Die von Sandra Geisler genähten Sachen für Frühchen sind meist nur halb so groß wie die in der kleinsten Babygröße. Foto: PICTURE POINT/Roger Petzsche

Sie ist eine der erfolgreichsten Leipziger Stoffdesignerinnen: Sandra Geisler (34). Ihre Muster sind Mode. Außerdem bringt sie Farbe in den Klinikalltag. Denn für die junge Mutter ist es Herzenssache, ihre Stoffe regelmäßig zu spenden und aus ihnen Kleidung für Frühchen zu nähen.

Der Blick in den Brutkasten für Babys löst bei betroffenen Eltern häufig eine Achterbahnfahrt der Gefühle aus. „Mutter und Vater befinden sich in einer emotionalen Ausnahmesituation“, weiß Sandra. „Früher lagen die Würmchen oft nur mit einer weißen Windel im Inkubator. Heute sind sie meistens farbenfroh angezogen und haben ein gestricktes Mützchen auf.“

Die Mini-Kleidung und die Accessoires gibt es nicht zu kaufen. Sie werden vom Verein „Herzenssache“ deutschlandweit an Kliniken und Eltern gespendet. Die Leipziger Stoffdesignerin ist eine der Frühchen-Fashion-Feen. „Meine Schwangerschaft verlief sehr problematisch“, erinnert sich die Mutter eines heute aufgeweckten gesunden Sohnes. „Deshalb kann ich mich gut in die Gefühlslage von Eltern hineinversetzen, die zwischen Hoffen und Bangen pendeln.“

Weil sich Sandra nach der Geburt ihres einzigen Sohnes individueller um ihn kümmern wollte, wagte die Mutter den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete ein eigenes Nähatelier. In der liebevoll dekorierten Werkstatt entwirft sie Schnittmusterbögen, designt Stoffe, näht, gibt Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene.

Ehemann Nico (35) und Sohn Ben (8) profitieren auch von den Handwerkskünsten und tragen gern Sachen aus den hauseigenen Kollektionen. Dabei bemüht sich Sandra, ökologisch zu arbeiten und keine Reste einfach wegzuwerfen. Die Kreative verarbeitet sie beispielsweise zu Wickelshirts, Overalls, Höschen und Pucksäcken für Kinder, die vor der 36. Schwangerschaftswoche das Licht der Welt erblicken.

Im Laufe der Zeit wurde die Sächsin von immer mehr Kundinnen angesprochen, die auch ehrenamtlich für die kleinsten Erdenbürger etwas tun wollen. Und so entwickelte Sandra die Idee, regelmäßig einen Nähtreff für Interessierte in ihrem Atelier zu organisieren. „Es ist so ein schönes Gefühl, auf diese Art einen Farbklecks, einen kleinen Lichtblick in den Klinikalltag bringen zu können“, beschreibt Anne Wönckhaus ihre Motivation. Sie zählt zu den Stamm-Mitstreiterinnen, die zwischen 13 und 70 Jahre alt sind.

Mit sehr viel Fingerfertigkeit und Fantasie wird gemeinsam genäht, gestrickt und gehäkelt. Inzwischen verarbeitet Sandra nicht nur ihre Reste, sondern auch gespendete Stoffe oder ganze Stoffbahnen von ihren neuen Designs. „Ich hatte sehr viel Glück gehabt mit meinem Sohn, und auch der Start in die Selbstständigkeit gelang. Deshalb möchte ich nun etwas zurückgeben“, erzählt Sandra. Ihre Herzenssache eben, für die sie kürzlich mit dem Familienfreundlichkeitspreis der Stadt Leipzig ausgezeichnet wurde.

Kontakt: www.Print4kids.info oder www.herzenssache-nfsuf.de

Thomas Gillmeister

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