Sie beschäftigten sich beim "Dialog - Zu Tisch" mit den "Chancen und Herausforderungen für die Leipziger Innenstadt": Sören Münch, Thomas Oehme, Thomas Jochemko (Leipzig Media) und Michael Tiedtke (Sparkasse Leipzig, v.l.). Foto: Jens Wagner

Leipzig. Diesmal war alles ein bisschen anders: Normalerweise wird bei der Veranstaltungsreihe „Dialog – Zu Tisch“ von Leipzig Media, der Sparkasse Leipzig und der eureos GmbH eine sehr familiäre Atmosphäre gepflegt. In Corona-Zeiten musste nun auf Abstand geachtet werden: Aber die inhaltliche Auseinandersetzung mit den „Chancen und Herausforderungen für die Leipziger Innenstadt“ war dennoch ausgesprochen aufschlussreich.

„Ich bin sehr froh darüber, dass eine Perspektive aufgezeigt wurde“, erklärte Sören Münch (eureos) als einer der Gastgeber in der LVZ-Kuppel. An Visionen, Aufgaben und Handlungsoptionen ließ es Thomas Oehme, Centermanager der PROMENADEN Hauptbahnhof Leipzig und 1. Vorsitzender des City Leipzig Marketing e.V., am Ende seines Impulsvortrags nicht fehlen – wobei er eines besonders hervorgehoben hatte: „Die Ideen müssen von den Unternehmen kommen.“

„Chancen und Herausforderungen für die Leipziger Innenstadt“: Unter diesem Thema stand diese Ausgabe von „Dialog – Zu Tisch“. Und es wurde ein spannender und vor allem lehrreicher Exkurs durch eine City-Entwicklung der vergangenen drei Jahrzehnte: Vom „Dornröschenschlaf“ unmittelbar nach der Friedlichen Revolution, bei dem die wirtschaftliche Entwicklung an der Innenstadt vorbeizugehen schien, bis hin zu den begeisternden Boom-Jahren, die die Messestadt an die nationale Spitze brachten. Im wahrsten Sinne des Wortes: Wer wusste schon, dass die Leipziger Innenstadt bei der bundesweiten Vergleichsstudie „Vitale Innenstädte“ gleich zweimal die Nase vorn hatte?

Eine Information, die einiges auf den Punkt bringt. Zum einen die Tatsache, dass Leipzig in der Innenstadt viele Pfunde zum Wuchern hat: Ein kompaktes Zentrum (800 mal 600 Meter), ausgezeichnet entwickelt mit einem attraktiven Mix aus Handel, Gastronomie, Kultur und Einzigartigkeiten wie etwa der Passagen. „Ich bekomme beispielsweise von Besuchern aus Hamburg immer wieder bestätigt, dass die urbane Qualität der Leipziger Innenstadt bemerkenswert hoch ist“, meinte Thomas Oehme dazu. Andererseits werde mit eben diesen Pfunden im Alltag dann doch viel zu wenig gewuchert: „Um die Leipziger Innenstadt auch in der Zukunft so attraktiv zu gestalten, braucht es ein schlagkräftiges City-Management.“

Dabei ist es die Corona-Pandemie, die wie unter einem Brennglas die bereits vorhandenen Probleme offen legt. Da analysierte der Centermanager und Vereinschef sehr offen und schonungslos: „Bundesweit sind die Innenstädte großer Verlierer des Lockdowns.“ Leipziger Zahlen hat er aus eigener Erfahrung bei der Hand: In den PROMENADEN werde man wohl runde sechs, sieben Millionen Besucher verlieren in diesem Jahr 2020. Und ein weiterer Trend werde sich weiter fortsetzen: „Der Handel wird in der Vergangenheit nicht mehr so viele Flächen nachfragen wie in der Vergangenheit. Am Leerstand in der Innenstadt wird sich prozentual gesehen erst einmal nicht viel ändern.“ Wobei man aktuell von ca acht Prozent leerstehenden Flächen spricht – in Centern, in Passagen, in Gebäuden der Innenstadt.

Hier sind neue Ideen, neue Konzepte, neue Ansätze gefragt – und es machte in der Tat Mut, dass Thomas Oehme ein ganzes Paket dieser Ideen mit im Gepäck hatte. Zum Beispiel das Konzept einer eigenen, kommunalen Digitalstrategie, mit Bestandteilen wie einem einheitlichen Wlan-Netz in der Innenstadt. Oder die Idee des Vorantreibens einer lokalen Vernetzung, einem Ausbau von speziellen Serviceangeboten bis hin zum „Revival“ der Kundenbindung. Selbst zum Thema „Leerstand“ hatte er einen interessanten Gedanken mitgebracht: „Hier muss man sich auf die Suche nach temporären Lösungen machen, die außerhalb der klassischen Handels- oder Gastronomiestrukturen zu finden sind.“ Aber genau an dieser Stelle seien neben der Stadt auch die Unternehmen gefragt – Stichwort „Stützungskonzepte“ für eine Vermietung.

Dass es diese Ideen in den Schubladen der Innenstadt gibt, macht durchaus Hoffnung auf eine Weiterentwicklung der Leipziger Innenstadt – auf dem Weg zu erhaltener, wenn nicht sogar steigender Attraktivität. Denn auch im Jahr 2020 läuft sie wieder, die Studie „Vitale Innenstädte“ und da hat Leipzig – Corona hin oder her – immerhin einen Titel zu verteidigen … Jens Wagner

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