Gespann im Grünen: Chantal Remmert und Mischlingshündin Erna. Foto: PICTURE POINT/Kerstin Dölitzsch

Sie ist der Kopf von Leipzigs schönster und nachhaltigster Flower-Power-Bewegung. Chantal Remmert (30) kultiviert unter ihrem Markennamen „Erna Primula“ Blumen. Die Landschaftsarchitektin gab den Bürojob auf, um ihren Traum vom gesunden Gärtnern zu verwirklichen. Heute ist sie eine der wenigen Blumenanbauer in Deutschland, die ohne Chemie auskommen.

In diesem Gartenparadies hat jede Blume eine Chance. Egal, ob sie nun kerzengerade oder krumm wächst, ob sie früh oder spät blüht, ob sie sich mit wohlriechenden Kräutern oder Gemüse verbandelt. Die Ackerheldin möchte bei Schnittblumen einen Schnitt machen. Weg von der Norm, hin zur Natur. Und so gedeihen Ringelblumen neben Mangold, Rosen neben Lavendel, Löwenmäulchen neben Minze.

Innerhalb kürzester Zeit verwandelte Chantal eine wild wuchernde verlassene Gartenfläche in eine wohldurchdachte Blumenfarm, auf der es nicht nur grünt und blüht, sondern auch brummt und summt. „Ich möchte hier so naturnah wie nur möglich nachhaltig Blumen anbauen“, erzählt die studierte Landschaftsarchitektin.

Einst saß sie den ganzen Tag im sterilen neonbeleuchteten Büro und projektierte unter anderem Parkplatzflächen. „Doch eigentlich wollte ich Landschaften lebendig gestalten“, begründet sie ihren Bruch mit dem Beruf. Den wagte sie im vergangenen Jahr, als sie die Chance erhielt, mitten in Leipzig rund 1300 Quadratmeter urbar zu machen.

Sie legte Felder an und zog Jungpflanzen vor. Parallel dazu suchte sie in Deutschland, England, den USA und Kanada nach biologischem Saatgut und alten Rosensorten. Unter der Marke „Erna Primula“ (Erna heißt ihre Mischlingshündin, Primula ist lateinisch und steht für Primel) begann Chantal ganz allein mit dem Anbau. Dabei erntete sie nicht nur Blumen, sondern auch viele neugierige Blicke aus der Nachbarschaft.

Chantal kam mit vielen Greta-Thunberg-Anhängern ins Gespräch, einige machten ein Praktikum. „Aber so idyllisch es auch aussehen mag, der Blumenanbau ist arbeitsintensiv, anstrengend und beginnt in der Saison mit dem Sonnenaufgang“, bemerkt die Gärtnerin. Viele Helferinnen warfen bereits nach kurzer Schnupperzeit das Handtuch. Eva Sievers erwies sich dagegen als echter Glücksfall. Mit ihr zusammen geht Chantal ins zweite Erntejahr.

Verkauft werden die Blumen ausschließlich in der Region auf Märkten sowie in Bio- und Regionalläden. Und während beispielsweise die Rosen aus Kenia Tausende Kilometer mit dem Flugzeug transportiert werden, ehe sie bei uns in den Geschäften landen, gelangen die von „Erna Primula“ per Fahrradkurier zu den Blumenfreunden.

„Ich möchte wirklich vom Saatgut über die Aufzucht bis hin zum Verkauf alles nachhaltig gestalten“, betont die kämpferische Chantal (Sternbild Löwe). „Auch bei den Arrangements nutzen wir keinen Steckschaum oder verarbeiten irgendwelche Plastikteile“, ergänzt die Leipzigerin. Darüber berichtet sie auch gern in Workshops. Dort lässt sie die Vision von glücklichen duftenden Blumen weiter wachsen. „Slow Flowers“ heißt übrigens der Trend zum regionalen bunten Wiesenblumenstrauß mit gutem Gewissen.

Thomas Gillmeister

Kontakt: www.erna-primula.de

 

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