Hardy Heimburger möchte die Geschichte der Bornaer Braukunst bewahren. Foto: privat
Hardy Heimburger möchte die Geschichte der Bornaer Braukunst bewahren. Foto: privat

Es muss kurz nach meiner Geburt im Herbst des Jahres 1955 im Alten Krankenhaus von Borna in der Lausicker Straße, passiert sein. Offenbar waren die Fensterklappen zur Straßenseite geöffnet und ich atmete tief die gut riechende Luft ein, die von der Brauerei kam, die damals gegenüber noch produzierte.

Start der Sammeltätigkeit

Im zarten Alter von etwa 8 oder 9 Jahren fing dann meine lebenslange Sammeltätigkeit an. „Schuld“ waren ein paar Streichholzschachteln, die mit der sogenannten „Mode-Serie“ beklebt waren. Insgesamt zwölf Motive gab es und wir Jungs hatten einen Heidenspaß, die Serie vollständig zu bekommen. Da wurde untereinander auch gegaubelt, also ausgetauscht, und ich fragte natürlich auch meine drei Schwestern bzw. den Vater, mit zu sammeln. Mein Vater erinnerte sich, dass er während seines Kuraufenthalts einen Bettnachbar hatte, der leidenschaftlich Phillumenist war, also alles sammelte, was mit Streichhölzern zu tun hat: Schachteln, Etiketten, Buchzünder und vieles mehr.

Ein Bierdeckel von Rother-Bräuaus dem Jahre 1938. Foto: privat
Ein Bierdeckel von Rother-Bräu
aus dem Jahre 1938. Foto: privat

Daraufhin fuhren wir zu einem Treff der Phillumenisten nach Leipzig ins damalige „Heinrich-Budde-Haus“. Jetzt ging es erst einmal richtig los, dort wurde eifrig getauscht, wohl auch gekauft und vor allem gefachsimpelt. Unsere Sammlung wuchs und wuchs, was meine Mutter verständlicher Weise gar nicht gern sah.

Stapel Bieretiketten aus Naumburg

Irgendwann drückte mir während eines solchen Treffens ein Sammler aus Naumburg einen Stapel Bieretiketten in die Hand, die ich behalten durfte. Das war die Geburtsstunde meiner Jagd auf Bieretiketten, zunächst von der ganzen Welt, später, wegen Platzproblemen, nur noch von der DDR bzw. Ostdeutschland. Inzwischen noch mehr eingegrenzt: aktiv nur noch von vor 1963 etwa.

Als mein Vater 2003 ins Seniorenheim zog, bat er mich eindringlich, die Sammlung weiterzuführen. Oh, jetzt also zwei Sammlungen: Bieretiketten und Zündholzetiketten, meine Frau, die leider 2012 verstorben ist, war natürlich nicht begeistert. Aber, sie war ja eigentlich auch vom Sammelfieber inspiriert, denn sie sammelte alles über Kühe. Das wäre natürlich eine andere Geschichte.

Interesse für Brauereien in Borna

Im Laufe der Jahre habe ich mich bemüht, beide Sammlungen zu vervollständigen. Ich denke, das ist mir recht gut gelungen, sagen zumindest meine Tauschfreunde. Egal, irgendwann will man in die Tiefe vordringen, das heißt, man will auch etwas von den Brauereien bzw. Zündholzfabriken, erfahren. Es liegt nahe, dass mich die Brauereien meiner Geburts- und Heimatstadt Borna besonders interessieren.

Die Rother-Brauerei auf einerhistorischen Ansichtskarte. Foto: privat
Die Rother-Brauerei auf einer
historischen Ansichtskarte. Foto: privat

Das wären die Bergbrauerei, oben auf dem Schützenplatz, die mehrfach einen anderen Namen trug: Genossenschafts-Brauerei und Vereins-Brauerei. In welcher Reihenfolge ist mir nicht bekannt. Weiterhin die Stadtbrauerei Borna, die dort einmal stand in der Brauhausstraße, in der jetzt das Ärztehaus, die Stadt-Apotheke und die LVZ-Geschäftsstelle stehen. Schließlich die Dritte im Bunde: die Rother-Brauerei, wie bereits erwähnt, in der Lausicker Straße. Vor wenigen Jahren wurden dort altersgerechte Wohnungen gebaut. Nur die „Rote Villa“ in der Leipziger Straße, zu DDR-Zeiten ein Kindergarten, heute privat, gibt es noch.

Mühevolle Suche

Und diese Rother-Brauerei lässt mich einfach nicht los. Meine Bemühungen, irgendwelche originalen Erinnerungs-Stücke in Form von (zuallererst) Bieretiketten, aber auch Bierdeckel, Ansichtskarten, Briefkopfbögen, Bierflaschen und Schildern, zu erwischen, sind oft im Sande verlaufen. Viel Wissenswertes konnte ich als 1-Euro-Jobber vor einigen Jahren im Stadtarchiv erwerben, was dann später dem Heimatverein zugute kam.

Alles gut und schön, die Rother-Brauerei bleibt für mich unerreichbar und, wie das nun einmal so ist, auch ich werde älter und habe im Grunde genommen vielleicht gar nicht mehr so viel Zeit. Wer soll das wissen, das einzige, was man tun kann ist: gesund leben, viel Sport treiben und ab und zu ein gepflegtes Bier trinken, nicht wahr?

Übrigens, wer ein Rother-Bier trinken möchte, der muss in den Naturpark Rhön fahren. In der Stadt Roth wird noch heute fleißig Bier gebraut. Zum Wohl!

Hardy Heimburger, Kontakt per Email unter:heimburgerhardy@gmx.de

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