Voller Vorfreude auf das Disputations-Jubiläum: Die Ensemblemitglieder von Calmus und amarcord sowie Kulturbügermeisterin Dr. Skadi Jennicke (vordere Reihe, 4.v.r.), Bachfest-Intendant Dr. Michael Maul (3.v.r.) und Thomaspfarrerin Britta Taddiken (r.) bei der Programmpräsentation im Sommersaal des Bach-Museums. Foto: hb

Vom „musikalischen Soundtrack zur Reformationsgeschichte mit hohem Gänsehautfaktor“ schwärmt Bachfest-Intendant Dr. Michael Maul. Dieser ist zu erleben im Festkonzert am Thementag „500 Jahre Leipziger Disputation“, das die beiden international preisgekrönten Leipziger Vokal­ensembles Calmus und amarcord am 16. Juni in der Thomaskirche zusammenführt.

Am 27. Juni 1519 begann in der Pleißenburg am Standort des heutigen Neuen Rathauses das als Leipziger Disputation in die Geschichte eingegangene dreiwöchige akademische Streitgespräch zwischen dem Ingolstädter Theologieprofessor Johannes Eck und den Wittenberger Theologieprofessoren Andreas Karlstadt und Martin Luther. Es bewirkte den endgültigen Bruch Luthers mit Rom.

Das 500. Jubiläum nehmen Stadt und Bach-Archiv zum Anlass für einen Thementag – allerdings bereits am 16. Juni als ein Angebot an die Bachfest-Besucher aus aller Welt. Nachdem sich die Erwartungen an das Reformationsjubiläum 2017 mit seiner zehnjährigen Vorbereitungszeit nicht vollumfänglich erfüllt hatten, erhofft sich Leipzigs Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke diesmal „einen Pik“ bei den Tourismuszahlen. Und Dr. Michael Maul ergänzt: „Ich wünsche mir, dass sich viele bewusst werden, dass es eine einmalige Gelegenheit ist“ – und zielt damit auf den Höhepunkt des Disputations-Thementages: das Festkonzert.

Ab 17 Uhr bringen in der Thomaskirche, dem Ort des Gottesdienstes zur Eröffnung des Streitgesprächs vor 500 Jahren, Calmus und amarcord gemeinsam mit den Sopranistinnen Anna Kellnhofer und Isabel Schicketanz Antoine Brumels Missa „Et ecce terrae motus“ zu Gehör. Bei diesem Werk könnte es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um jene zwölfstimmige Messe gehandelt haben, die die Thomaner unter Thomaskantor Georg Rhau vor der Disputation zur Aufführung brachten, verweist Bachfest-Intendant Maul auf eigene Forschungen.

Mit Brumels „Erdbebenmesse“ hatten die Sänger von Calmus und amarcord bereits vor zwei Jahren erstmals einen gemeinsamen künstlerischen Weg beschritten. „Ein supergutes Stück“, zeigt sich Calmus-Bariton Ludwig Böhme begeistert. „Es wird nicht langweilig. Man entdeckt immer wieder Neues daran.“ amarcord-Bassist Daniel Knauft freut sich ebenso wie Ludwig Böhme auf das Festkonzert, auf eine „Auseinandersetzung mit musikalischen Mitteln.“ Bachfest-Intendant Maul habe bei der Programmgestaltung auf einem „Disputationscharakter“ bestanden.

Und so erklingen neben Brumels Meisterwerk der Chorsinfonik auch Motetten, Choräle und Spottlieder aus der Zeit der Reformation von Josquin des Préz, Ludwig Senfl, Johann Walter und anderen. Calmus mit Sopranistin Anja Pöche als einzigem weiblichen Mitglied übernimmt dabei den „lutherischen“ Part, dem komplett männlich besetzten Ensemble amarcord fällt die Rolle des Gegenspielers Eck zu. Daniel Knauft, augenzwinkernd: „Ohne Frau. Wir bleiben treu katholisch.“

Heiko Betat

Karten für das Festkonzert am 16. Juni gibt es im Vorverkauf. Einen akustischen Vorgeschmack auf das zu Erwartende liefert die jüngst bei Carus erschienene CD beider Formationen: „Leipziger Disputation“.

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