühne. „Hier rocke ich nun das Leben“, meint die Chemnitzerin augenzwinkernd und schiebt noch nach: „Na ja, so gut es irgendwie geht.“ Das Laufen fällt ihr inzwischen sehr schwer, die Rente ist niedrig. Der Lärm der Außenwelt und die neue Beliebigkeit der Unterhaltungsbranche dringen über den Fernseher zu ihr. „Aber ich schaue Krimis unheimlich gern.“ Gedächtnistraining für ihr Gehirn. Genauso wie die Schwarz-Weiß-Fotos aus ihrer Karriere, die Mitte der 1950er-Jahre begann.

Entdeckt wurde Adele Torke, wie sie eigentlich heißt, mit 16 Jahren in einer Radio-Castingshow. Die 1,57 Meter kleine Sächsin fiel mit ihrer Stimme und ihrem Temperament auf. Lampenfieber kannte sie nicht. Deshalb wurde sie vom Fleck weg von Tanzorchestern engagiert, mit denen sie jahrzehntelang unter dem Künstlernamen Della Tork durch die Lande zog. Dabei unterhielt sie nicht nur mit Schlagern und Gassenhauern. Sie moderierte auch mit einer unbekümmerten, lebensbejahenden Art.

Die Optimistin trägt das Herz auf der Zunge. Bis heute. Dabei stellte das Schicksal die ehemalige Entertainerin oft auf eine harte Probe. Ihr Sohn nahm sich mit Anfang 20 das Leben. Mit 60 Jahren bangte sie nach der Diagnose Hirntumor um ihr eigenes. „Bei der komplizierten Operation wurde ich zweimal wiederbelebt und machte eine Nahtoderfahrung“, erinnert sich Della Tork. Doch sie schaffte den Sprung zurück ins Leben.

„Ich verlor zwar meine Gesangsstimme und mein zierliches Aussehen, aber nicht meinen Lebensmut“, erzählt die Alleinstehende trotzig. Sie gründete eine Selbsthilfegruppe, in der sie lange Zeit anderen Betroffenen half. „So begleitete ich fünf Jahre lang einen jungen Mann, der leider den Kampf gegen einen bösartigen Hirntumor verlor“, denkt sie traurig zurück.

Sie weiß, dass sie mit ihrer Krankheit noch Glück im Unglück hatte. Zwar wuchs noch ein zweiter inoperabler Hirntumor, der nur bestrahlt werden konnte, aber sie hat gelernt, mit ihm zurechtzukommen.

Am Sonntag feiert das Energiebündel den 80. Geburtstag. Da wird sich Della Tork ihr Lieblingsdessert gönnen: Vanilleeis mit Kürbiskernöl. Und natürlich hofft sie, dass der eine oder andere aus der Showbranche an sie denkt und sie gemeinsam in Erinnerungen an die wilden Zeiten auf der Bühne schwelgen können. „Denn das Langzeitgedächtnis und meine Klappe funktionieren noch“, verspricht die dolle Della.

Thomas Gillmeister

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