Global Player in der Provinz: Selbst DHL rührte in Person von Lisa-Maria Förster und Thomas Fischer unlängst in Grimma die Werbetrommel für seine Ausbildungsangebote.Foto: Roger Dietze

REGION. Azubis stehen nach wie vor – quer durch alle Branchen – hoch im Kurs. Entsprechend nutzen Großkonzerne ebenso wie kleine Handwerksbetriebe jede sich ihnen bietende Möglichkeit zur Präsentation.
Der Platz wird langsam knapp. Bei der Anfang Februar zum vierten Mal in Grimma über die Bühne gegangenen Azubi- und Studienmesse musste der Veranstalter, das Bildungs- und Sozialwerk (BSW) Muldental, sogar das Foyer der Muldentalhalle miteinbeziehen. Denn die 75 regionalen und überregionalen Handwerksfirmen und Unternehmen, die der Einladung in die Grimmaer Veranstaltungsörtlichkeit gefolgt waren, stellen noch einmal einen Zuwachs von über zehn gegenüber dem vergangenen Jahr dar. „Die Nachfrage wird nicht zuletzt des im Entstehen begriffenen neuen Grimmaer Gewerbegebiets wegen weiter steigen, sodass wir im nächsten Jahr die Bühne und vielleicht auch noch die Tribüne miteinbeziehen oder die Veranstaltung sogar auf zwei Tage ausweiten werden“, berichtet Nicky Göttner, seines Zeichens Bereichsleiter Grimma des BSW, der in der Stadt Grimma einen kongenialen Partner für seine Messe gefunden hat. „Den persönlichen Austausch kann das Internet nicht ersetzen“, so BSW-Geschäftsführer Christian Kamprad.
Und um in eigener Sache die Werbetrommel zu rühren, kann der direkte Kontakt auch von Vorteil sein. Mächtig trommeln muss diesbezüglich seit einiger Zeit auch Bernd Bubnik, Restaurator und Gestalter im Maurerhandwerk, der auf der Azubi- und Studienmesse zum zweiten Mal vertreten war. „Ich hatte bislang zum Glück noch nicht die ganz großen Schwierigkeiten, einen Lehrling zu finden, aber man muss im Handwerk grundsätzlich dranbleiben, da es bei den Jugendlichen nicht mehr allzu hoch im Kurs steht“, so der Trebsener Handwerker. Immerhin 1442 Ausbildungsverträge für das Ausbildungsjahr 2018/19 wurden im vergangenen Jahr im Handwerkskammerbezirk Leipzig abgeschlossen, wobei 324 der Azubis junge Frauen sind. „Während die Zahl der Ausbildungsplätze im Landkreis Leipzig gegenüber dem Vorjahr leicht von 416 auf 397 gesunken ist, war zu Beginn des Ausbildungsjahres 2017/18 der Zuwachs an Lehrverträgen mit einem Plus von über 15 Prozent überdurchschnittlich hoch“, berichtet Kammersprecherin Andrea Wolter, der zufolge sich an den beliebtesten Ausbildungsberufen wenig geändert hat. Angeführt wird die „Hitliste“ der Ausbildungsberufe vom Kfz-Mechatroniker (245 Lehrverhältnisse), auf den mit einigem Abstand Elektroniker (124), Friseur (112) und Tischler (83) folgt. „Nach wie vor suchen viele Handwerksbetriebe in der Region Fachkräftenachwuchs“, so Wolter.
Noch mehr drückt diesbezüglich der Schuh in der Pflegebranche, wie Simone Kroll von der AWO Pflege- und Betreuungs gGmbH bestätigt, die an ihren fünf Standorten in Colditz, Bad Lausick, Brandis, Döbeln und Dahlen ab dem 1. September insgesamt wieder 15 Ausbildungsplätze in den beiden Bereichen Pflegehilfs- und Pflegefachkraft zu besetzen hat. Was laut der Pflege-Bereichsleiterin jedes Jahr aufs Neue einem Kraftakt gleichkommt. „Die Stellen sind sehr schwer zu besetzen, und obgleich sich seitens der Politik bei der Pflege derzeit einiges hin zum Positiven entwickelt, sind diese Berufe noch immer nicht attraktiv genug“, erklärt Kroll.
Und Attraktivität ist ein wichtiger Aspekt in Zeiten, in denen das Lehrstellenangebot weiter steigt. Kamen der Arbeitsagentur Oschatz zufolge im Landkreis Leipzig im abgelaufenen Berichtsjahr (Stichtag 30. Sept. 2018) rein rechnerisch 1,3 Bewerber auf eine betriebliche Lehrstelle, so waren es im Jahr zuvor 1,5. „Nach wie vor suchen Betriebe händeringend Nachwuchskräfte“, so Arbeitsagenturchefin Cordula Hartrampf-Hirschberg.
Beleg dafür sei der erneute Anstieg der gemeldeten betrieblichen Lehrstellenangebote. Als Folge des Nachwuchskräftemangels hätten sich in der jüngsten Vergangenheit viele Betriebe besser auf die Gruppe der Bewerber mit Hauptschulabschluss ausgerichtet. „An der richtigen Stelle und nach den persönlichen Stärken eingesetzt, sind Hauptschulabgänger gute künftige Fachkräfte für die Unternehmen, und immer mehr von ihnen nutzen diese Chancen“, so Hartrampf-Hirschberg, der zufolge das angebotene Portfolio der Berufsberatung unterschiedlich genutzt wird. „Nicht jeder, der die Informationsangebote der Berufsberater in Anspruch nimmt, schaltet die Arbeitsagentur respektive das Jobcenter auch aktiv bei der Lehrstellensuche ein“, so die Arbeitsagenturchefin. Denn viele Kontakte zum späteren Ausbildungsbetrieb würden bereits während der Schulzeit etwa über Ausbildungsmessen oder Praktikaeinsätze geknüpft.
„Trotz oder vielleicht gerade wegen der insgesamt guten Marktlage ist die Berufsberatung nach wie vor ein fester Partner bei der Berufswahl, sei es persönlich oder online, wobei sich der elektronische Weg weiter entwickelt hat.“ Roger Dietze

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