Lars Seifert ist stolz auf seinen Vater Manfred, der als Filmbäcker berühmt wurde. Foto: PICTURE POINT/Kerstin Dölitzsch

Bäckermeister Manfred Seifert war tief in seinem Herzen auch ein Meister der bewegten Bilder. In jeder freien Minute drehte er mit seiner Kamera Trickfilme und Dokus. Im vergangenen Jahr starb die Leipziger Legende. Am kommenden Samstag würde der Filmemacher 80 Jahre alt werden.

Ein witziges Männchen räumt bei sich daheim auf und möchte den Abfall wegschaffen. Weil der Weg zu weit ist, wird unterwegs im Fluss entsorgt. Wenig später angelt der Umweltsünder dort und fängt einen Fisch. Stolz bringt er ihn nach Hause. Aber beim Zubereiten explodiert er … Der Schattenfilm „Kreislauf“ spielt nicht etwa 2019 vor dem Hintergrund der Vermüllung der Meere und Plastik in Fischen.

Anfang der 1980er-Jahre hatte Manfred Seifert die Idee für sein knapp vier Minuten langes Kabinettstückchen. Ein schneller Silhouettenfilm, für den er unzählige Scherenschnitte fertigte, sie mit der Hand animierte und rund 1500 Fotos für eine Filmminute aneinanderreihte, um die Figuren zum Leben zu erwecken. Er machte das meist am damals bäckerfreien Montag und sonntags. Denn seine Brötchen verdiente der gebürtige Leipziger nun mal mit seiner Bäckerei, die er in zweiter Generation betrieb. Doch schon als Kind fühlte er sich von den bewegten Bildern magisch angezogen, war manchmal sogar zweimal am Tag im Kino.

Von seinem ersten Lohn kaufte er sich eine Kamera, den Projektor bezahlte er auf Raten. Und los ging das Abenteuer Film. Er begann mit Trickfilmen, Handwerkerporträts, erzählte die Geschichten historischer Häuser. Viele seiner selbst gedrehten und vertonten Filme erhielten Preise. Mit der Zeit wurde Manfred Seifert kritischer und filmte an Brennpunkten. „So waren wir oft in Heuersdorf und zeigten, wie sich die Einwohner gegen den Braunkohleabbau wehrten“, erinnert sich der einzige Sohn Lars (43).

Er lernte auch das Bäckerhandwerk und half oft bei den Dreharbeiten mit. „Wir waren ein gutes Gespann“, sinniert Lars Seifert. Er übernahm 2004 die Bäckerei. Sein Vater drehte bis zu seinem Tod weiter Filme, die heute ein wertvolles Stück Zeitgeschichte sind. Im vergangenen Jahr starb Manfred Seifert mit 79 Jahren an Krebs. Zuvor übergab er seinen einzigartigen Filmschatz dem Sächsischen Staatsarchiv. Geblieben sind die vielen Urkunden und Medaillen, die heute noch im Traditionszimmer der Bäckerei an den unvergessenen Filmbäcker von Leipzig erinnern.

Tipp: Der Kult-Silhouettenfilm „Kreislauf“ von Manfred Seifert ist im Internet auf YouTube zu sehen, den das Sächsische Staatsarchiv dort veröffentlichte.

Thomas Gillmeister

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