Vor allem im Sprung läuft es für die 18-jährige aus Leipzig in dieser Saison ausgezeichnet: Bei der Junioren-Ski-WM wartete sie in Planica sowohl in der Mixed-Staffel als auch im Einzel mit der Tagesbestweite auf. Foto: Jan Simon Schaefer
Vor allem im Sprung läuft es für die 18-jährige aus Leipzig in dieser Saison ausgezeichnet: Bei der Junioren-Ski-WM wartete sie in Planica sowohl in der Mixed-Staffel als auch im Einzel mit der Tagesbestweite auf. Foto: Jan Simon Schaefer

Leipzig hat jetzt eine Ski-Weltmeisterin! Echt jetzt? Ja, richtig gehört: Die 18-jährige Ronja Loh sammelte bei der Junioren-Ski-Weltmeisterschaft in Planica im Mixed Team zunächst die Goldmedaille in der Nordischen Kombination ein, ehe sie auch im Einzel überzeugte und sich mit einer Bronzenen belohnte. Die Krönung einer bislang starken Saison, die ihr nun auch einen Startplatz beim Weltcup in Oslo vom 7. bis 10. März beschert.

„Das war eine richtig coole Woche“, blickt Ronja Loh auf die Tage von Planica zurück und ist dabei irgendwie immer noch ganz schon geflasht vom gesammelten Edelmetall: „Damit habe ich eigentlich nicht gerechnet.“ Wobei genau genommen das ganze Jahr 2024 im bisherigen Verlauf richtig cool war aus der Perspektive der frischgebackenen Team-Weltmeisterin: Immerhin startete die 18-Jährige sowohl in Oberstdorf als auch in Schonach zum ersten Mal beim Weltcup dabei – als Teil der nationalen Gruppe.

Weltspitze aus Norwegen, Japan, Frankreich und Österreich

Und sorgte dabei durchaus für Aufsehen: Am 13. Januar wurde sie in Oberstdorf nach dem Springen und den fünf Kilometern auf der Strecke letztlich 17. und am 27. Januar sprang beim Zieleinlauf nach vier Kilometern Langlauf der 15. Platz heraus. Da geht also was, auch im direkten Vergleich mit der Weltspitze aus Norwegen, Japan, Frankreich, Österreich und Deutschland.

Aber es klingt auf jeden Fall außergewöhnlich, wenn sich eine gebürtige Leipzigerin im Skisport im Allgemeinen und in der Nordischen Kombination im Besonderen im internationalen Fokus positioniert. Aber irgendwie ist Ronja Loh auch zu einem Drittel Oberwiesenthalerin, wie sie erzählt: „Meine Eltern haben als Skilehrer in Oberwiesenthal gearbeitet – also haben wir als Familie vom Dezember bis Ende März auch im Erzgebirge gelegt.“

Nach dem Einzelwettkampf auf der 102-Meter-Schanze von Planica und der fünf Kilometer langen Strecke konnte sich Ronja Loh (r.) über die Bronzemedaille bei der Junioren-Ski-WM freuen. Foto: Jan Simon Schäfer
Nach dem Einzelwettkampf auf der 102-Meter-Schanze von Planica und der fünf Kilometer langen Strecke konnte sich Ronja Loh (r.) über die Bronzemedaille bei der Junioren-Ski-WM freuen. Foto: Jan Simon Schäfer

Und weil man neben der Schule auch noch ein wenig mehr Beschäftigung benötigt, lag der Schritt zum Skisport einfach nahe. „Mit vier Jahren hat mich meine Mutter zum ersten Mal mit zum Skispringen genommen und es hat mir auf der Stelle Spaß gemacht“, erinnert sich die 18-Jährige: „Und das Langlauftraining kam von ganz allein, weil ich ja mit meinen Eltern mithalten wollte.“

Skisprung und Skilanglauf ist Kombination

Womit der Schritt in die Nordische Kombination ja quasi vorgezeichnet war – und von Ronja Loh auch ganz bewusst gegangen wurde. „In dieser außergewöhnlichen Kombination von Skisprung und Skilanglauf lag für mich schon immer der Reiz“, überlegt sie: „Ganz ehrlich: Das Skispringen allein wäre mir ein bisschen zu langweilig.

Und Langlauf macht mir schon immer richtig Spaß. Es ist schon die Königsdisziplin.“ Deshalb ist sie immer dran geblieben, auch jenen zwei Dritteln des Jahres, in denen sie mit ihrer Familie (die beiden Schwestern Maja und Pia sind übrigens ebenfalls Nordisch-Kombinierte!) in Leipzig lebte: Für das Langlauftraining gab’s dann die Inliner und zum Skispringen fuhr sie kurzerhand nach Eilenburg zur Josef-Dotzauer-Schanze.

Von Leipzig gings zunächst nach Oberwiesenthal

Das Talent blieb nicht lange verborgen, weil sich auch schnell Erfolge einstellte. Schon in der Saison 2012/2013 holte sie in der Nordischen Kombination ihren ersten Sachsenmeister-Titel. Viele weitere sollten folgen und auch auf nationaler Ebene rückte sie in die Leistungsspitze vor. Mit der siebten Klasse wechselte Ronja Loh auf das Sportgymnasium Oberwiesenthal, immer angetrieben von dem Ziel, mal ganz vorn mitzumischen in der Nordischen Kombination.

Was übrigens auch mal schlaglichtartig deutlich macht, welche Auswirkungen sportpolitische Entscheidungen auf großer Ebene für den Nachwuchs haben. „Ja, die Olympischen Spiele waren immer mein großes Ziel und mein Traum, aber für Frauen ist die Nordische Kombination ja keine olympische Sportart mehr“, meint sie nachdenklich – aber immerhin habe man ja noch attraktive Wettkämpfe wie eben die Weltcup-Serie.

Einen ersten Eindruck, wie es zugeht bei diesen Wettkämpfen, durfte die Leipzigerin ja schon sammeln. „Ich habe noch nie so viele Menschen an der Loipe gesehen. Und die haben mich alle angefeuert“, erzählt sie. Und davon, dass diese (Erfolgs-)Erlebnisse eine Menge Selbstbewusstsein gegeben haben: „Eigentlich bin ich ein ruhiger Mensch und manchmal fällt es mir schwer zu zeigen, dass ich auch was draufhabe.“

Teilnahme an Junioren-Ski-Weltmeisterschaft

Und was eine Ronja Loh draufhat, konnte man bei der Junioren-Ski-Weltmeisterschaft in Planica sehen. Wobei die 18-Jährige da auch in einer gar nicht mal so einfachen Ausgangsposition war: In der Mixed-Staffel ging das deutsche Quartett durchaus als Favorit ins Rennen – mit Tristan Sommerfeldt und Richard Stenzel standen zwei (Nachwuchs-)Athleten im Aufgebot, die schon regelmäßig im Weltcup am Start sind. Nun, diesem Druck konnte Ronja Loh standhalten: Mit 98 Metern legte sie von der Schanze die Tagesbestweite hin und auch in der Loipe ließ sie nix anbrennen. Macht unterm Strich den ersten Weltmeistertitel der jungen Karriere.

Ein echter Motivationsschub, daran lässt sie in der Rückschau keinen Zweifel: „So konnte ich mit viel Selbstbewusstsein und der entsprechenden Lockerheit in den Einzelwettkampf gehen.“ Und auch da profitierte sie von der aktuellen Formstärke beim Skispringen: Mit 92 Metern legte sie in Planica den weitesten Sprung hin – allerdings bei guten Verhältnissen, was unterm Strich den dritten Startplatz vor dem Fünf-Kilometer-Rennen ergab.

Den konnte sie ziemlich souverän absichern und eine – wie erwähnt eher unerwartete – Bronzemedaille einfahren. Inklusive der Erkenntnis, dass sie in der Loipe mithalten kann: „Allerdings sollte ich auf der Strecke grundsätzlich noch mehr rausholen. In diesem Jahr läuft es mit dem Skispringen besser.“

Ein wichtiger Grund für diesen Aufschwung war auch ein klassischer „Tapetenwechsel“: Vor rund zweieinhalb Jahren hatte Ronja Loh den WSC Erzgebirge Oberwiesenthal verlassen und sich dem VSC Klingenthal angeschlossen. Die neuen Impulse auch von Trainer Roman Holland-Nell zahlten sich aus, „auch weil ich mit seither auch als Mensch weiterentwickelt habe“. Der Lohn dieser Entwicklung und der Mühen: Die nächste große Premiere steht an.

Dank der Bronzemedaille von Planica darf sich Ronja Loh auf ihren ersten Weltcup in einem anderen Land vorbereiten – vom 7. bis 10. März geht sie gemeinsam mit dem deutschen Quartett Nathalie Armbruster, Maria Gerboth, Jenny Nowak und Svenja Würth an den Start. Die Vorfreude ist riesig und zwar auf allen Seiten, erzählt die Leipzigerin: „Wir verstehen uns als Team ziemlich gut. Und alle haben sich riesig über meine beiden Medaillen gefreut.“

Nach den Wettkämpfen kommt das Abitur

Diese Leistung möchte Ronja Loh nun auch in Norwegen unterstreichen – und sich so vielleicht auch einen Startplatz beim letzten Weltcup der Saison 2023/2024 am 17. März in Trondheim sichern. Womit die aktuellen Ziele bestens beschrieben wären; in der Perspektive vermischen sich die Herausforderungen ein wenig: Nach dem Saisonende (mit einer kurzen (Sport-) Pause) warten die Abiturprüfungen und Mai geht es dann auch schon wieder mit dem Laufen und Springen los, die ersten Lehrgänge warten die Athletin vom Nachwuchs-Kader 1 des Deutschen Skiverbands. Denn eines weiß Ronja Loh natürlich ganz genau: „Die guten Wintersportler werden im Sommer gemacht.“ Jens Wagner

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