
Schwimmen gehen oder durch Leipzig bummeln – alles nicht so einfach, wenn man auf die 80 zugeht, im Rollstuhl sitzt und nicht mehr laufen kann. „Teilhabe“ ist ein großes Wort, Marion Braun allerdings füllt es eindrucksvoll mit Leben.
Nach der Pflege und schließlich dem Tod ihres Mannes sowie mehreren Wirbelsäulen-OPs sei es „rapide bergab“ gegangen, erzählt sie. Sie verabschiedete sich von ihrem geliebten Garten und dem Auto. „Letzteres tut mir heute noch leid, denn ich will doch beweglich sein“, erklärt sie. Genau das hat sie sich wieder zurückgeholt – mit ihrer Kämpfernatur und unverwüstlichen Lebensfreude, mit diversen Hilfsmitteln wie Elektromobil oder E-Rolli sowie nicht zuletzt auch dank des Einsatzes von Gudrun Rübestahl.
Treff für Kaffeeklatsch, Spazierengehen oder Einkaufen
Die Freiwillige betreut Marion Braun im Rahmen des Besuchs- und Begleitdienstes, den das Engagement-Zentrum der Diakonie Leipziger Land ins Leben gerufen hat. Inzwischen treffen sich die beiden zwei bis dreimal pro Woche zum Kaffeeklatsch, Spazierengehen, Einkaufen, Rummicub-Spielen oder für Ausflüge. Jeden Tag telefonieren sie, wünschen einander „Guten Morgen“ und fragen nach dem Befinden.

Wenn man mit den beiden im Café sitzt, kommen immer wieder Menschen an den Tisch, die Marion Braun freudig begrüßen. Gefühlt kennt sie die Hälfte der Gäste. Kontakte sind ihr wichtig, immerhin hat sie bis zum 74. Geburtstag noch gearbeitet. „Es hat mir einfach Spaß gemacht und ich mochte den Umgang mit Jüngeren“, erklärt die sympathische Frau mit dem herzerwärmenden Lächeln.
Ehrenamt ist eine Bereicherung
„Es ist bewundernswert, was sie alles schafft“, so Gudrun Rübestahl. Obwohl der Altersabstand zwischen beiden gar nicht so groß ist, empfindet Gudrun Rübestahl das Verhältnis ein bisschen wie zwischen Mutter und Tochter. Ihr Ehrenamt ist nicht nur für Marion Braun, sondern auch für sie selbst eine große Bereicherung. Während ihrer Arbeitslosigkeit hat sich Gudrun Rübestahl oft nutzlos gefühlt. Also meldete sich die rührige Frau im Engagement-Zentrum.
„Ich wollte für andere da sein und gebraucht werden“, erklärt sie. Inzwischen ist sie längst im Ruhestand, engagiert sich aber sehr gern weiter und freut sich jedes Mal auf die gemeinsamen Unternehmungen. Der Besuchs- und Begleitdienst vermittelt geschulte Freiwillige an Menschen mit Behinderung oder Erkrankung sowie an Seniorinnen und Senioren zur gemeinsamen Freizeitgestaltung. Der Dienst ist kostenfrei und deckt keine Haushalts- oder Pflegearbeiten ab. Er soll Menschen dabei unterstützen, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben zu können.
Ehrenamtliche werden in der Region gesucht
Neue Ehrenamtliche werden in Wurzen, Borna, Rötha, Pegau und Markkleeberg gesucht. In Naunhof, Kössern, Kohren-Sahlis, Grimma, Trebsen, Pegau, Borna und Beucha wiederum stehen Freiwillige bereit: Hier können sich Interessierte melden, die den Dienst kostenfrei in Anspruch nehmen möchten. Das Engagement-Zentrum begleitet beim Erstkontakt, bietet Beratung, Unterstützung und Schulungen an.
Weitere Informationen: Diakonie Leipziger Land, Engagement-Zentrum, Tel. 03437 701622, ez@diakonie-leipziger-land.de, www.selbsthilfe-ehrenamt.de