Die Schauspielerinnen Anna Karoline Michel (l.) und Lorena Steffl brachten das Mobbing-Stück auf die Bühne im Groitzscher Kino. Foto: Diakonie Leipziger Land
Die Schauspielerinnen Anna Karoline Michel (l.) und Lorena Steffl brachten das Mobbing-Stück auf die Bühne im Groitzscher Kino. Foto: Diakonie Leipziger Land

Es duftete wie gewohnt nach Popcorn, aber auf der Bühne gab es eine ganz besondere Vorführung. Der „Weimarer Kultur-Express“ spielte kürzlich in Groitzsch das Theaterstück „Mobbing – wenn Ausgrenzung einsam macht“. Zu erleben waren dabei Laura und Franzi, zwischen denen die Situation eindrücklich eskalierte mit im Mülleimer versteckten Jacken, Wurfgeschossen aus Papier, Beleidigungen im Klassen-Chat, Schikanen bei der Gruppenarbeit und vielen anderen Quälereien.

Die fast 170 Kino-Sessel waren bei beiden Vorführungen gut gefüllt – mit Kindern und Jugendlichen aus den Oberschulen, Gymnasien und Lernförderschulen der Region. Sie ließen sich von Anfang an fesseln und wurden aktiv mit einbezogen. „Zeig sie an!“, rief ein Schüler empört, als Laura das Publikum mitten im Stück fragt, was sie denn jetzt machen soll. Es gab allerdings auch lautstarke Sympathien für die schikanierende Franzi, die mehrfach bejubelt und beklatscht wurde.

Mobbing ist überall ein großes Thema

So sei es auch in der Realität, erklärt Roland Badstübner, Sozialarbeiter der Diakonie Leipziger Land am Gymnasium Groitzsch. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen von anderen Schulen hat er das Theaterstück nach Groitzsch geholt. „Mobbing ist überall ein großes Thema“, erklärt er. „Durch die digitalen Medien geht es leider nach Schulschluss weiter.“

Wenn ein Jugendlicher an einem Abend über 100 herabwürdigende Nachrichten bekommt, läuft das zunächst meist unter dem Radar der Schule. „Hör auf damit“ helfe oft nicht weiter, erzählt Roland Badstübner. Seine Strategie: „Genau hinschauen und Gruppen von innen her verändern, damit sie den Mut haben, selbst aufzustehen und die Mobbing-Dynamik zu stoppen.“

Sensibilisierung, Aufklärung und Projekte

Mühsam und langwierig ist diese Arbeit über Sensibilisierung, Aufklärung und Projekte – wie jetzt im Kino. Der Weimarer Kultur-Express ist mit dem Mobbing-Stück in ganz Deutschland unterwegs mit Aufführungen an jedem Werktag. Der Bedarf ist also riesig. Nach der Vorstellung gibt es noch eine kleine Auswertungsrunde direkt im Groitzscher Kino, bei der die Gäste gemeinsam überlegen, wie sich Laura und Franzi wohl gefühlt haben müssen oder was sie an deren Stelle gemacht hätten. Auch zurück im Klassenzimmer ist Mobbing Thema und die Kinder erzählen von eigenen Erfahrungen.

Die Schulsozialarbeit ist hier eine wichtige Anlaufstelle und wertvoller Rückzugsort. Roland Badstübner berichtet von einem betroffenen Jungen, der – nachdem mit dessen Klasse intensiv gearbeitet wurde – bis heute jede Woche zu ihm Kontakt hat. So können alle Beteiligten immer wieder nachjustieren – damit Mobbing keine Chance mehr hat.

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