Der Herzchirurg Prof. Dr. Martin Kostelka feiert im August sein 25-jähriges Leipzig-Jubiläum
Der Herzchirurg Prof. Dr. Martin Kostelka feiert im August sein 25-jähriges Leipzig-Jubiläum

Der Küchenstuhl bleibt diesmal leer. Dafür sitze ich in einem herrlich lichtdurchfluteten Singlehaus im Süden Leipzigs, bei Prof. Dr. Martin Kostelka, dem Chefarzt der Kinderherzchirurgie der Leipziger Herzklinik. In diese Wohlfühloase par excellence mit klitzekleinem Gärtchen kehrt der 64-jährige Mediziner nach den vier- bis fünfstündigen Operationen, und das mitunter an fünf Tagen in der Woche, nur zu gern zurück.

Über 10 000 Operationen hat der in Prag geborene Arzt in seiner Karriere schon durchgeführt. Er zählt zu den wenigen Chirurgen, die Kleinstkinder mit angeborenem Herzfehler am offenen walnussgroßen Herzen operiert haben. Und hat sich mit seinem Geschick am OP-Tisch den Ruf einer Koryphäe erarbeitet – auch weit über Europa hinaus. Der statistische Beweis: Da gibt es die Erfolgsquote von 97 Prozent, erreicht auch dank seines hervorragenden Teams. Ebenfalls wichtig: Er hat fünf herausragende Herzchirurgen ausgebildet, die jetzt Chefs großer Kliniken in Deutschland sind.

Eigentlich wollte er Biologie studieren

Dabei wollte er als Gymnasiast eigentlich Biologie studieren: Im Schülerlabor war er fasziniert von den Einblicken in die Wunderwelt der Natur. Doch dann gab es ein trauriges Familienereignis während einer Hochzeitsfeier: Plötzlich fiel sein damals 46-jähriger Onkel um, keiner konnte ihm helfen, so erzählt Martin Kostelka. Da stand der Entschluss fest, Medizin zu studieren.

Nach seiner Facharztausbildung stand er fortan im Operationssaal, hatte von neuen progressiven Methoden in der Kinderherzchirurgie gehört. So machte er sich auf den Weg in das Kinderherzzentrum Motol/Prag, danach in die Londoner Kinderklinik Great Ormond Street Hospital, arbeitete als Kinderherzchirurg auch in Boston, San Francisco, Los Angeles. Wieder in Prag entwickelte er auch eine herzchirgurische Ausbildungsstätte, um seine international gesammelten Erfahrungen weiter zu vermitteln.

„Eine wunderbare Stadt“

Diese Kunde drang auch nach Leipzig: So holten Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Mohr, damaliger Ärztlicher Direktor des Herzzentrums, und Prof. Peter Schneider den Experten nach Leipzig. Das war vor 25 Jahren. „Das war sicher auch für mich ein Glücksfall. Wunderbare Arbeitsbedingungen, ein hochqualifiziertes Team, eine wunderbare Stadt“, sagt der Tscheche: „Ich freue mich immer wieder sehr, von einstigen Patientinnen und Patienten zu hören, wie gut es ihnen geht.“

Oft dauern die Operationen am Herzen mehrere Stunden: Prof. Dr. Martin Kostelka an seinem Arbeitsplatz.
Oft dauern die Operationen am Herzen mehrere Stunden: Prof. Dr. Martin Kostelka an seinem Arbeitsplatz.

Da ist beispielsweise Laurenz, der ohne Herzklappen zur Welt kam. Bis zu seinem 20. Lebensjahr musste er sechsmal auf den Operationstisch, um die Klappen auszuwechseln. Heute freut er sich seines Lebens, ist IT-Spezialist und Bergsteiger. Da ist Karoline, die mit einem sehr schweren Herzfehler geboren, dreimal von Prof. Dr. Martin Kostelka operiert wurde, sich heute über ihr eigenes gesundes Töchterchen freut, das sie kürzlich gebar. Verständlich, dass sie selbst ihren „Onkel Doktor“ nicht vergessen kann.

Nicht nur zu ihrem Geburtstag meldet sie sich, und das ist in vielen Fällen so, wie die Briefe, Anrufe, mitunter auch persönlichen Besuche aus allen Ecken Deutschlands, Europas, des afrikanischen Kontinents zeugen. Viele der kleinen Patienten aus Ägypten, Eritrea, Somalia, Jemen und Katar wurden im Rahmen der karitativen Hilfe in Leipzig operiert.

Manchmal ist davon auch zu Hause die Rede. In Prag. Bei seiner Frau Ivana, ebenfalls Medizinerin. Denn an den Wochenenden fährt er immer zu ihr – sofern kein Notdienst ansteht. Und das seit 25 Jahren. „Das ist schon anstrengend, aber doch steckt darin auch eine Art Entspannung“, sagt der Mediziner, der gern Auto fährt: „Ich habe noch mehr spannende Hobbys“, erklärt der einst aktive Tennisspieler, der schon gegen Ivan Lendl spielte, Auszeichnungen holte und bedauert, wenig Zeit für sportliche Betätigung zu haben.

Manchmal geht es auch zum Angeln

Mit einer Ausnahme, sagt der bekennende RB-Fan, sobald er mit seiner Ivana oder der Großfamilie – dazu gehören die Kinder David und Therese mit Partner sowie die zwei Enkel – nach Südböhmen in das 170 Jahre alte Bauernhaus fahre, das sein Vater, ein bekannter Schauspieler, einst kaufte. Da geht er gern auch mal angeln, ist mit dem Paddelboot auf Tour. In den Winterferien geht es dann in das Riesengebirge in die 210 Jahre alte Berghütte und als begeisterter Ski-Alpinist auf die Piste.

„wir retten kein Leben, wir ermöglichen es.“

Eine weitere Leidenschaft sind Dokumentationen und Filme. Der Western-Klassiker „Spiel mir das Lied vom Tod“ ist für ihn der beste: Tolle Geschichte, wunderbare Atmosphäre, Darsteller, ins Ohr gehende Melodien … Auch dass er mal als kleiner Junge mit Bühne und Set liebäugelte, erzählt mir Martin Kostelka, und davon, wie ihm sein Vater dies kategorisch ausredete.

Und doch ist sein Wunsch in späteren Jahren Tatsache geworden. So stand er zweimal in Prag vor der Filmkamera und einmal in Deutschland. Und dieser Film – „24 Wochen“ –, in dem er einen Arzt spielte, erhielt zur Berlinale 2016 einen „Silbernen Bären“. So stand er mit auf dem roten Teppich. „700 Leute jubelten uns zu. Ich habe den Jubel für mich vor allem als Dank angesehen für meine medizinische Arbeit“, erinnert er sich. „Am Ende des Tages“, resümiert der Chefarzt der Kinderchirurgie der Leipziger Herzklinik, „retten wir kein Leben, wir ermöglichen es.“

Was kommt auf den Frühstückstisch?

Und was steht bei Ihnen auf dem Sonntagsfrühstückstisch? „Toast, zwei Rühreier, dazu ein Cappuccino“, notiere ich. Auch, dass er gern kocht, chinesisch oder italienisch, aber gern auch mal ein Steak brät. Waschen, Bügeln, Putzen für ein sauberes Zuhause – das sei für ihn ebenso eine Selbstverständlichkeit. „Diese Bodenständigkeit ist für die Ausübung meines Fachs so wichtig. Keine Arbeit ist minderwertig. Ich mag das im Alltag und im Beruf“, sagt mein charmanter Gesprächspartner, der im August hier in Leipzig sein 25-jähriges Jubiläum feiert. Traudel Thalheim

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