Dirk Lüttke (rechts) und sein Pilot Armin Pfalz (links) am Vorstart der Bergrennstrecke in Isola del Liri. Foto: Roberto Kirchner

Es war schon eine Sensation, als am 18. Oktober das Renngespann-Duo Pfalz/Lüttke den Titel der FIM Classic Berg-Europameisterschaft nach Sachsen holen konnte. Normalerweise wird die Berg-Meisterschaft für historische Renngespanne als Serie mit fünf Rennen ausgetragen. Gestartet wird dann in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Frankreich und Italien. Aber die Corona-Pandemie sorgte dafür, dass nur eines der Rennen stattfinden konnte. Das einzige und entscheidende Rennen am 17. und 18. Oktober im italienischen Isola del Liri konnten Dirk Lüttke und sein Pilot Armin Pfalz auf dem Haller-Suzuki-Renngespann (120 PS, Baujahr 1974) in der Klasse 4-Takt bis 1000 ccm für sich entscheiden.

„Es war ein wirklich herausforderndes Rennen“, erinnert sich Dirk Lüttke. Der Großpösnaer betreibt seit 30 Jahren aktiv Motorsport und geht seit 15 Jahren als Beifahrer auf historischen Renngespannen an den Start. Elf Jahre lang ging er gemeinsam mit Klaus Riedel an den Start. Dieser dürfte vielen als Europameister im Autocross noch ein Begriff sein. Später machte er als souveräner Renngespann-Pilot von sich reden und sorgte für Begeisterung und Titelgewinne an und auf zahlreichen nationalen und internationalen Rennstrecken. Er war es auch, auf dessen Initiative hin die Berg-Europameisterschaft aus der Taufe gehoben wurde.

Und es war ebenfalls Klaus Riedel, der, nachdem er sich als aktiver Fahrer zurückzog, das Duo Armin Pfalz und Dirk Lüttke zusammenbrachte. Lang fahren diese beiden noch nicht zusammen. Im vergangenen Jahr gab es diverse Starts und auch gute bis sehr gute Platzierungen, doch lag das Augenmerk vor allem darauf, das Haller-Gespann perfekt einzustellen und die Abstimmung zwischen Fahrer und Beifahrer zu optimieren. Denn um auf einer solchen Maschine erfolgreich zu sein, kommt es auf beide an. Das Vertrauen muss stimmen.

„Armin ist fahrerisch einfach unglaublich und irre schnell. Mit Klaus Riedel war ich Geschwindigkeit gewohnt, aber Armin legt da noch einen Zacken drauf. Das machte das Ganze zu einer noch größeren Herausforderung, als sie es sowieso schon ist“, erklärt Lüttke. „Die Strecke in Isola del Liri war extrem anspruchsvoll.  Da gebe ich ganz ehrlich zu, dass ich jedes Mal, nachdem wir die 2,4 Kilometer absolviert hatten, fix und fertig war.“ Das sollte auch nicht wundern, schließlich ist es die schnelle und sichere Reaktion des Beifahrers, die dafür sorgt, dass die Gewichtsverhältnisse des Gespanns punktgenau angepasst werden, in dem er ständig seine Position verändert. Für Außenstehende hat dies oft etwas Spielerisches. Doch wenn sich Dirk Lüttke nur einmal vergreift, kann es schnell gefährlich werden und das Rennen zu Ende sein, egal wie hervorragend sein Pilot Armin Pfalz reagiert.

Der ist übrigens auch kein Neuling. Erst 2019 beendete er mit einem Sieg im Finale der Deutschen Autocross-Meisterschaft seine 35-jährige, aktive Karriere in der dortigen Königsklasse. Seitdem bringt er sein fahrerisches Können im historischen Rennsport auf die Straße.

Dass dies 2020 wenigstens einmal der Fall sein konnte, lag an der der FIM Europe (Europäischer Dachverband für Motorradsport), die im Juni entschied, dass für historische Solomotorräder und Renngespanne bis Baujahr 1990 eine Doppelveranstaltung mit zwei separaten Rennen im Oktober in Italien ausgetragen wird. Und diese wollten sich die beiden sächsischen Motorsportler trotz des späten Termins und der Reiseanstrengungen nicht entgehen lassen. „Die Anreise von über 1500 Kilometern ist schon keine Kleinigkeit“, bestätigt Lüttke. Dank der großzügigen Unterstützung ihres Motorsportkollegen Jörg Kaufmann, konnten Armin Pfalz und Dirk Lüttke auch das meistern. Denn Kaufmann ist nicht nur Motorsportler, sondern auch Betreiber eines Autohauses in Löbau und stellte seinen Kollegen ein Fahrzeug für die große Tour zur Verfügung.

„Das und die Unterstützung von Klaus Riedel, der als Koordinator der Bergmeisterschaft, natürlich mit vor Ort war, war dieses Rennen gerade im Vergleich zu vielen anderen bisher, etwas Besonderes. Dass wir es auch noch mit dem Titelgewinn in unserer Klasse krönen konnten, ist einfach großartig“, freut sich Dirk Lüttke.

Auf dem Weg zum Titel standen während des Rennens zwei Trainingsläufe, das Warm Up, das Qualifying und zwei Wertungsläufe auf dem Programm. Pfalz/Lüttke gewannen den ersten Wertungslauf mit vier und den zweiten mit zwei Sekunden Vorsprung auf die Zweitplatzierten Konrad Neubauer/Manuel Stöbich (Ruhstorf a. d. Rott), die als Titelverteidiger an den Start gingen. Den dritten Platz belegten die Lokalmatadoren Bonanni/Bonanni.

Ob die Rennserie auch im kommenden Jahr unter solch strengen, coronabedingten Auflagen von statten gehen wird, kann noch niemand sagen.

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