Wenn sich Brisant Moderatorin Kamilla Senjo und Schauspieler und Kabarettdirektor der Funzel über den Weg laufen, ist die Freude beiderseits riesengroß und der Gesprächsstoff nicht endend wollend. Foto: Sylke Schumann

Leipzig. Millionen holen sie per Knopfdruck in ihre gute Stube. Und das wieder und wieder. Jetzt sitzt sie an meinem Küchentisch, trinkt mit mir Kaffee: Kamilla Senjo, die Moderatorin des Boulevardmagazins „Brisant“. Amüsiert erzählt sie mir von ihrem Faible fürs Fernsehen. Davon, wie sie schon als Zehnjährige am liebsten mit der Videokamera „spielte“, sich selbst immer wieder aufnahm, eine Tagesschausprecherin mimte, in die Fußstapfen von Madonna stieg und und und … Schwester Julianna stand als die Jüngere ihr dabei zur Seite.

Und tatsächlich studierte Kamilla nach dem Abitur in Leipzig Journalistik und Germanistik, absolvierte ein Volontariat im Uniradio, war als Moderatorin bei Radio Leipzig tätig, fand viel Anerkennung gerade auch, was ihre perfekten Fremdsprachenkenntnisse betrifft. Während einer MDR-Party meinte einst ein „Er“ zu ihr, dass sie nicht gerade „aussehe wie ein Eimer“. Und er fragte, warum sie nicht vor der Kamera agiere. Damit war ihr Ehrgeiz nun endgültig geweckt. Sie bewarb sich beim Fernsehen, wurde zum Casting gebeten und wartete, wartete, wartete. Drei Monate Funkstille. Dann endlich der ersehnte Anruf. „Es war wie eine Erlösung“, dabei erinnert sich Kamilla Senjo jedoch auch daran, dass sie eine Stunde vor ihrer ersten Fernseh-Moderation bei „MDR um zwei“ ihre Mutti anrief, ihr erklärte, dass es ihr ganz schlecht gehe, sie absage, weil sie es nicht könne.

Doch Mutti beruhigte, sprach von ihren Genen, die sie ja schließlich geerbt habe, meinte, dass es ihr in einigen Minuten ganz bestimmt besser gehe und sie schnurren werde wie ein Kätzchen. Und genauso kam es dann auch . „Meine Mutti hatte wie immer recht“, konstatiert Kamilla Senjo, die heute zu den beliebtesten Fernsehmoderatorinnen gehört. Und seit gut zehn Jahren ein Gesicht des erfolgreichen Boulevard-Magazin Brisant ist. Dabei nimmt sie die Zuschauerinnen und Zuschauer mit in die Welt der Prominenten, berichtet vom Tagesgeschehen, von lustigen, helfenden, traurigen Ereignissen, informiert, kommentiert. In diesen Tagen blutet ihr das Herz beim Anblick der Bilder und Berichte des Krieges in der Ukraine, in der sie geboren wurde. Sie hofft inständig, dass endlich wieder Frieden einzieht.

Übrigens: Auch in der Schauspielerei hat Kamilla schon mehr als Staub gewischt. In einer Gastrolle bei Uwe Ochsenknecht spielte sie eine Journalistin. Der Schauspieler fragte nach dem Dreh, wie oft sie schon geschauspielert habe. Als sie ihm erzählte, dies sei das erste Mal gewesen sei, meinte er: „Top-Timing.“ Ein Lob von Ochsenknecht, das runterging wie Öl. Bei Vanessa Mai war es ähnlich. Dabei kam ihr die amerikanische Fernsehserie „Dallas“ in den Sinn, die sie als Teenager immer dienstags nie verpasste.

Nie im Traum wäre ihr eingefallen, dass sie eines Tages Schauspieler Larry Hagman, den Fiesling J.R.Ewing, den sympathischen Bösewicht, treffen werde. Seine lässige Art faszinierte. Und dann stand er tatsächlich vor ihr. Unglaublich – eine schöne Begegnung, dieses erste Prominteninterview, gesteht Kamilla Senjo. Heute weiß sie kaum noch, über wie viele rote Teppiche sie lief. Es sei immer wieder bereichernd, Prominente zu treffen. Sie selbst zähle sich nicht dazu, sagt sie, die vielseitige charmante Fernsehfrau und stellt damit wohl ihr Licht unter den Scheffel. Viel Spaß bereitete ihr die Rolle als Lockvogel vor der versteckten Kamera, in der DJ BoBo mit mischte. Dass sie am Ende reingelegt wurde war ein Riesenspaß, zumal ihr selbst der Schalk im Nacken sitzt.

Ob sie den von ihrer Oma mit jugoslawischem Einschlag erbte? Genau weiß sie, dass Oma mit ihrer Weisheit, ihrer Liebe, ihrer Fürsorge, ihren Erfahrungen wertvolle Lebensinhalte vermittelte. Gern denke sie an Omas Lächeln, an ihren Schaukelstuhl, an ihre Kochkünste, an die Paprikaschoten, die Scampis mit Weinsoße und andere Schmeckerchen, von Kamilla zubereitet, die Gaumenfreuden hervorrufen. Überhaupt habe die Familie oberste Priorität. „Wir sind eine verschworene Gemeinschaft, optimistisch, lebensfroh, den Dingen stets ins Auge blickend“, schwärmt die Leipzigerin von Ritualen mit Blick auf das Osterfest mit Ostereiersuchen, dem dazu gehörigen Osterspaziergang frei nach Goethe und sicher mit einer Überraschung, wie sie ihre Eltern kennt.

Wir kommen auf ihre Hobbys zu sprechen. Da stehe an erster Stelle der Sport. Dreimal in der Woche ins Fitnessstudio, bei jedem Wetter joggen, an den Cospudener See radeln, wobei für sie Wasser wie ein Magnet sei. Da fühle sie sich richtig wohl, könne entspannen, der Mutter Natur so richtig ins Auge blicken. Ob sie in diesem Jahr im Urlaub nach Griechenland fahre oder doch lieber an die Ostsee, stehe momentan noch in den Sternen. Auch mit der Literatur stehe sie sehr auf du und du. Unterhaltsam, Wissen aneignend, abtauchend in neue Welten, in die Unsere mit all den Widersprüchen, die sie erlebt und erlebte. Zum Beispiel während ihrer Auslandsreportagen für die Fernsehsendung Windrose. Dabei habe sie die Erfahrung gemacht: je ärmer die Gegend, um so größer das Herz. Sehr gern denke sie an ein Lehrer-Rentnerehepaar in den Masuren zurück, dass ihr Fernsehteam besuchte, die nicht viel zum Leben hatten, nicht jammerten, Freude und Zuversicht ausstrahlten. Jeden schönen Moment schätzen, dankbar sein, denn nicht alles ist selbstverständlich – eine Lebensmaxime ganz nach Kamillas Geschmack. Ihr Credo frei nach Brecht: „Fürchte dich nicht vor dem Tod, sondern eher vor einem unerfülltem Leben.“ Traudel Thalheim

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