Leipzig. „Ich helfe, weil ich weiß, dass viele Kinder zu Hause kein Frühstück bekommen. Wir bekommen von ihnen regelmäßig die Rückmeldung, dass sie es klasse finden, sich hier richtig satt essen zu können”, sagt Evelyn Höhne. Die 62-Jährige ist seit vier Jahren beim Verein brotZeit dabei. Zusammen mit vier anderen Seniorinnen ist sie an der 66. Grundschule in Leipzig-Mockau aktiv, um an jedem Schultag ein Frühstücksbuffet anzubieten.

Unter den zahlreichen Bewerbern am brotZeit-Programm werden bevorzugt jene Schulen ausgewählt, die einen besonders hohen Anteil von Schülern aus finanziell schwachen Familien sowie mit Migrationshintergrund aufweisen. Auch in Leipzig kommen viele Kinder morgens hungrig in den Unterricht, weshalb hier seit 2012 eine der 15 Förderregionen von brotZeit ist. Mittlerweile sind 26 Grundschulen in der Region Leipzig dabei, die bis nach Bad Düben reicht und auch Schulen in Eilenburg oder Wurzen umfasst. „Es ist nicht nur für die Kinder wichtig, sondern auch für die Lehrer günstig, wenn alle was gegessen haben”, sagt Schulleiterin Ines Brauer.

Die Bewerbung für die Teilnahme am brotZeit-Programm habe sie gleich nach ihrer Amtsübernahme in die Wege geleitet, seit 2017 ist die 66. Grundschule dabei. Von den rund 390 Schülerinnen und Schülern nehmen im Schnitt jeden Tag etwa 50 Kinder das Frühstück in Anspruch. „Es werden von Jahr zu Jahr mehr”, so Brauer. Denn das Frühstücksbuffet von brotZeit steht, wenn es einmal in der Schule etabliert ist, allen zur Verfügung. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Die Kinder können hier in Ruhe und entspannt frühstücken, haben zudem eine reichhaltige Auswahl am Buffet. Von Toast oder Knäckebrot über Joghurt und Müsli sowie eine Auswahl an Getränken reicht das Angebot.

1500 Senioren helfen bundesweit

Das funktioniert nur, weil sich bundesweit mehr als 1500 Seniorinnen und Senioren engagieren und früh aufstehen, um das Buffet vorzubereiten und hinterher wieder aufzuräumen. Dazwischen suchen sie das Gespräch mit den Sechs- bis Zehnjährigen. Sie achten darauf, dass die Mahlzeit nicht nur aus Schokoladenaufstrich besteht, sondern auch Obst gegessen wird. Dabei entspinnt sich manches Gespräch. „Manche Kinder sind eher verschlossen, einige brauchen eine Weile, aber viele suchen auch den Kontakt“, sagt die Ehrenamtliche Christa Wölfer. Die Kinder lernten so auch nebenbei, ihren Hunger richtig einzuschätzen, selbstständig ihre Brote zu schmieren und ihren Platz sauber zu hinterlassen. „Zudem können sie sich besser auf den Unterricht konzentrieren, weil sie einen Großteil ihrer Sorgen bereits hiergelassen haben“, sagt Regional-Projektleiterin Claudia Spitzner.

„Wir bekommen nur positive Rückmeldungen”, so Christa Wölfer. Die 70-Jährige kommt seit fünf Jahren einmal pro Woche in die Schule. „Um unter Kindern zu sein”, wie sie sagt. „Ich bin selbst Lehrerin gewesen. Es ist wichtig, mit den Kindern in Kontakt zu bleiben“, so Wölfer. Die derzeit fünf Seniorinnen, die sich eigenverantwortlich an der 66. Grundschule als Frühstückshelferinnen organisieren, haben eine Liste aus 30 Artikeln, die sie alle 14 Tage bestellen können. Der Discounter Lidl stellt diese Produkte seit Beginn des Projektes 2009 kostenfrei zur Verfügung. Und das ist eine Menge: Rund 450 Tonnen Lebensmittel pro Schuljahr ermöglichen so, dass Kinder an den bislang 288 teilnehmenden Schulen gesättigt in den Schultag starten.

Es könnten noch durchaus mehr sein, so Claudia Spitzner: „Von Lidl haben wir die Zusage, dass sie bis zu 400 Schulen versorgen könnten. Aber wir brauchen natürlich auch die notwendigen Spenden, um die Betriebskosten zu decken.” So müssen für jede teilnehmende Schule neue Kühlschränke, Becher oder Teller angeschafft werden. Etwa 8000 Euro pro Jahr wendet der Verein pro Bildungseinrichtung und Schuljahr auf, so Spitzner. Erschwert wird die Lage dadurch, dass die auf drei Jahre angelegte Förderung des Freistaats Sachsen in diesem Jahr auslaufe. Auch könnten die aktuell 158 Senioren, die in der Region Leipzig aktiv sind, an einigen Stellen noch Unterstützung gebrauchen. Sie bekommen für ihre Dienste, die in der Regel von 6 bis 8.30 Uhr dauern, eine Aufwandsentschädigung. Andreas Bayer

Mehr Infos unter www.brotzeitfuerkinder.com

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