Er genießt eine Auszeit am Karl-Heine-Kanal in Leipzig: HHL-Rektor Prof. Stephan Stubner spricht dabei über das Forschen und das Unternehmertum. Foto: J. Wagner

LEIPZIG. Ja, er kann sich noch gut an seinen ersten Tag als Student an der damaligen Handelshochschule Leipzig erinnern. Inzwischen ist er als Professor der erste Mann an der HHL Graduate School of Management: Professor Stephan Stubner hat die HHL gewissermaßen im Blut.

„Die Verbindung zur Hochschule, nach Leipzig ist niemals abgebrochen“, blickt er nachdenklich zurück. Mit einem Kaffee in der Hand, am Rande des Karl-Heine-Kanals, die altehrwürdige HHL (die ja im Jahr 1898 als private Handelshochschule gegründet wurde) im Rücken, erzählt der gebürtige Münchner: „Ich habe am Anfang sogar Urlaub genommen, damit ich in Leipzig als Hochschullehrer Kurse geben konnte.“ Denn die (berufliche) Karriere des Prof. Stephan Stubner weist schon einige interessante Biegungen auf – vom gelernten Industriekaufmann über den HHL-Studenten bis hin zum Start-up-Unternehmer, der einst als Geburtshelfer von Marken wie Trivago wirkte.

„Irgendwann habe ich dann ein klassisches Ausschlussverfahren gemacht“, erzählt er mit einem Lächeln: „Und mir die Frage gestellt: Wo will ich im Alter von 50 Jahren nicht sein? Nun, da hatte ich schon das Glück, in viele verschiedene Bereiche einmal Einblick gehabt zu haben.“ Die Entscheidung für die Lehre und die (Wirtschafts-) Wissenschaft lag dann irgendwie nahe: „Das Forschen hat mich schon immer gereizt. Wenn man über ein interessantes Thema in Ruhe nachdenken und forschen kann. Das Schaffen von neuem Wissen – und auch das Vermitteln von diesem neuen Wissen.Dies ist das Schöne an diesem Beruf.“ Was dann eben dazu führte, dass er dann vor gut einem Jahrzehnt seinen Urlaub in Leipzig verbrachte, ganz vorne im HHL-Hörsaal.

„Als Stift bei Siemens hatte ich in der Zeitung von der Neugründung der Handelshochschule Leipzig gelesen. Das fand ich spannend und da wollte ich hin“, erzählt Prof. Stephan Stubner vom Beginn einer Leidenschaft, die inzwischen gut zwei Jahrzehnte anhält. Deshalb kennt er „seine“ Hochschule quasi aus dem Effeff und weiß so ganz genau, wovon er redet, wenn er von der „DNA der HHL“ spricht, „von diesem unternehmerischen Ansatz, der da einfach drinsteckt“. Und der ihm natürlich absolut entgegen kommt …

Dennoch – Prof. Stephan Stubner musste schon überlegen, dass man ihm die Nachfolge von Rektor Prof. Andreas Pinkwart angetragen hatte. Die Gründe dafür sind alles andere als gewöhnlich, sondern charakterisieren einen wachen, kritischen, reflektierten Geist: „Das ist eine Situation, in der man auch mal das eigene Ego zurückstellen und über eine wichtige Frage nachdenken muss: Was ist gut für die HHL?“ Es folgten nach der Überraschung ob der Anfrage viele Gespräche – natürlich auch mit der Familie – und nach zehn Tagen die Entscheidung: „Ja, ich mach‘s. Ja, ich habe eine Idee davon, wo die Reise hingehen kann.“

Ganz von ungefähr kommt diese Herangehensweise aber nicht – immerhin ist Prof. Stephan Stubner nicht zuletzt seit 2013 Inhaber des Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG Lehrstuhls für Strategisches Management und Familienunternehmen an der HHL Leipzig Graduate School of Management: „Gerade bei der Forschung zum Thema Strategie muss man ja die Dinge zur Disposition stellen.“ Und mit einem Lächeln ergänzt er: „In der Wissenschaft stellt man ja immer eine Hypothese auf und sucht nach Dingen, die diese bestätigt oder widerlegt. Oder einfacher gesagt: Wenn man etwas nicht genau weiß, muss man es ausprobieren.“

Inzwischen ist seit der Übernahme des HHL-Rektorenpostens mehr als ein Jahr vergangen. Und ja, den Berg an Aufgaben hat er wahrlich nicht überschätzt – eher im Gegenteil. Aber der Spaß und die Leidenschaft, mit der er ans Werk geht, ist geradezu mit den Händen zu greifen. Dann spricht Prof. Stephan Stubner von den neuen, interdisziplinären Ansätzen, die sich in den Wirtschaftswissenschaften im Allgemeinen und an der HHL im Besonderen bemerkbar machen.

Und auch immer wieder von der Strahlkraft, der Verantwortung dieser Hochschule im Herzen Leipzigs. „Es ist doch das Wichtigste überhaupt, dass wir in der Gesellschaft über das Unternehmertum sprechen“, überlegt er und ergänzt: „Ich finde, dies muss schon an den Schulen losgehen – wann spricht man da schon mal über Geld?“ Es wird schon deutlich – dieses Thema Unternehmertum liegt dem HHL-Rektor am Herzen. Eben weil er ganz praktische Erfahrungen mitbringt und gelernt hat: DEN Unternehmer gibt‘s nicht: „In der Wirtschaft findet man so viele unterschiedliche Ansätze und über all diese denken wir an der Hochschule nach. Deshalb ist die HHL schon ein guter Punkt, um dieses Unternehmertum in der Region zu stärken.“ Genau darüber denkt er immer wieder nach – wie bekommt man dieses wissenschaftliche Know-how unter die Menschen?

Es sind so viele spannende Stichworte, die Prof. Stephan Stubner ganz entspannt am Karl-Heine-Kanal aufzählt: Das Thema „Fehlerkultur“ („Es gibt zu jeder Lehrveranstaltung eine Evaluierung, in der eben auch das Feedback der Studenten gefragt ist“, berichtet er dazu aus dem Leipziger Hochschulalltag), aber auch ein Bekenntnis zum Gestaltungswillen. Vielleicht liegt auch genau bei Letzterem ein wichtiger Grund, warum er sich für diesen Posten als Rektor entschieden hat: „Dies ist das Wunderbare an der HHL: Hier kann man schnell auf neue Herausforderungen und Erkenntnisse reagieren …“ J. Wagner

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