Schmetterlingsfreundlich soll es in Zukunft auch auf einer zweiten Schnaditzer Puppenstube zugehen. Am vergangen Mittwoch brachten Sophie von Eichborn (Landschaftspflegeverband, vorn im Bild) und Astrid Seydewitz (Stadt Bad Düben) ein entsprechendes Schild an. Foto: KiKi

Bereits vor sechs Jahren wurde die Schnaditzer Apfelwiese im Bad Dübener Ortsteil, schräg gegenüber der Dorfkirche, als Puppenstube ausgewiesen. Dabei handelt es sich um eine 1900 Quadratmeter große Grünfläche, die insektenfreundlich bewirtschaftet wird. Man lässt also „Wildwuchs“ zu, sodass sich neben den Obstgehölzen auch die Wiesenpflanzen voll entfalten können.

Nun wurde eine weitere Grünfläche als Schmetterlingswiese in dem sachsenweiten Projekt „Puppenstube gesucht – blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge“ angemeldet. Sie liegt im hinteren Teil des Schnaditzer Schlossparks, dort, wo sich früher die Schlossgärtnerei befand und heute einige junge Obstbäume stehen. Eigentümer des 2300 Quadratmeter großen Areals ist die Stadt Bad Düben, und als Initiator tritt der Landschaftspflegeverband Nordwestsachsen in Erscheinung. „Bei der Bewirtschaftung geht es darum, möglichst selten und schonend zu mähen, um eine Verbesserung der Lebensräume von Tagfaltern zu erreichen“, verriet Sophie von Eichborn. Und wie die Mitarbeiterin des Landschaftspflegeverbands (LPV) hinzufügte, habe man mit dem jetzigen Wiesenbewirtschafter jemanden gefunden, der bereits seit vergangenem Jahr die insektenfreundliche Mahd auf der Fläche umsetzt.

Doch was macht den Unterschied? Insektenfreundlich heißt, die Wiesenpflanzen natürlich gedeihen zu lassen, sodass sie die Chance erhalten, zu wachsen, zu blühen und sich auszusäen. In dieser Zeit haben viele Insekten, so auch zahlreiche Schmetterlinge, die Möglichkeit, ihre Eier auf Klee, Grashalm, Brennnessel oder Schafgarbe abzulegen, sodass die Nachkommen ihre Entwicklungsstadien durchleben können – also vom Ei über die Raupe und die Puppe bis hin zum neuen schlüpfenden Falter.

Kurzrasige Flächen bieten den Insekten kaum Lebensraum, und bei dauerndem Mähen gibt es für sie keine Vermehrungs- und Überlebensmöglichkeit. Ob Ei, Raupe oder Puppe – niemand entkommt dem Schnitt. „Die weit verbreitete Art und Weise der Pflege unserer Grünflächen bringt zwischen 50 und 90 Prozent der Insekten auf der Fläche den Tod“, weiß Sophie von Eichborn. Das habe europaweit zu einem drastischen Rückgang der Schmetterlinge geführt. In Sachsen sind mittlerweile von den 125 heimischen Tagfaltern bereits 14 Prozent ausgestorben, und noch einmal so viele seien vom Aussterben bedroht. Hinzu kommt, dass auch das Vorhandensein der ansonsten häufigen Arten in den zurückliegenden Jahren drastisch, und zwar im Schnitt um 30 Prozent, zurückgegangen sei. Dieser Entwicklung muss Einhalt geboten werden.

Deshalb besteht bei einer ausgewiesenen Schmetterlingswiese die Bedingung, nur streifenweise oder flickenteppichartig die Mahd vorzunehmen, und immer einen Teil der Fläche ungemäht zu belassen. Jeder kann übrigens dazu beitragen, dem Schmetterlingssterben entgegenzuwirken. In Gärten und Parks, an Wegrändern und auf Freiflächen sollten am besten immer einige Grünstreifen stehen bleiben. Nur so können sich auch nachfolgende Generationen an Aurorafalter, Schwalbenschwanz, Kleinem Wiesenvögelchen, Perlmuttfalter und vielen anderen erfreuen.  KiKi

Weitere Infos: www.Schmetterlingswiesen.de, oder www.lpv-nprdwestsachsen.de

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