Leipzig lockt zum Besuch – etwa mit reicher Musiktradition von Bach & Co. Damit auch künftig Menschen aus nah und fern in die Messestadt kommen, hat man einen „Touristischen Entwicklungsplan“ 2025 erarbeitet. Foto: Wolfgang Sens

Leipzig. Touristisch gesehen war Leipzig einst eine waschechte Boomtown – die Branche wuchs rasant. Bis Corona kam: Von 2019 bis 2021 halbierte sich nahezu die Zahl der Übernachtungen. Inzwischen gestaltet sich der Blick auf die Tourismusbranche wieder erheblich freundlicher. Und damit dies auch künftig so weitergeht, hat man einen „Touristischen Entwicklungsplan“ erarbeitet: In diesem Strategiepapier finden sich vor allem auch rund 80 konkrete Maßnahmen, die bis 2025 umgesetzt werden sollen. Am 15. März soll darüber der Stadtrat beraten.

Kurze Frage in eine Besucherrunde: Was macht Leipzig eigentlich aus? Jeanette und Steffen Jäger aus Meiningen freuen sich über „die große Vielfalt, die Leipzig bietet – man kann immer etwas Neues entdecken“. Und dies taten die Beiden auch am letzten Wochenende, beim Winterrundgang in der Baumwollspinnerei: „Das war eine echte Entdeckung und dies nicht nur aufgrund der Galerien, sondern auch wegen der spannenden Architektur.“ Auch Student Vincent Fiala aus Berlin erforschte bei dieser Gelegenheit die Leipziger Kunstszene, vorher hatte bereits ein Spaziergang entlang der Karl-Heine-Straße beeindruckt: „Tolles Flair!“ Inzwischen überlegt er bereits, sein Masterstudium in Leipzig anzugehen. Ach ja, Sylvia Friede aus dem schweizerischen Zürich schätzt vor allem die Freundlichkeit und Offenheit der Leipzigerinnen und Leipziger …

Ein echter Boom

Nun, gerade diese genannten Besonderheiten im Verbund mit vielen weiteren Pluspunkten dafür gesorgt, dass man einen echten Boom verzeichnen konnte in Sachen Tourismus: Innerhalb von 15 Jahren verdoppelte sich die Zahl der Ankünfte und Übernachtungen. Bis zum Jahr 2020, bis die Corona-Pandemie kam. Um zu verstehen, wie stark die Auswirkungen waren, ein Zahlenvergleich: Im Jahr 2019 erwirtschaftete die Tourismusbranche in Leipzig eine Wertschöpfung von rund 2,16 Milliarden Euro – im Pandemiejahr 2021 sank diese Zahl auf 1,284 Milliarden.

Nun sind die Rahmenbedingungen 2023 andere und entsprechend rosig gestalten sich die Aussichten. Die Zahl der Übernachtungen steigt kontinuierlich, auch die Besucherfrequenz in der Innenstadt entwickelt sich erfreulich positiv. Doch damit dies auch weiterhin so bleibt, müsse man investieren, findet Wirtschaftsbürgermeister Clemens Schülke und gibt schon mal eine strategische Richtung vor: „Tourismus ist Jobmotor. Und er sorgt dafür, dass unser Shopping-, Kultur- und Freizeitangebot bunter wird. Investitionen in den Tourismus nutzen damit auch den Einwohnern von Stadt und Region. Mit dem Touristischen Entwicklungsplan entwickeln wir Leipzigs Tourismusangebot nachhaltiger, digitaler und immer mehr barrierefrei.“

Einen entsprechenden Entwurf haben die Stadt Leipzig und die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH (LTM) erarbeitet und in diesen Tagen vorgestellt. Wichtig dabei: Schon im Vorfeld habe man viele Partnern aus Gastwirtschaft, Kultur, Sport und Freizeitwirtschaft, Kongress- und Messegeschäft einbezogen. Zudem hat man ein Stärken-Schwächen-Profil der Stadt Leipzig erarbeitet, das durchaus kritisch daherkommt – da wird die Qualität der Radwegestruktur ebenso bemängelt wie die fehlende Einbindung der freien Kulturszene in das touristische Netzwerk. Unterm Strich kamen mehrere Leitvorhaben und Handlungsfelder zusammen, die allesamt durch die Themen „Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Barrierefreiheit“ verbunden sind. Und die sich in die vier touristischen Kernthemen der Stadt Leipzig (Kunst & Musik genießen, Facettenreiche Freizeitkultur erleben, Besondere Kongress- und Tagungskultur spüren, Kreativszene erkunden) einsortieren lassen.

Nach dem vorgelegten Entwurf vom Touristischen Entwicklungsplan ergeben sich insgesamt fünf große Entwicklungsziele. Besonders interessant auch für die Leipzigerinnen und Leipzig sind dabei jene Vorhaben im Bereich touristischer Infrastruktur – hier findet sich beispielsweise der Unterpunkt „Lücken im Radwegenetz schließen“, aber auch die Entwicklung eines touristischen Gewässerverbunds. Investieren will man auch in neue Angebote, in einen Ausbau der Festival-Landschaft in der Musikstadt Leipzig, aber auch in Themenradwege zu Bach oder der Notenspur. Grundsätzlich ist die Ausgangsposition günstig, findet Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke: „Von traditionsreichen authentischen Originalschauplätzen bis hin zu unkonventionellen Kreativ- und Szeneorten – Leipzig wirkt wie ein Magnet für vielfältige touristische Interessen. Im Jahr 2023 feiern wir die Musikstadt Leipzig etwa mit dem Mahler-Festival am Gewandhaus Leipzig oder dem Jubiläum Bach 300 zum Bachfest Leipzig anlässlich des Amtsantritts des Thomaskantors im Jahr 1723.“

Anleitung zum konkreten Handeln

Grundsätzlich versteht sich das Strategiepapier vor allem als Anleitung zum konkreten Handeln – dies unterstreicht LTM-Geschäftsführer Volker Bremer mit Blick auf den Entwicklungsplan: „Er definiert übergeordnete Handlungsfelder, bricht diese auf konkrete Maßnahmen herunter und weist Verantwortlichkeiten und Kooperationspartner aus. So wird es möglich sein, die vielfältigen Akteure der Querschnittsbranche Tourismus noch besser zu koordinieren und den Tourismus in der Leipzig Region zielgerichtet weiterzuentwickeln.“ Der Spielball liegt aber zunächst im Leipziger Stadtparlament: In der Sitzung am 15. März soll der Touristische Entwicklungsplan dort zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt werden. J. Wagner

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