Auch dies war ein Teil der Reise: Beim Grillabend im Riesengebirge bekam man Besuch vom Waldgeist Rübezahl. Foto: K. Frej

Frohburg. Es war eine durchaus große Reisegruppe um Helmut Lietsch, die sich vor einiger Zeit auf den Weg in Richtung Schlesien machte. Und es war auch eine Reise in die Vergangenheit: So beispielsweise auch für Waltraud Schönfeld, die ihre familiären Wurzeln im Kreis Militsch, in der Stadt Trachenberg, dem heutigen Zmigrod, hat. In einer sehr persönlichen Rückbetrachtung blickt sie auf diese Reise zurück.

„Schlesien, warum das jetzt?“ fragten die Freunde. Ganz einfach: Mein Vater ist da geboren. Forsthaus Labaschke, Stadt Trachenberg, Kreis Militsch, das steht in seiner Geburtsurkunde. Sehr viel mehr weiß ich nicht. Labaschke, kaum auf der Karte zu finden, dahin führt offenbar keine Straße, kein Weg, kein Steg. Aber Helmut Lietsch machte mir trotzdem Hoffnung. Also gehen wir auf Tour, mit dem Busunternehmen Vetter Reisen und dem Heimatkreis Militsch-Trachenberg, geleitet und geplant von Helmut Lietsch und seiner Frau Ina, die vorher stunden-, ja tagelang geplant und gebucht, telefoniert und geschrieben oder gemailt haben müssen.

Denn mit uns sind über 45 Mitreisende (etwa so viel, wie in einem guten Flohzirkus), alle mit eigenen oder sehr eigenen Vorstellungen und Vorhaben; viele aber, wie ich und mein Mann Hubert, auf den Spuren der Vergangenheit, der Erinnerung: Der eigenen oder der der Eltern oder der Großeltern. Und viele der oft anrührenden Gespräche, die wir führen durften, beweisen die damit verbundenen tiefen Gefühle.

Daher ist der zweite Tag der fünftägigen Reise den meisten, so wie mir, besonders wichtig: Besuch der alten Heimatdörfer. Auch hier muss ungeheuer viel Vorplanung mit im Spiel gewesen sein: Teils mit zuvor gebuchtem Taxi, teils mit dem Bus wird versucht, möglichst alle Wünsche zu erfüllen, gar nicht so einfach. Oder, wie in unserem Fall, mit einem privaten Reiseführer, Christian, der zunächst Tobias aus Frohburg OT Benndorf, unseren Abiturienten auf geschichtlicher Forschungsreise mit seiner Oma, und dann uns und Irma Artschwager aus Geithain OT Rathendorf mit ihrer Freundin ins Land der Erinnerungen fahren sollte. Irma war überglücklich, wirklich ihr ehemaliges Elternhaus gefunden zu haben und wieder betreten zu können, dazu sehr freundlich aufgenommen von der jetzigen polnischen Bewohnerin. Die Verständigung klappte mit Händen und Füßen und dem Herzen …

Dass wir dann tatsächlich das „Forsthaus Labaschke“ erreichten, glich einem kleinen Wunder. Mitten durch den Wald, über matschige Waldwege mit tiefen Pfützen, die kleinen Seen glichen, völlig grundlos, und dazu regnete es weiter in Strömen. „Nur mit dem Traktor zu erreichen“, hatte der Bürgermeister Robert Lewandowski gesagt – und er hatte eigentlich Recht damit. Aber unser lieber Fahrer Christian nahm die Fahrt auf sich, und hatte sogar noch einen ortskundigen Führer, Pawel, organisiert, der uns durch die Wildnis leitete: Und da stand es tatsächlich, nach abenteuerlicher Hoppelfahrt über Stock und Stein: „Forsthaus Labaschke“, das Geburtshaus meines Vaters.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here