Ina Feige aus Delitzsch vor Neo Rauchs „Blumenhof“ in der G2 Kunsthalle. Foto: Regina Katzer

Die G2 Kunsthalle feiert in diesem Jahr ihr fünftes Gründungsjubiläum. Bis zum 10. Mai 2020 präsentiert die Leipziger Galerie im ehemaligen Rechenzentrum am Dittrichring insgesamt 25 Werke des international renommierten Künstlers Neo Rauch aus der privaten Sammlung von Kunsthallengründer Steffen Hildebrand. Rauchs Arbeiten stammen aus den Jahren 1993 bis 2018, und besonders sehenswert empfinde ich ein frühes Werk mit dem Titel „Plan“ (1994), eine Papierarbeit im runden Format.

Vor Rauchs großformatigem Gemälde „Blumenhof“ hockt eine junge Frau, die mit einer Spiegelreflexkamera einige Details des mit vielen Rottönen gemalten Bildes festhält. Sie heißt Ina Feige und arbeitet als Kunstlehrerin an einer Grundschule in Brandenburg. In ihren Ferien bummelt die Delitzscherin am liebsten durch Europas Kunstmuseen: Gemeinsam mit dem Ehemann und den beiden Kindern war sie bei Salvatore Dali in der Berliner Ausstellung am Potsdamer Platz, bei der „imm cologne“, einer Interieur-Messe in Köln, in ihrem Lieblingsmuseum, dem Louisiana Museum of Modern Art, nördlich von Kopenhagen, und auch das hiesige Museum der bildenden Künste Leipzig (MdbK) lädt immer zu Besuchen ein. Sohn Moritz (17) hat sich von seiner kunstaffinen Mama schon vor langer Zeit anstecken lassen. Ab der zweiten Klasse wandelte der Schüler als Museumsführer durchs MdbK – insgesamt zehn Jahre lang.

Besonders angetan ist die Familie vom dänischen Hygge, dem Lebensgefühl der Skandinavier. „Beim ‚Blumenhof’ bin ich zuerst an den Farben hängen geblieben“, erklärt die 40-Jährige, die täglich 200 Kilometer zur Arbeit fährt. Das Lehramtsstudium hat sie in der Pleißestadt absolviert, zum Referendariat ging es nach Bernau und Brandenburg. Die Ausbildung sei so modern und toll gewesen, dass Ina Feige seit vielen Jahren den langen Arbeitsweg an die Havel auf sich nimmt. Um den Erst- bis Sechstklässlern die Begegnung mit der Kunst nahezubringen, hat die Lehrerin sogar schon eine Christo-Verhüllung in der Öffentlichkeit organisiert. „Neo Rauch interessiert uns, weil er aus der Region kommt und weil er so berühmt ist“, sind sich Vater, Mutter und Sohn Moritz einig. Als nächstes geht es für die Nordsachsen nach Stockholm, wo sie das Moderna Museet (Museum für Moderne Kunst) und die „Furniture & Light Fair“, Schwedens größte Möbelmesse, besuchen. Und irgendwann kehrt Ina Feige zurück in die Leipziger G2, um noch einmal ihr Lieblingsbild von Neo Rauch, das den Titel „Fremde“ trägt, in den Fokus zu nehmen.

Info: Sonderausstellung in der G2 Kunsthalle ist jeden Mittwoch 15 bis 20 Uhr und Samstag 12 bis 17 Uhr zugänglich. Geführte Rundgänge (in deutscher Sprache) gibt es donnerstags, freitags und sonntags jeweils 15 Uhr, montags 11 Uhr. Führungen in englischer Sprache sonntags 16 Uhr und montags 12 Uhr. Bitte anmelden unter www.g2-leipzig.de.

*

Atmosphärische Schwingungen in der „Van Gogh Experience“ im Leipziger Kunstkraftwerk. Foto: Regina Katzer

Das Kunstkraftwerk, einst Heizwerk in Lindenau, das bis 1992 die Industrie im Leipziger Westen mit Energie versorgte, ist in den letzten Jahren zur internationalen Location für Kunst und Kultur geworden. Die seit 31. Januar gezeigte Jahresausstellung „Van Gogh Experience“ lässt die Pinselstriche des berühmten Impressionisten in einem neuen, digitalen Licht erstrahlen. In der Kesselhalle der ehemaligen Fabrik in der Saalfelder Straße wandelt der Besucher durch die in hoher Auflösung projizierten Werke des bekannten niederländischen Malers (1853 bis 1890) – untermalt durch die fantastische Musik, unter anderen von Bedrich Smetana, Miles Davis, Antonio Vivaldi und Johannes Brahms. Die 32-minütige Show war bereits in der französischen Hauptstadt Paris zu erleben und lockte in nur sechs Monaten eine Million Besucher in die Ausstellung.

Im Leipziger Kunstkraftwerk feiert die multimediale Installation von Gianfranco Iannuzzi (künstlerische Leitung), Renato Gatto (Design, Dramaturgie und Umsetzung), Massimiliano Siccardi (Video- und Multimedia-Technik) und Luca Longobardi (Musikalische Koordination und Komposition) Deutschlandpremiere: „Auch wenn sie bekanntermaßen zu Vincent van Gogh gehören – seine sehr dunklen und teils verwirrten Seiten zeigen wir in der Immersion nicht“, so der künstlerische Leiter der „Van Gogh Experience“ Gianfranco Iannuzzi.

Dass die dreidimensionale Show meditative Züge trägt und mich in eine andere Welt trägt, spüre ich ganz intensiv während meines Ausstellungsbesuchs. Fühlte ich mich im vergangenen Sommer nach meiner letzten filmischen Begegnung mit van Gogh („An der Schwelle zur Ewigkeit“) ein bisschen schwer, bin ich heute beschwingt und beflügelt – dank der lebendigen Bilder der provenzalischen Sonne, der monochromen Landschaften, van Goghs berühmten „Sonnenblumen“, die vor meinen Augen zum Leben erwachen. Im neunten, vorletzten Bild wird es stürmisch, und ein heftiger Regen peitscht über die acht Meter hohen Wände der Maschinenhalle. Es wird dunkel, der Tod kommt. Der ist aber nicht das Ende… schauen Sie vorbei und lassen Sie sich überraschen. „Van Gogh Experience“ ist erlebbar bis Ende Januar 2021.

Regina Katzer

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here