Die Sonderausstellung in der St. Wenceslaikirche in Wurzen zeigt anhand spätgotischer Kunstschätze und Urkunden, warum Sachsen vor 500 Jahren eine große kulturelle Blüte erlebte und welchen Anteil der Bischof daran hatte. Foto: Pfarramt

WURZEN. Am 10. April vor 500 Jahren verstarb Bischof Johann von Salhausen nach längerer Krankheit in der Stolpener Bischofsresidenz. Sein Leichnam wurde nach Wurzen überführt und in die von ihm 1503 erbaute Salhausische Familiengruft im Westchor des Domes St. Marien beigesetzt.

Der 1444 in Thammenhain geborene Johann wuchs in Sornitz bei Meißen auf. Seine kirchliche Laufbahn begann 1466 mit der Aufnahme ins Meißner Domkapitel. Das Wurzener Stiftskapitel wählte ihn 1469 zum Propst. Der Wurzener Propst stammte bis auf wenige Ausnahmen immer aus dem Meißner Domkapitel. Dieses Amt gab er 1476 auf, weil ihn die Meißner zum Domdechanten wählten. Und es sollte noch höher auf der kirchlichen Karriereleiter gehen! 1487 bestieg er den Meißner Bischofsstuhl. Johann wurde zu einem der bedeutenden Bischöfe von Meißen und zu einer gerade auch für Wurzen prägenden Gestalt am Vorabend der Reformation. Johann war ein bedachtsamer Ökonom und sanierte die Bistumsfinanzen. Er baute Wurzen zur Bischofsresidenz aus, ließ Schloss (1491 – 1497) und Kornhaus (1510) errichten. Ebenso förderte der Bischof den Kirchenbau. Unter seiner Ägide wurden zudem folgende Kirchen um- oder sogar neu erbaut: Nemt, Nischwitz, Pausitz, Röcknitz und Thallwitz sowie 1503 bis 1508 die Chorerweiterungen des Domes und 1513 die Wurzener Stadtkirche St. Wenceslai. Nicht vergessen werden soll sein Einsatz für die Förderung von Gottesdienst und Liturgie sowie Bildung und Kunst.

Seit 2002 gibt es in Wurzen zwischen der Haugwitz- und Beethovenstraße den Salhausenweg. Und wer mit offenen Augen durch Wurzen läuft, entdeckt an einigen Stellen sein bischöfliches Wappen. Es zeigt im ersten und vierten Feld das Lamm Gottes mit der Siegesfahne als Zeichen des Meißner Hochstifts und im zweiten und dritten Feld einen Drachenkopf mit zusätzlichem Mohrengesicht als Familienwappen. Das hier gezeigte Wappen stammt aus dem Meißner Bischofskodex, dem sogenannten Liber Salhusii, das Urkunden, Rechtsvorschriften und Besitzverzeichnisse von 1495 enthält und im Auftrag von Johann v. Salhausen angelegt wurde.

Kirche und Stadt wollen das Salhausen-Jubiläum mit Gottesdienst, Veranstaltungen und einer großen Ausstellung würdig begehen.

Termine rund um die Ausstellung

Die Salhausen-Ausstellung „Mein Glaube – Meine Macht“, Stadtkirche St. Wenceslai, ist bis 3. Oktober zu sehen. Geöffnet ist immer Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr.

Domweihetag, 16. August, 19.30 Uhr im Dom
Öffentlicher Vortrag von Pfarrer Alexander
Wieckowski: Ein Glücksfall für Wurzen: „Johann VI. von Salhausen – ein erfolgreicher Ökonom und Bauherr als Wurzener Dompropst und Meißner Bischof“

Alexander Wieckowski, Pfarrer

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here