Katrin Schindler kann sich beim schwersten Kampf ihres Lebens hundertprozentig auf ihren Mann Dirk verlassen. Foto: PICTURE POINT/Gabor Krieg

Beim Kampf gegen den Krebs geriet ihr Herz aus dem Takt. Es wurde immer schwächer. Aber Katrin Schindler (49) gab nicht auf. Ein Kunstherz bewahrte sie vor dem Schlimmsten. Jetzt erhielt sie ein Spenderorgan, mit dem sie sich langsam wieder an den Rhythmus des Lebens und ihres geliebten Tanzsports heran wagt.

Sehnsuchtsvoll schaut sie vom Rand des Swimmingpools aufs Wasser. Er und der große Garten am Mehrgenerationenhaus waren für sie viele Jahre lang Rückzugsort, Kraftspender, Seelenausgleich. Das sollen sie auch wieder werden. „Aber ich muss Geduld haben, überall lauern jetzt unsichtbare Gefahren für meinen geschwächten Körper“, sagt Katrin Schindler leise. Berührungsängste mit dem Leben hat sie nicht. Doch mit dem rund 300 Gramm leichten Glück muss sie es vorsichtig angehen lassen. So wenig wiegt das Spenderorgan, dem Katrin so viel verdankt.

Sie kennt sich aus in der Medizin, kann Arztberichte lesen wie andere Weißkittel-Romane. Viele Jahre spürte die medizinisch-technische Assistentin als Laborantin vor allem Grippeviren auf. Die Arbeit im medizinischen Hochsicherheitsbereich gefiel ihr. Überhaupt meinte es das Leben mit der Leipzigerin bis dahin gut.

An ihrem 29. Geburtstag heiratete sie ihren langjährigen Partner Dirk, später brachte sie zwei Söhne auf die Welt. Gerade als die Familie ein gemütliches, fast hundert Jahre altes Haus als neues Heim fand, begann für Katrin eine Kette von verhängnisvollen Schicksalsschlägen.

2003 wurde die junge Mutter mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert. Nach der Operation und der Chemotherapie schwächelte das Herz. „Das ist leider eine Nebenwirkung, die durch die Chemotherapie auftreten kann“, weiß Katrin jetzt. „Ich bekam extreme Atemnot. Meine Herzleistung sank auf knapp 30 Prozent.“ Durch Medikamente konnte sie zwischenzeitlich zwar wieder erhöht werden, doch nach einer erneuten Brustkrebsdiagnose und -behandlung sank sie weiter rapide ab.

„Ich wurde richtig aus dem Alltag heraus geschleudert“, sinniert die Betroffene. „Früher konnte ich stundenlang wandern, tanzen, gärtnern. Nun hatte ich kaum noch Kraft. Jede Treppe wurde zur Qual.“ Und auf einmal überschattete eine düstere Prognose die Familie, bei der Katrin stets Halt, Trost und Zuwendung findet. Der niederschmetternde Befund: Ohne ein Spenderherz hätte die Sächsin nicht länger als ein Jahr gelebt.

Im Herbst des vergangenen Jahres überbrückte ein Kunstherz die lange Wartezeit auf ein geeignetes Spenderorgan. Nachdem Komplikationen auftraten, wurde die schwer Kranke im Frühjahr auf die Hochdringlichkeitsliste für eine Herztransplantation gesetzt. Nach zirka sechs Wochen in der Klinik erhielt Katrin Ende Juni im Herzzentrum Leipzig während einer mehrstündigen Operation endlich ein Spenderorgan, das ihr das Leben rettete.

„Im nächsten Sommer möchte ich zusammen mit meinem Mann in den 50. Geburtstag hinein tanzen, mit Cha-Cha-Cha und Discofox“, nimmt sich die Hobby-Standard-Tänzerin vor. Bis dahin schöpft sie weiter Kraft und versucht mit Ausdauer und Vorsicht, Stück für Stück in den Alltag zurückzukommen.

Thomas Gillmeister

Kontakt: Betroffene finden Infos und Hilfe im Leipziger Verein für Herz- und Lungen-Transplantation HLTX e. V.;  www.hltx.de

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