Noch ruht der Bowlingtreff auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz im Dornröschenschlaf – doch bald soll er Heimat vom Naturkundemuseum werden. Zuvor soll der Ort aber in einem Hörspaziergang erkundet werden können und dafür sind noch Zeitzeugen gesucht. Foto: Jeremy Kulemann

Leipzig. Jetzt sind Erinnerungen gefragt! Genauer gesagt lebendige Erinnerungen an jene Tage, in denen es im Leipziger Bowlingtreff auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz noch hoch herging. Oder an jene Zeiten, in denen dieser Blickfang im Herzen der Messestadt gebaut wurde. Der Hintergrund: Eben jene Erinnerungen wollen die beiden Künstlerinnen und Theaterpädagoginnen Marlen Riedel und Johanna Dieme zu einem Hörspaziergang zusammenfassen, mit dem man voraussichtlich im April 2022 das Gebäude erkunden kann – vor dem großen Umbau zum neuen Naturkundemuseum.

Eines haben die Beiden schon gelernt: Dieser Bowlingtreff ist schon ganz schön tief verankert in der (kollektiven) Leipziger Erinnerung. Zum einen ganz einfach durch seine Präsenz auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz, „jeder stolpert beim Vorbeifahren über diesen Ort“, wissen sie von den selbst gemachten Erfahrungen aus den ersten Recherchen zu berichten. Und andererseits ist dieser „verlorene Ort“, die „Lost Place“ mitten in der Messestadt wohl auch ein wenig eine schmerzende Sache, erzählt Marlen Riedel: „Das haben wir auch sehr oft gehört: Dieses Bedauern, dass dieses Gebäude so lange Zeit leer und ungenutzt herumgestanden hatte.“

Nun, dieser Schmerz wird bald ein Ende haben: Das Naturkundemuseum Leipzig wird einziehen in den Bowlingtreff, der Stadtrat hatte mit seinem Beschluss vom 14. Oktober 2020 diesen Weg freigemacht. Was wiederum zu dem Projekt der beiden Leipzigerinnen führt – denn sie hatten es sich bereits in der Vergangenheit zur Aufgabe gemacht, die Erinnerungen, Geschichten und Erfahrungen über jene Orte zu sammeln, die sich stark verändert haben.

„Oder auch in der alten Form nicht mehr zu finden sind“, ergänzt Marlen Riedel. Entstanden sind so bereits Hörspaziergänge zu „Verschlungenen Dörfern“ am Cospudener See oder auch „Der Hafen“ über die Geschichte des nie fertig gebauten Lindenauer Hafens. Und weil sie stets auf der Suche nach eben diesen Orten in und um Leipzig waren, stießen sie irgendwann auch mal auf diesen Bowlingtreff mitten in der Messestadt – auch, weil es da ja einen entsprechenden Dokumentarfilm gibt.

Die Vision ist auch hier klar: Es sollen die erwähnten Erinnerungen, Geschichten und Erfahrungen möglichst direkt und alltagsnah eingefangen werden. Im direkten Gespräch, in Interviews, für die es zwar einen gewissen (Fragen-)Rahmen gibt, bei denen man aber vor allem möglichst genau zuhören möchte. Ein Stück weit – da sind sich die Beiden einig – wolle man sich auch von den Interviews und den entsprechenden Erzählungen leiten lassen. Zu neuen Themen beispielsweise, neuen Gesichtspunkten und Sichtweisen. „Ja, Fragen liegen vor, aber die entwickeln sich immer weiter“, sagt Marlen Riedel.

Die Suche nach Erinnerungen, nach Erzählungen geht derzeit weiter – mit dem Ziel, bis zum April diesen Jahres einen möglichst umfangreichen, vielschichtigen Hörspaziergang anbieten zu können. Wer nun findet, dass auch seine Geschichte rund um den Leipziger Bowlingtreff erzählt und auch festgehalten werden sollte, kann sich noch an das Team vom Verein freiraus wenden. Jens Wagner

Kontakt: Marlen Riedel vom Verein freiraus über die Telefonnummer: 0172 5652672 oder per E-Mail: bowlingtreff.leipzig@gmail.com

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