Thomas Jung, Geschäftsführer der Mitteldeutschen Baustoffe GmbH (rechts) und Ronny Papenfuß, Regionalkoordinator für Amphibien und Reptilien Nordsachsen, an einem der künstlich geschaffenen Laichgewässer. Diese künstlich angelegte Lache wirkt auf den ersten Blick vielleicht nicht gerade einladend – wird aber von Kreuzkröten gern zum Laichen genutzt. Foto: KiKi

Also, was den Lebensraum anbelangt, so ist die Kreuzkröte eigentlich recht anspruchslos. Da genügen kleine flache Wasserlachen oder kaum bewachsene Kleinstgewässer, umgeben von kargen sandigen Böden. Aber genau darin liegt der Haken, denn karge, kaum bewachsene Landschaften mit ausreichendem Anteil an Kleingewässern sind in unserer gegenwärtigen Kulturlandschaft doch eher selten.

Früher lagen die Vorkommen der Kreuzkröten vermutlich in naturbelassenen unregulierten Auenlandschaften, da es hier durch Überschwemmungen zu Uferabbrüchen und großräumigen Erdabtragungen kam. Gegenwärtig ist ein Großteil der Flüsse begradigt und eingedeicht, sodass diese einst dynamischen Landschaften nicht mehr existieren oder stark beeinträchtigt sind.

Man mag es kaum glauben, aber die zu den Froschlurchen gehörenden Kreuzkröten kommen heute fast nur noch in vom Menschen geschaffenen Arealen vor. Auf Truppenübungsplätzen oder in Abbaustätten mineralischer Baustoffe herrscht zum Beispiel durch den Einsatz von Baggern eine ähnliche Bodendynamik wie innerhalb der Ursprungs-Habitate der Flussaue. Durch Bodenverdichtungen werden in solchen Arealen in günstigen Jahren fortlaufend Kleingewässer geschaffen, in denen Kreuzkröten reproduzieren können. Um den weiteren Rückgang der Art im Bad Dübener Raum zu stoppen, konnte die Mitteldeutsche Baustoffe GmbH mit dem Standort Kiesgrube Laußig für eine Artenschutzmaßnahme gewonnen werden. Angeregt wurde die Initiative von Christian Koppitz von der Koordinierungsstelle „Akteursnetz Kleingewässer für die Kreuzkröte“, einem landkreisübergreifenden Artenschutzprojekt zur Stützung dieser Sachsenweit stark gefährdeten Krötenart.

Doch wieso Laußig? Wie Christian Koppitz erklärt, liegen insbesondere von dem Standort, der sich zwischen Bad Düben und Eilenburg befindet, langjährige konkrete Daten vor. „Wir haben am Kiestagebaubetrieb eines der am längsten beständigen Vorkommen der Kreuzkröte im Raum Nordwestsachsen“, erklärt der Experte und verweist darauf, dass die Datenreihe bis an den Anfang der 1990er-Jahre reicht. Laußig ist dahingehend interessant, weil es dort neben dem Kies abbauenden Betrieb auch einen Bezug zur Muldeaue gibt – hier also eine erfolgversprechende Artenschutzmaßnahme Sinn macht. Beide Bereiche bieten der Kreuzkröte willkommene Landschaftsformen an.

Erst im März dieses Jahres nahm Christian Koppitz Kontakt zur Mitteldeutschen Baustoffe GmbH in Petersberg auf und stieß beim Unternehmen auf offene Ohren. Noch im selben Monat wurden auf dem Laußiger Betriebsgelände, unmittelbar am Kiessee, einige etwa zwanzig Quadratmeter große, flache Gruben, die als Laichgewässer dienen sollen, ausgehoben. Im See selbst hätten die Kröten wegen der Fressfeinde mit ihrem Nachwuchs keinen Erfolg. Doch in den geschaffenen Mulden im sandigen, wasserdurchtränkten Kiesbett sind sie weitestgehend sicher. Diese sind außerdem lichtdurchflutet und warm.

Bei einer Vorortbesichtigung Mitte Juni zeigten sich alle Beteiligten zufrieden. Um die Kreuzkrötenentwicklung weiter zu verfolgen, wird Ronny Papenfuß von der Eilenburger NABU-Fachgruppe in Absprache mit Betriebsleiter Christoph Arnold regelmäßig das Firmengelände begutachten. Er ist der Regionalkoordinator für Amphibien und Reptilien Nordsachsen und betreut unter anderem das Schutzgebiet Vereinigte Mulde zwischen Gruna und Bad Düben. KiKi

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