Grünau Helau: Büttenredner Rüdiger Tauer, Prinzessin  Nadine I. und Prinz  Udo I. sowie Froschkönigin Romy Franz (v.l.) beim 21. Rosensonntagsumzug in Leipzig. Foto: Regina Katzer

Die Narren in Groitzsch machten am Sonntag lange Gesichter, denn im Landkreis Leipzig fiel der Faschingsumzug wegen einer Sturmwarnung aus. Mehr Glück hatten die Leipziger und ihre Gäste: Punkt 14 Uhr startete der 21. Große Rosensonntagsumzug in der Innenstadt.

In Windeseile setzten sich die Kostümierten in ihren Wagen in Bewegung und erreichten schon nach einer Stunde ihr Ziel vorm Alten Rathaus. Einer der Teilnehmer war Rüdiger Tauer, Gründungsmitglied des 1982 gegründeten „Grünauer Garnevals Glubs“ (GGG) und seit 38 Jahren aktiv im Verein dabei: „Die Garderobenfrau der Silvesterparty im Grünauer ‚Lindenhof’ suchte Männer für den Elternrat, die die 0815-Veranstaltungen aufmischen und neuen Wind hineinbringen sollten“, erzählt der 71-Jährige am Rande.

Seine erste Bütt dauerte circa zehn Minuten, sprach die Probleme der Grünauer Bewohner an, und anschließend war er der Held, erinnert sich der rüstige Rentner. Das Motto in diesem Jahr hieß „Gangster, Gauner und Ganoven, gefangen werden nur die Doofen“. Und wie immer legte Kabarettist Tauer den Finger in die Wunde – auch beim ausverkauften Abendprogramm des „GGG“ am 22. Februar in der Grünauer „Völle“. Im offenen Freizeittreff „Völkerfreundschaft“ zauberten 60 Mitwirkende ein dreistündiges Programm auf die Bühne. Während die anderen bis weit nach Mitternacht feierten, fuhr Rüdiger Tauer mit der letzten Bimmel nach Hause.

Die Faschingszeit ist nämlich noch nicht zu Ende: Am heutigen politischen Aschermittwoch spricht er bei einer Veranstaltung in Meißen. Und zum Ausklang der fünften Jahreszeit fährt er in die thüringischen Karnevalshochburgen, wo Rüdiger Tauer schon am Faschingsdienstag mit drei Freunden in Hirschberg an der Saale zu Gast war. „In Leipzig ist am Dienstag tote Hose. Uns zieht es an diesem Tag schon seit einigen Jahre in das sagenhaft schöne Kulturhaus, wo 600 bis 700 Leute Platz finden. Punkt Mitternacht verabschiedet sich der Karnevalsprinz in einem Sarg und wird von einer versenkbaren Bühne verschluckt“, erzählt er ganz begeistert. Auch Tauers Büttenrede hatte es in sich und war mit aktueller Brisanz gespickt: „Das war keine Ministerpräsidentenwahl, das war nur ein Gag vom Thüringer Karneval.“ Helau!

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Leila Helau: Thomas Mothes hat den Leipziger Karneval 20 Jahre lang begleitet und in Wort und Bild festgehalten. Foto: Regina Katzer

Thomas Mothes, ehemaliger Uni-Professor und Hobbyfotograf, ist ein bisschen vernarrt in den Leipziger Karneval. Und das seit genau 20 Jahren. Eines Tages, am 5. März 2000, war er mit seiner Kamera in die Leipziger Innenstadt unterwegs. Er beobachtet, wie sich kostümierte Leute zum ersten Rosensonntagsumzug nach der Wende so richtig austobten. „Im Gegensatz zur Natur ist der Karneval laut und schrill. Die Stimmung ist locker, und die Narren wollen geknipst werden“, erzählt der Biochemiker, der bis vor zwölf Jahren analog fotografierte. Seit damals verpasst er keinen Umzug mit den vielen bunten Menschen, dem Konfettiregen und den Bonbonkanonen.

Zum 20. Jubiläum im Vorjahr bescherte er sich und den Elferräten ein besonderes Geschenk: „Leila Helau“ ist der Titel seines Buches, das 20 Jahre Karneval in Leipzig abbildet. Es ist seine Hommage an die fünfte Jahreszeit – mit einem historischen Abriss und eigenen Erlebnissen in Wort und Bild.

Ein ganzes Jahr lang tingelte Thomas Mothes mit der Kamera durch die Narren-Szene, sah sich Programme an und hat Faschings-Urgestein Rüdiger Tauer interviewt. Traditionell war er beim diesjährigen Umzug mit seiner Frau Renate und zwei Enkelmädchen vor Ort. „Aus guter Gewohnheit bin ich dabei gewesen. Das Wetter hat die Zuschauer leider nicht so zahlreich wie sonst gelockt“, berichtet der 69-Jährige.

Tolle Szenen gab es trotzdem zum Fotografieren: „Die Fahnen sind vom Winde schön gefleddert worden, das Konfetti ist sensationell geflogen, und auch die Farben waren besonders“, so Mothes’ Fazit nach dem Sichten seiner 300 Bilder vom 21. Rosensonntagsumzug.

Regina Katzer

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