Archäologe Olaf Ullrich und zwei Mitarbeiterinnen bei Grabungen im Bereich der slawischen Fundstelle in der Nähe von Schnaditz. Foto: KiKi

SCHNADITZ. Der Bau des Ringdeichs Schnaditz ist eine Mammutaufgabe, die in das noch größere Projekt „Polder Löbnitz“ eingebettet ist. Und jedes Mal, ehe die Baufahrzeuge anrücken, gibt es vorher archäologische Untersuchungen. Olaf Ullrich war in diesem Jahr zwischen Bad Düben und Schnaditz auf Spurensuche. Die Arbeiten sind jetzt beendet.

Das zukünftige Baufeld für den vierten Bauabschnitt des Ringdeichs Schnaditz ist gut einen Kilometer lang, 25 Meter breit und verläuft parallel zur Staatsstraße 12. Und genau in diesem Bereich wurden zu Beginn des  Sommers zwei jeweils vier Meter breite sogenannte Suchstreifen mithilfe eines Baggers ausgehoben. Die Tiefe variierte je nach Bodenbeschaffenheit zwischen 30 und 50 Zentimetern. Bereits in der ersten Woche wurden in einigen Abschnitten zwischen dem Ortsausgang von Schnaditz und dem Abzweig Altenhof erste archäologische Funde ausgemacht.

Auf der gesamten Strecke bis zur Bundesstraße 2 waren es schließlich insgesamt 80 Bodenverfärbungen, die auf Pfostengruben und Siedlungsgruben Hinweise gaben. In zwei Bereichen häuften sich die Spuren, sodass an jenen Stellen der Mutterboden mithilfe eines Baggers großflächig abgezogen wurde. Dabei konnte ein Areal eindeutig der slawischen Kultur zugeordnet werden. „In wannenförmigen Gruben fanden sich neben verglühten Steinen und Holzkohle auch diagnostische Keramik“, verrät Olaf Ullrich. Wie der Archäologe weiter erklärte, wiesen die Fragmente typische Randformen und Stempelverzierungen auf, die man in die früh- und mittelslawische Zeit datieren kann. „Ich würde mal schätzen, 7. bis 9. Jahrhundert“, so der Experte.

„An einer anderen Stelle, mehr in Richtung der B 2, fanden wir besonders viele Pfostengruben. Die gehören aller Wahrscheinlichkeit nach zu Behausungen, die einige Jahrhunderte vor Christus einzuordnen sind“, erklärt Olaf Ullrich weiter. Sie gehören also in die sogenannte Vorrömische Eisenzeit. Genauere Aussagen seien jedoch erst nach den Untersuchungen in Dresden möglich. Im sächsischen Landesamt für Archäologie werden alle Funde gewaschen, inventarisiert und eingelagert.

Was die archäologischen Untersuchungen anbelangt, ist der Raum Schnaditz in den Bereichen, wo der neue Ringdeich entsteht, jetzt komplett abgearbeitet. 2015 begannen diese etwa am Gehöft Maresch, zogen am Schlosspark entlang und endeten am Ortsausgang in Richtung Tiefensee. Auf eben genannter Strecke steht bereits der fertiggestellte Deich. Vor zwei Jahren untersuchte Olaf Ullrich mit seinem Team den dritten Bauabschnitt, der sich direkt am südlichen Ortsrand von Schnaditz befindet. Und in diesem Bereich beginnen noch in diesem Jahr die Deichbauarbeiten.

Wie von Projektleiter Hartmut Creutzmann zu erfahren ist, sollen die Bauarbeiten dann Ende 2019 abgeschlossen sein. Im vergangenen Jahr liefen die archäologischen Untersuchungen im sechsten Bauabschnitt des Ringdeichs in Höhe von Profi Roll. Auch dort ist der neue Deich bereits fertiggestellt.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass in Höhe des Schlossparkes etwa 3000 Jahre alte Spuren aus der Bronzezeit gefunden wurden. Südlich von Schnaditz stieß man vor allem auf slawische Siedlungsgruben und auf einige wenige früheisenzeitliche Funde. Was bei den Grabungen im untersuchten Bereich nicht zum Vorschein kam, sind übrigens typische germanische Spuren. KiKi

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