Vier Freunde, die sich durch die Musik gefunden haben: Ferdinand Rabe, Heiko Hartmann, Jens Müller und Sebastian Pickenhain (v. l.) von „Sassimowitsch Fehlin‘s Saturn Band“. Foto: J. Wagner

LEIPZIG. Die wunderbare Kraft der Musik – wie oft wird darüber nachgedacht und gesprochen. Doch manchmal trifft man Menschen, bei denen dieses theoretische Nachdenken auf einmal zur Realität wird. Ein solches Beispiel ist in Mockau zu finden – hier ist die künstlerische Heimat der Saturn Band.

Ortstermin in der Bochumer Straße, ein schöner Sonntagnachmittag im Psychosozialen Gemeindezentrum des Städtischen Eigenbetriebs Behindertenhilfe. Eigentlich steht ja die allwöchentliche Bandprobe auf dem Programm, aber die wurde schon vorgezogen – man will sich Zeit nehmen für das Gespräch. Musikalisch wird es trotzdem: Natürlich wird gesungen, „Froh zu sein, bedarf es wenig“ in einer etwas reduzierten Version, nicht als Kanon, sondern als gemeinsamer Harmoniegesang. Eigentlich ein perfektes Stichwort, findet das Quartett, das da gemeinsam singt – immerhin freue man sich immer wieder aufs Neue über die Harmonie in der Band.

Es sitzen auch jene beiden Männer mit am Tisch, die im Jahr 2003 die Saturn Band ins Leben gerufen haben: Gitarrist Heiko Hartmann und Frontmann Jens Müller, der sich den Künstlernamen Alexander Sassimowitsch Fehlin gegeben hat (wo­raus sich der vollständige Bandname „Sassimowitsch Fehlin’s Saturn Band“ ergibt). Zwei Männer, die viel miteinander verbindet – der gemeinsame Krankenhausaufenthalt vor vielen Jahren, an dem man sich kennenlernte. Der kreative Background, die Liebe zur Musik. Und Heiko Hartmann kann sich noch genau an den 1. September 2003 erinnern: „Da haben wir zum ersten Mal auf der Empore im ‚Bochi‘ geprobt.“ Seither ist das „Bochi“ die künstlerische Heimat der Saturn Band und noch ein bisschen mehr. „Nach der Probe sitzen wir gern noch ein bisschen zusammen, trinken Kaffee und reden“, erzählt Sebastian Pickenhain. Denn die Saturn Band, das sind nicht nur Jens Müller und Heiko Hartmann – da ist erwähnter Sebastian Pickenhain als Sänger (und vielleicht künftig auch als Geiger), da ist Keyboarder Ferdinand Raabe. Und da ist auch noch ein Trio, das an diesem Sonntag nicht mit am Tisch sitzt: Percussionist Wolfgang Zach, Gitarrist Christian Kasten und Schlagzeuger Henry Wiemer. Zusammengebracht hat sie alle die Liebe zur Musik. Und zum gemeinsamen Musikmachen. Und die gelebte Idee, dass dieses Musikmachen als Therapie funktioniert.

Es sind spannende Geschichten, die man beim gemeinsamen Kaffeetrinken hört. Wenn Heiko Hartmann beispielsweise davon berichtet, wie er einst zur DDR-Zeiten „für 150 Mark eine gebrauchte Bassgitarre“ gekauft hat und dies schnell zur ersten Band führte. Oder Ferdinand berichtet, dass ihm der Vater das Klavierspielen lehrte: „Ansonsten spiele ich eigentlich fast nur klassische Musik – da ist die Band schon eine interessante Abwechslung. Und außerdem gilt: Wer Klavier spielen kann, kann auch Keyboard spielen.“ Oder wenn Jens Müller aka Alexander Sassimowitsch Fehlin davon berichtet, dass er einst beim NVA-Dienst in Mühlhausen zum ersten Mal in einer Band gespielt hat.

All diese Geschichten verbinden sich nun in der Saturn Band. Und es sind dank der Band noch etliche mehr geworden – Geschichten von großen und kleinen Auftritten beispielsweise. „Musik ist einfach gut für die Seele“, überlegt Sebastian Pickenhain: „Und genau dies ist für uns das Wichtigste: Wir möchten den Menschen ein bisschen Freude machen. Und daraus auch für uns Freude gewinnen.“
Entsprechend „grenzenlos“ definiert man sich auch in musikalischer Hinsicht – das Faible von Sassimowitsch Fehlin für Manfred Mann’s Earth Band entdeckt man schnell, aber auch klassische Volkslieder spielt man gern. Spannend: Man hat zu jeder Jahreszeit ein eigenes Programm – auch zur fünften, der karnevalistischen Jahreszeit.

Am Ende spürt man dann, was diese Band für die Musiker bedeutet. „Zu 90 Prozent bin ich ein Pessimist, aber in der Band kann ich zehn Prozent Optimist sein“, überlegt Jens Müller und Heiko Hartmann ergänzt: „Ja, wir sind so eine Art musikalische Selbsthilfegruppe.“ Und wie das funktioniert, erzählt Sebastian Pickenhain: „Vor großen Auftritten habe ich echt Lampenfieber. Aber dann halte ich mich an Sassimowitsch Fehlin – der nimmt mich dann immer mit.“ J. Wagner

 

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