Der Baumeister: Zoochef Jörg Junhold hat den Leipziger Zoo in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Projekten zu einem der schönsten Zoos Europas entwickelt. Foto: Christian Modla

Leipzig. Prof. Dr. Jörg Junhold wirkt locker und entspannt. Man sieht ihm deutlich an, dass er zufrieden ist – und das aus gutem Grund. Der 58-Jährige feierte Anfang November sein 25-jähriges Dienstjubiläum als Direktor des Leipziger Zoos. „Wir können alle gemeinsam sehr stolz sein, wie sich der Zoo in den vergangenen Jahren entwickelt hat“, sagt er lächelnd und mit strahlenden Augen. Als er 1997 angefangen habe, sei der Zoo noch eine „große Sanierungsaufgabe“ gewesen, die er mit Enthusiasmus, Leidenschaft und einer großen Portion Mut angegangen sei. Auch deshalb gehört der Zoo Leipzig heute international zu den besten. Daran hat Jörg Junhold einen großen Anteil. Schließlich hat er in den letzten 25 Jahren die Entwicklung des Zoos vorangetrieben – mit dem Konzept „Zoo der Zukunft“.

In die Fußstapfen des Vaters

Zoodirektor zu werden war eigentlich nicht unbedingt Teil seiner Lebensplanung. Ursprünglich wollte Jörg Junhold Architekt werden, also absolvierte er eine Ausbildung zum Baufacharbeiter. Weil das Architektendasein zu DDR-Zeiten allerdings nicht als erstrebenswert galt, begann er 1985 in Leipzig ein Studium der Veterinärmedizin, um in die Fußstapfen seines Vaters, der als Tierarzt arbeitete, zu treten. Bereits in jungen Jahren hatte Jörg Junhold seinen Vater immer wieder bei der Arbeit begleitet. 1990 legte er sein letztes Examen ausgerechnet im Fach Staatsveterinärkunde ab – mitten in der verrückten Wendezeit. Nach einem dreijährigen Forschungsstudium arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer Firma für den Vertrieb von Tiernahrungsmitteln, als ihn im März 1997 seine Frau anrief und ihm von einem Stellenangebot in der LVZ erzählte. „Die Stadt Leipzig suchte einen Zoodirektor, der Erfahrung im Management und möglichst einen beruflichen Bezug zu Tieren hat“.

Und da er sich in der Stellenbeschreibung wiederfand, bewarb er sich – mit Erfolg. Hochmotiviert stürzte er sich in seine neue Aufgabe, die er längst als den „schönsten Job der Welt“ bezeichnet, und die zahlreichen Herausforderungen. „Ich fand einen desolaten Bauzustand vor und es gab keinen Wirtschaftsplan. Glücklicherweise hatten wir exzellente und motivierte Mitarbeiter. Es hat zwei Jahre gedauert, bis die Richtung klar war. Zoodirektor ist schließlich kein Ausbildungsberuf“, beschreibt er den durchaus chaotischen Anfang. Mittlerweile hat sich der Zoo Leipzig zu einem der führenden Tiergärten Deutschlands entwickelt – dank des Konzeptes „Zoo der Zukunft“, das immer mehr zur Realität wird. Bei allem Bemühen um die Wirtschaftlichkeit des Zoos steht eines für Jörg Junhold über allem: „Die Würde der Tiere ist unantastbar!“

Mit der Entwicklung des Leipziger Zoos sorgte der Wahlleipziger auch international für Furore. Von 2011 bis 2013 war er Präsident des Weltzooverbandes World Association of Zoos and Aquariums (WAZA). Im Juni 2019 wurde Jörg Junhold für drei Jahre zum Präsidenten des Verbandes der Zoologischen Gärten gewählt und verlängerte die Präsidentschaft im vergangenen Jahr um drei weitere Jahr. 2020 bekam er für seine Verdienste rund um die Entwicklung des Leipziger Zoos mit dem Heini Hediger Award die höchste Auszeichnung der internationalen Zoo-Gemeinschaft verliehen.

Botschafter der Fußball-EM 2024 für Leipzig

Die Liebe zu Tieren entwickelte sich bereits in jungen Jahren. Schließlich wuchs Jörg Junhold auf einem Bauernhof im südbrandenburgischen Dörfchen Bönitz auf. „Wenn es die Zeit zulässt“, ist er auch heute noch gern hier, um seinen Vater zu besuchen. Doch mit der Freizeit ist das so eine Sache. Die ist bei Jörg Junhold schließlich rar gesät. Seit einigen Wochen ist der bekennende Fußballfan für seine Wahlheimat auch noch in anderer Mission unterwegs: als Leipzigs Botschafter für die Fußball-EM 2024 – gemeinsam mit der ehemaligen Nationalspielerin Anja Mittag und dem langjährigen Intendanten des Theaters der Jungen Welt, Jürgen Zielinski. „Diese Aufgabe ist für mich eine Riesenehre, die habe ich natürlich gern angenommen. Ich stehe für Weltoffenheit, Innovation und Nachhaltigkeit. Diese Themen stehen für mich und für Leipzig.“ Er wolle mithelfen, wieder ein echtes Sommermärchen wie bei der WM 2006 zu kreieren.

„Werkeln mit den eigenen Händen“

Doch auch ein Zoodirektor und Fußball-EM-Botschafter muss natürlich mal Urlaub machen und sich erholen. „Ich bin sehr froh, dass man nach der Corona-Pandemie endlich wieder reisen darf. Ich versuche auf Reisen auch unbekannte Regionen zu entdecken. Meine Kinder haben schon viel gesehen.“ Nicht nur im Zoo sondern auch privat hat Jörg Junhold vor allem einen Faible für Afrika. Natürlich nimmt er auch auf privaten Urlaubsreisen den einen oder anderen Zoo „unter die Lupe“. Auf die Frage nach seinem Lieblingszoo – neben Leipzig natürlich – muss Jörg Junhold eine Weile überlegen. „Es gibt auf der Welt unheimlich viele gute Zoos. Da ist es schwer, einen oder mehrere herauszuheben.“ Es gelingt ihm nach kurzem Nachdenken aber doch: „Der Zoo in St. Diego, der Zoologische Garten in Buenos Aires oder auch der Zoo in Zürich sind toll.“ Und natürlich sei es schwierig, bei einem Zoo-Besuch im Urlaub nicht durch die fachliche Brille zu schauen. „Natürlich kucke ich bei einem Zoo-Besuch auch gern hinter die Kulissen. Ganz unvoreingenommen kann ich keinen Zoo besuchen“, erklärt er. Auch auf dem heimischen Bauernhof, auf dem immer etwas zu tun ist, erholt sich Jörg Junhold gern. Er liebt es, mit den Händen „zu werkeln“ oder an seinem Oldtimer zu basteln. Und einmal im Jahr gönnt sich der Vater eines Sohnes und einer Tochter eine ganz besondere Herausforderung. Dann begibt er sich mit einem Freund auf eine große Fahrradtour. In einer Woche legt das Duo dann gern 500 Kilometer zurück. „Da hab ich immer viel Zeit, runterzukommen und Kraft zu tanken“, sagt der Zoo-Chef mit einem zufriedenen Lächeln.

Zum „Kraft tanken und runterkommen“ nutzt Jörg Junhold auch den Sonntag. Dieser beginnt immer mit einem reich gedeckten Frühstückstisch. Frische Brötchen vom Landbäcker, Ei, Süßes, Früchte, selbstgemachte Marmelade, gute Wurst vom Landfleischer. Das gemütliche Frühstück im Kreis der Familie darf dann auch gern mal etwas länger dauern. So stärkt er sich am letzten Tag der Woche für die bevorstehende Woche im Leipziger Zoo. Andreas Neustadt

Weitere Infos: www.zoo-leipzig.de

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