Birgit Weber und Tobias Duteloff probten vor einigen Tagen schon einmal für ihren Auftritt in der Kirche Jahna. Foto: Andreas Neustadt

Freiberg. Wer hätte das gedacht. Man entdeckt doch immer wieder etwas Neues, wenn man einmal über den gewohnten musikalischen Tellerrand hinausschaut. Und wer Birgit Weber und Tobias Duteloff beim Zither spielen beobachtet, sieht und hört, dass sich dieser Blick auf jeden Fall lohnt.

Dem Duo Zitherklang aus Freiberg ist die Freude am Spielen und Singen deutlich anzusehen und anzuhören. „Leider ist das Instrument heutzutage nur noch selten zu hören. Das ist sehr schade“, weiß Tobias Duteloff. Birgit Weber nickt zustimmend. Die beiden leidenschaftlichen Musiker müssen auch in ihrem Freundeskreis immer wieder gegen Vorurteile kämpfen. Wenn sie sagen, dass sie Zither spielen, bekommen sie nicht selten zu hören: „Was will ich denn jetzt Zither hören, es ist doch noch nicht Weihnachten.“ Denn noch immer wird die Zither fast ausschließlich mit der erzgebirgischen Weihnacht verbunden. Dabei kann „die Zauberin“, wie das Duo das Instrument auch liebevoll bezeichnen, so viel mehr: „Mit der Zither kann man einfach alles spielen – von den bekannten erzgebirgischen Schmankerln über Opern bis hin zu modernen Jazz-Nummern“, so Birgit Weber weiter: „Das Instrument hat dank seiner vielen Saiten ein unheimliches Klangvolumen. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir echte handgemachte Musik machen.“ Und tatsächlich. Die Zither hat viele unbekannte, überraschende und zauberhafte Sa(e)iten, gespielt wird nach Klaviernoten. Und zum Beweis spielt das Duo gleich zwei Lieder, die nun wahrlich nicht viel mit der erzgebirgischen Weihnacht zu tun haben – darunter das peruanische Volkslied „El Condor Pasa“. „Es gibt nur noch sehr wenige Zitherspieler. Es fehlt einfach der Nachwuchs. Nur in Bayern wird die Zither noch an der Musikschule unterrichtet“, erklärt Birgit Weber. Selbst im Erzgebirge, der einstigen Hochburg der Zither, sei das Instrument inzwischen stark vom Aussterben bedroht.

Birgit Weber selbst ist bereits in frühester Kindheit zur Zither gekommen – durch ihre Mutter. Diese hatte selbst eine geschenkt bekommen und sie dann eines Tages an Birgit weitergegeben. Bereits mit sieben Jahren ging sie in die Musikschule in ihrer Heimat im Müglitztal und lernte dort das Zither-Einmaleins. Vor einigen Jahren hat es die Kindergärtnerin nach Freiberg gezogen. Hier startete Tobias Duteloff ebenfalls im zarten Alter von sieben Jahren seine Zither-Karriere. Als Autodidakt. Beide konnten sich der Faszination „Zither“ fortan nicht mehr entziehen – auch wenn es zwischendurch „immer mal Momente gab, in denen sich der Spaß in Grenzen hielt – vor allem in der Jugend“, wie Birgit Weber mit einem Schmunzeln zugibt. Nachdem die beiden Musiker einige Jahre alleine mit der Zither unterwegs waren, lernten sie sich 1998 bei einer Veranstaltung in Freiberg kennen. Bereits nach kurzer Zeit spielten sie ihren ersten gemeinsamen Auftritt in einem Pflegeheim.

Am Anfang hat das Duo vor allem bei Heimatabenden gespielt. Inzwischen sind die beiden Vollblut-Musiker bei zahlreichen Anlässen zu erleben – von der Musikalischen Weltreise über den Erzgebirgischen Hutzenabend und Weinabende bis hin zu Konzerten in Kirchen. Ein solches steht am 12. September in der Kirche Jahna auf dem Programm. Im Rahmen einer musikalischen Andacht zum Erntedankfest geben die beiden Musiker ab 14 Uhr eine vielseitige Kostprobe ihres Könnens. Der Eintritt ist frei. Birgit Weber und Tobias Duteloff sind überwiegend in der Region unterwegs, das eine oder andere Highlight führte das Zither-Duo aber auch schon mal etwas weiter weg. „Wir haben zum Beispiel auch schon in Zürich, auf der Insel Rügen, in Hannover und Berlin gespielt. Aber solche Fahrten sind für uns eher die Ausnahme“, erklärt Tobias Duteloff. An einen ganz besonderes musikalischen Ausflug erinnern sich beide noch sehr gern. Von 2007 bis 2009 waren sie in der Oper Chemnitz in der Operette „Im Weißen Rösl“ in insgesamt 25 Vorstellungen als Zithersolisten im Einsatz. „Das war für uns etwas ganz Besonderes, vor 2.000 Zuschauern zu spielen. Das waren viele unglaublich tolle Erfahrungen. Da waren wir natürlich vor allem am Anfang ganz schön aufgeregt“, berichtet Birgit Weber. Schließlich habe man hier als Hobbymusiker mit lauter Profis auf der Bühne gestanden.

Vor der Corona-Zeit war der Duo-Zitherklang-Kalender regelmäßig mit durchschnittlich 100 Konzerten im Jahr prall gefüllt. Das ist jetzt in Corona-Zeiten natürlich deutlich anders, viele Konzerte sind in den vergangenen Monaten ausgefallen. Neben den fehlenden Einnahmen hat diese Zeit für die beiden Musiker noch einen weiteren großen Nachteil. „Wenn die Auftritte fehlen, geht natürlich auch die Routine verloren. Das merken wir dann bei den Konzerten“, erklärt Birgit Weber. Gern erinnert sich Tobias Duteloff an das erste Konzert des Jahres. Denn während die Konzert-Saison für die meisten Musiker erst im Frühsommer begann, stand das Zitherklang tatsächlich am 7. Januar auf der Bühne – beim Neujahrskonzert in einem Dresdner Altersheim. „Dieses Konzert hatten wir wie so viele eigentlich schon abgehakt. Ein paar Tage vor dem geplanten Termin haben wir einen Anruf bekommen, dass das Konzert stattfinden soll. Damit hatten wir nie gerechnet. Am Ende war es ein richtig schönes Konzert“, erinnert sich Tobias Duteloff. Danach sei aber lange Zeit absolute Ruhe gewesen. Erst im Juli standen auf der Insel Rügen und in der Kirche in Brandis jeweils ein Konzert auf dem Programm.

Das Zitherspielen ist für die beiden Musiker, die auch Mitglieder im Deutschen Zithermusik-Bund e.V. sind, der perfekte Ausgleich zu ihren beruflichen Aktivitäten. Birgit Weber arbeitet als Erzieherin in einer Kita, Tobis Duteloff arbeitet als Geologe. Dazu haben beide noch jeweils ihre Familien, denn: „Die Frage, ob wir auch privat ein Paar sind, bekommen wir oft gestellt. Dann sage ich immer: Wir sind verheiratet, aber nicht miteinander“, stellt Tobias Duteloff mit einem Schmunzeln klar. Beide haben jeweils zwei Söhne. Der Traum, die Zither-Leidenschaft an die Kinder weiterzugeben, hat sich bei den beiden Zitherspielern zumindest bislang noch nicht erfüllt. „Die Jungs haben andere Interessen, sie können mit der Zither leider nicht viel anfangen“, bedauert Birgit Weber.

Trotz der Corona-Pandemie haben die beiden Musiker nie daran gedacht, die Zither an den Nagel zu hängen – im Gegenteil. Die Lust am Spielen und Singen ist nach wie vor riesengroß, schließlich haben Birgit Weber und Tobias Duteloff noch einiges vor. So wollen sie im kommenden Jahr bei den nächsten Zithermusiktagen in Hof dabei sein. Und vor allem wollen sie bei jeder Gelegenheit beste Werbung für „das schönste Instrument der Welt“ machen. Andreas Neustadt

Wer das Duo Zitherklang live erleben möchte, hat dazu am 12. September in der Kirche Jahna die Chance. Ab 14 Uhr geben Birgit Weber und Tobias Duteloff ein etwa 45-minütiges Programm zum Besten. Der Eintritt ist frei. www.zitherklang.de

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